Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Kanzelfenster. Ob Karadan mit den verdammten Kali-Jüngern fertig geworden war? Die Nordkriegerin würde sich nicht um deren Motive kümmern. Sie würde einfach ihre Arbeit tun – und töten. Das konnte sie schließlich am besten.
    Ungeduldig drückte Swamui die Spitze tiefer in Yanns Rücken. Die Haut platzte auf, ein wenig Blut strömte. »Warum dauert das so lange?«
    »Gleich«, stöhnte der Seher. Und tatsächlich: Das Luftschiff hob sich wie von Zauberhand und sie stiegen langsam in das helle Blau des Vormittags auf. Swamui hielt sich mit der Linken krampfhaft am Tisch fest. Es war sein erster Flug. Das Gefühl, nichts als ein bisschen Kabinenboden zwischen sich und der tödlichen Tiefe zu haben, war Schwindel erregend.
    Tödliche Tiefe? Sie schwebten gerade mal drei Mannslängen über dem Boden! Aus dieser Höhe konnte ein Speer sie immer noch herunterholen. »Höher hinauf!«, forderte Swamui.
    »Du hast die Gondel zu schwer beladen«, erklärte der Mann im grauen Gewand. »Um höher aufzusteigen, müssten wir die Aufwinde über dem Meer nutzen.«
    »Du lügst doch!« Swamui ärgerte sich, dass er nicht mehr über dieses Luftgefährt wusste. Wie sollte er prüfen, ob der Verrückte die Wahrheit sagte?
    »Dann mach es doch selbst, du fettes Nilpferd!«, fuhr der Grauhaarige auf.
    Swamui zuckte zusammen. Fettes Nilpferd? Zwar kannte er das Tier nicht, aber es war sicher eine Beleidigung. »Ich schneide dir einen Finger nach dem anderen ab, wenn du nicht ehrerbietiger bist! Ich will nicht zum Meer, dazu müssten wir ja über das Dorf hinweg! Flieg ins Landesinnere!«
    Yann klang nun tatsächlich ehrerbietiger: »Uns bleibt keine Wahl. Wenn die Dampfmaschine erst einmal auf vollen Touren läuft, können wir aus eigener Kraft höher steigen.«
    Swamui dachte kurz nach, dann grunzte er zustimmend.
    Sie flogen auf einer gleich bleibenden Höhe dahin, keine acht Meter über dem Grund. Natürlich zogen sie alle Blicke auf sich, und unter ihnen rotteten sich empörte Dörfler zusammen und warfen mit Steinen. Einige schlugen gegen die Gondel und ein besonders großer zerschmetterte die Frontscheibe und rollte vor Swamuis Füße. Der Guhru nahm ihn auf und warf ihn zurück in die tobende Menge.
    »Was wärt ihr ohne mich?!«, brüllte er in die Tiefe. »Ihr solltet mir dankbar sein! Ihr verblendeten Schakaals!«
    Sie schwebten in einem weiten Bogen am Rand des Dorfes entlang und kamen endlich über offenes Wasser. Geschafft!
    Jetzt waren sie außerhalb der Reichweite von Speeren. Swamui trat an die Innenreling und blickte hinaus aufs Meer.
    Tatsächlich gewannen sie jetzt rasch an Höhe; die Wasserfläche lag schon gute fünfzehn Meter unter ihnen.
    »Flieg an der Küste ent-« Swamui hatte sich zu Yann umgewandt – und stockte mitten im Wort. Der Platz am Ruder war leer! Der Seher kniete am Boden, wo er eine Luke geöffnet hatte. Und nun machte er Anstalten, über Bord zu springen! Er musste wahrhaftig verrückt sein!
    »Hey!« Swamui schwang seine Macheta, doch Yann entwischte ihm um Haaresbreite, stürzte durch die offene Bodenluke nach unten, hinein in die strahlend blaue See.
    Swamui trennte ihm lediglich ein Stück Saum vom grauen Gewand, das langsam hinter ihm herflatterte. »Verräter!«
    Außer sich schlug Swamui mit der Waffe um sich. Dann beruhigte er sich ein wenig. Wut stand ihm nicht. Er atmete tief bis zu den Füßen ein, wie er es in den Yoog-Techniken gelernt hatte. Wäre doch gelacht, wenn ich das Schiff nicht alleine steuern könnte. Aber ich darf nicht weiter steigen. Je höher der Flug, desto tiefer der Fall!
    Entschlossen ging er an die Ventile und drehte sie zu. Eines nach dem anderen. Es schien zu funktionieren; das Luftschiff blieb jetzt auf gleicher Höhe. Er drehte am Steuerrad, und das Schiff schwenkte auf die Küstenlinie ein. Hervorragend! Ich bin ein Genie!, frohlockte Swamui.
    In diesem Moment sprang irgendwo eine Niete ab und bohrte sich schmerzhaft in seine Schulter! Heißer Dampf zischte ins Innere der Roziere. Swamui stolperte rückwärts.
    Zwei weitere Nieten folgten.
    Wischnu…
    Der dicke Induu bedeckte mit den Händen sein Gesicht. Blut lief über seine Nase. Die Maschiin des Luftgefährts produzierte nun die sonderbarsten Geräusche; es klang wie ein kranker Efrant kurz vor dem Kollaps! Swamui bekam es mit der Angst zu tun. Er kroch zu der offenen Bodenluke und schaute nach unten. Aber das Meer war nun so tief unter ihm, dass er nicht zu springen wagte.
    Schließlich begann der

Weitere Kostenlose Bücher