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2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Aufzeichnungen davon erfahren. Seither nannte sie ihn einen Mental-Dislokator. Ohne diese besondere Fähigkeit tobte der Krieg der Kybb-Völker noch immer und wäre nur mit extremer Waffengewalt zu stoppen gewesen, also mit noch mehr Leid.
    Gon-Orbhon, dieses humanoide Kunstgeschöpf, konnte sein Bewusstsein vom Körper lösen und wohl jedes andere Wesen mit seinem Geist übernehmen. Lyressea glaubte, dass Gon-Orbhon diese Fähigkeit gezielt mit auf den Weg gegeben worden war, nur: Wer hatte ihn erschaffen? Der Schutzherr wusste es nicht. Wirklich nicht oder schwieg er aus Gründen, die Lyressea nicht nachvollziehen konnte? Sie hatte schon an ES geglaubt, diese Überlegungen aber letztlich wieder verworfen.
    Obwohl die Superintelligenz bisher stets darauf geachtet hatte, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Wer auf Seiten der Kosmokraten stand, aber dennoch nicht auf Gedeih und Verderb mit ihnen paktierte, musste zwangsläufig vorsichtig sein. Vor allem, wenn er nicht zur leichten Beute der Chaosmächte werden wollte. Homunk hatte sogar von einem negativen Bewusstseinsinhalt gesprochen, den ES in sich trug, von Anti-ES. Und ebenso von einem zweiten Boten namens Ahn-Visperon, der sich der Aufgabe widmete, die Schmetterlinge von Talanis zu behüten.
    Lyressea schreckte aus ihren Überlegungen auf. Für einen kurzen Moment hatte sie zu spüren geglaubt, dass Kharzani sie belauerte. Ihre Gedanken kehrten von den kosmischen Ereignissen zu Gon-Orbhon zurück.
    Sie wusste nun, dass er seinen Geist in nahezu beliebig viele Aktionsquanten aufspalten konnte. Je kleiner diese Bruchstücke seines Selbst wurden, desto schwächer wurde natürlich ihre Kraft. Ab einer gewissen Aufsplitterung ergab das keinen Sinn mehr. Gon-Orbhon hatte jedoch während seiner Befriedung der Kybb gelernt, einige tausend Personen zeitgleich seinem Willen zu unterwerfen. Und das über die Entfernung von einem halben Lichtjahr hinweg. „Mit der Beendigung aller Auseinandersetzungen ist es natürlich nicht getan", sagte Tagg Kharzani schleppend. „Jeder von uns weiß, dass wir den Kybb-Völkern ebenso wie ihren Opfern eine neue Perspektive geben müssen.
    Jeder soll seine Chance zur Integration erhalten."
    Lyressea nickte schweigend. „Ich stehe dazu, dass die Kybb-Völker potenziell wertvolle Helfer für uns sein werden."
    Seit Kriegsende predigte Kharzani diesen Satz. Und ebenso lange hielten Lyressea und ihre Geschwister genau das für eine schwere Fehleinschätzung. Aber mit dieser Ansicht standen sie allein. Sowohl Gimgon als auch Gon-Orbhon hatten sich demonstrativ hinter Kharzani gestellt und nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen, dass Integration immer und unter allen Umständen der richtige Weg sei.
    Anfangs eher scherzhaft hatte jeder Tagg Kharzani den Herrn der Kybb genannt, den Herrn der Kyberneten -eine Zuweisung, die von den Schildwachen bis heute nicht als amüsant empfunden wurde. Ihre instinktive Abneigung gegen diese Entwicklung, wobei sie allerdings keine vernünftigen Argumente vorweisen konnten, hatte beklemmende Züge angenommen. Denn die integrierten Kyberneten-Völker waren mittlerweile überall anzutreffen, in den Satellitengalaxien Amringhar und Kyranghar ebenso wie im Sternenozean von Jamondi, im Haufen von Arphonie, einfach weit verstreut.
    Die neueste Entwicklung, die Lyressea mit noch größerem Unbehagen erfüllte, war die Gestalt annehmende Dankbarkeit der Kybb. Die Stachelhäuter und Dankbarkeit, das war für Lyressea beinahe wie Feuer und Wasser, aber zugleich verwünschte sie sich selbst für diese Voreingenommenheit. Im Arphonie-Haufen nahe Talan errichteten die Kyberneten jedenfalls ein monströses Bauwerk, und deshalb hatte sie Tagg Kharzani aufgesucht.
    Zum allerersten Mal bekam seine Höflichkeit einen winzigen Knacks. „Zerbrich dir nicht den Kopf eines Schutzherrn!", sagte er rau, fügte aber sofort hinzu: „Natürlich verstehe ich deine Bedenken, Lyressea. Aber ich kann dich beruhigen: Das Schloss Kherzesch wird mein persönliches Refugium. Ich habe die Absicht, nach seiner Fertigstellung einzuziehen."
    Beruhigt? Nein, Lyressea glaubte nicht, dass sie das wirklich schon war.
    Ihre innere Unruhe verlor die Schildwache auch in den Folge jähren nicht, obwohl gerade die Entwicklung im Arphonie-Haufen keinen Anlass zur Besorgnis gab. Vielmehr schien mit Tagg Kharzanis Anwesenheit ein besonderer Hort des Friedens entstanden zu sein. Neun Jahre währte dieser Friede nun schon. Trotzdem wurden die

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