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2248 - Friedenskämpfer

Titel: 2248 - Friedenskämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Betrachtungen versunken war, spürte Lyressea, dass sie nicht mehr allein war. Da war dieses prickelnde Gefühl wieder, das sie an ihr Erwachen erinnerte. „Dir gefällt, was du siehst?" Völlig lautlos war der Mann erschienen. „Diese Welt heißt eigentlich Ambur, die Stadt ist Ambur-Karbush." Er lachte leise. „Aber ich nenne unsere Heimat lieber Wanderer, Schwester. Du kannst den Namen benutzen oder nicht, mir ist es gleich."
    „Schwester", hatte er gesagt. Lyressea reagierte wie elektrisiert. Das war etwas, das sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte, seit sie sein Gesicht zum ersten Mal wahrgenommen hatte. „Wozu bin ich hier?", fragte sie stockend. „Um das zu erleben, wozu ich gesandt wurde. Ich bin Homunk", sagte der Mann. „Und ich habe den Auftrag, euch zu vervollkommnen."
    Gewohnheit, Lyressea, ist der Feind jeder Evolution. Ihre Begleiter sind Unaufmerksamkeit und Stagnation und, daraus resultierend, eines Tags der Tod.
    Aber ihr wurdet nicht für den Tod geschaffen, sondern für das Leben. Ich sehe deine Zweifel, Catiaane, ebenso deine brennenden Fragen, Eithani. Die Antworten darauf werdet ihr selbst finden.
    Auch du, Atjaa. Du spürst schon sehr lange, dass ihr künstliche Geschöpfe seid, doch du verdrängst diese Wahrheit. Schreckst du vor ihr zurück? Keine von euch ist ein seelenloser Roboter - du am allerwenigsten, Metondre.
    Auch kein Androide, Hytath; dein Blut ist so natürlich wie das deiner Geschwister.
    ES hat uns geschaffen. Euch ebenso wie mich. ES mag im kosmischen Reigen noch eine junge Superintelligenz sein, aber ihre Pläne sind groß und ehrgeizig. Ammandul heißt die Galaxis, die unsere Welt Ambur durchfliegt.
    In der äußeren Region dieser Sterneninsel gibt es eine kleine gelbe Sonne mit zehn Planeten. Amburs Flugbahn berührt alle zwei Millionen Jahre dieses System, dessen dritte Welt, Talan, zu den Schätzen gehört, die es zu bewahren gilt. Das Leben, das sich dort entwickelt hat, wird in ferner Zukunft von großer Bedeutung sein. Wir wurden aus diesem unermesslich wertvollen Genpool geformt.
    Homunk, Bote von ES Seit Jahrzehnten lebte sie mit ihren Geschwistern in der Maschinenstadt, aber jetzt erst verstand sie, was Ambur-Karbush mit Leben erfüllte. Dabei hatte sie dieses Leben von Anfang an wahrgenommen. Es manifestierte sich als wohlwollende und gütige Aura. Nicht greifbar, aber Tag und Nacht gegenwärtig. Keineswegs erdrückend in seiner Präsenz, doch immer da und bereit zu helfen, falls Hilfe benötigt wurde.
    Homunk ist dein perfekter Diener, schoss es Lyressea durch den Sinn. Er lehrt uns alles, was wir wissen müssen.
    Ihr Blick wanderte zu den Sternen hinauf. Die künstliche Nacht war vollkommen. Verheißungsvoll erstreckte sich das verwaschen wirkende Band von Ammandul über den Himmel. Und irgendwo inmitten von Milliarden Sternen wartete eine kleine gelbe Sonne... unsere wirkliche Heimat!
    Ein leises Lachen erschreckte Lyressea. Suchend blickte sie um sich. Aber da waren nur einige Roboter, die von ihr keine Notiz nahmen. Maschinen dieses Typs befassten sich ausschließlich mit Bauarbeiten.
    Ambur-Karbush wuchs stetig. Lyressea hatte bislang keinen Stillstand erlebt. Ihr gefiel diese Stadt. Oft stand sie stundenlang regungslos auf der kleinen Plattform, die eines Tags auf einem Felsüberhang errichtet worden war.
    Ihretwegen? Sie wusste es nicht, aber sie vermutete, dass dem so war. ES musste ihre Sehnsucht gespürt haben.
    Sie mochte es, in die schäumenden Wassermassen ninabzublicken, die tosend dem Meer entgegenstrebten - eine Chiffre von Vergänglichkeit, Leben, Chaos und Beständigkeit.
    Lyressea fröstelte. Mit einer Hand raffte sie ihr Kleid am Hals zusammen und wandte sich um. Ihre nackten Füße huschten über die Straße.
    Da war etwas!
    Sie spürte die Veränderung, undeutlich zwar, aber nicht zu leugnen. Sie war nicht mehr allein. Etwas Fremdes manifestierte sich, was nicht auf diese Welt gehörte.
    Lyressea glaubte, Emotionen wahrzunehmen - triebhafte Gedanken, die einem animalischen Instinkt folgten.
    Raumschiffe näherten sich Ambur ... Die großen, zerfurchten Stahlkästen fächerten in Angriffsformation auf.
    Wer seid ihr?, dachte Lyressea bitter. Was wollt ihr von uns?
    Ihr Geist griff weiter hinaus, verließ Ambur, und zum ersten Mal sah sie ihre Welt aus großer Entfernung: eine mit der Weltraumschwärze verschmelzende Scheibe. Lyressea tastete weiter. Ihr stockte der Atem, als sie die erdrückende Gegenwart der Fremden und ihren

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