2262 - Der Submarin-Architekt
Niemand weiß, worum es sich bei diesen Gebilden handelt, was sie sind, was sie wollen und wieso es sie in Arphonie gibt. Es sind uns keine Regeln bekannt, wann sie Raumschiffe angreifen und wann nicht."
„Bist du sicher, dass es sich wirklich um einen Zufall handelt?", wollte der Fremde namens Atlan wissen. „Ja." Hundertprozentig sicher war sich Remo Quotost aber nicht.
Remo Quotost änderte mehrfach den Kurs. Seine Gäste wurden langsam ungeduldig, deshalb versuchte er, es möglichst unbemerkt zu tun. Sie registrierten es dennoch.
Selbstverständlich gab es auch in der Unterwasserkultur von Graugischt Geheimnisse, die keinen Fremden etwas angingen.
Sie sind erfahren und weise, sagte er sich. Deshalb werden sie Verständnis dafür aufbringen und keine Fragen stellen, die ich ihnen nicht beantworten darf.
Dafür bescherte er ihnen in der letzten Dreiviertelstunde einen geraden Kurs, der den Gischter direkt zur Orakelstadt brachte. In einem Radius von dreihundert Kilometern um das Heiligtum existierten keine Submarinen Sphären, keine Werften oder andere Bauwerke, denn dieser Bereich galt als Sperrzone. Außer den Schota-Magathe und dem Tenn durfte hier keiner ohne vorherige Erlaubnis Zutritt nehmen.
Sie werden mir hinterher böse sein, denn ich vergeude ihre Zeit, dachte er. Die Schutzherrin wird sie empfangen, aber sie werden mit ihrem Anliegen keinen Erfolg haben. Krieg ist die falsche Welle ...
Noch war es Zeit, es ihnen zu sagen und umzukehren. Mehrfach lag es Remo Quotost auf der Membran, aber jedes Mal schluckte er die Worte hinunter. Vielleicht änderte Carya Andaxi ihre Meinung, wenn sie die Schildwache sah und mit ihr über die Vergangenheit sprach und darüber, welche Richtlinien für die Zukunft festgelegt werden mussten.
Eines stand für den Submarin-Architekten fest, und darin stimmte er mit dem Shozidengeneral überein. In Arphonie würde erst Frieden einkehren, wenn Tagg Kharzani nicht mehr lebte. Dieser Wahnsinnige war ein Bündnis mit dem schlimmsten Feind der Schutzherren eingegangen und hatte dadurch vermutlich mehr Unheil über die Sternhaufen gebracht, als alle anderen Krieger des Universums zusammen.
Der Gischter erreichte den Nordkorridor. Remo Quotost nahm nach und nach die Geschwindigkeit zurück. In geringem Abstand flog das Fahrzeug über der spiegelnden und heute ausgesprochen ruhigen Wasseroberfläche entlang. Die Wellen stiegen an diesem Mittag nur fünf Meter hoch. „Gleich sind wir da", sagte der Submarin-Architekt .
An der Krümmung des Horizonts tauchte ein erster, dunkler Schatten auf
11.
Wir sahen ein Atoll, das aus dem ungefähr hundert Meter tiefen Wasser wuchs und bis knapp unter den Wasserspiegel reichte. Den Durchmesser des annähernd kreisrunden Riffs schätzte ich auf drei bis vier Kilometer. In seiner Mitte ragten Felsformationen aus dem Ozean, in die der Wellengang tiefe Rinnen und Kanäle gewaschen hatte.
Fast gleichzeitig mit diesen Eindrücken tauchte der Gischter in den Ozean ein und sank ziemlich schnell abwärts. Erst in einer Tiefe von etwa fünfzig Metern bremste der Submarin-Architekt das Fahrzeug ab. Langsam drifteten wir dem Atoll entgegen, das als dunkle Wand vor uns aufragte und unser ganzen Blickfeld ausfüllte.
Bei genauerem Hinsehen entdeckten wir Durchlässe und Tunnel, hinter denen es hell schimmerte.
Remo Quotost lenkte den Gischter in eine der Öffnungen. Es passte gerade so hindurch. Der Toron Erih schien die Passage öfter zu befahren. Er streifte kein einziges Mal einen der vorstehenden Korallenstrünke.
Dann war der Gischter auch schon durch, der Submarin-Architekt hielt an.
Vor uns ragte ein Labyrinth aus senkrechten Mauern auf, die Blöcke von einem grauschwarzen Stein, dessen Politur teilweise noch immer zu erkennen war. Mein Blick wanderte die fünfzig Meter hinauf zur Wasseroberfläche. Nach oben zu wurde das Bauwerk immer schmaler, die Spitze ragte über das Meer hinaus und bildete die ausgewaschene Felsformation, die wir beim Anflug gesehen hatten. „Willkommen in der Orakelstadt!", sagte Remo Quotost.
Die Stadt der Ozeanischen Orakel also! Augenblicke später sahen wir sie. Sie bildeten kleine Gruppen von bis zu einem Dutzend scheinbar formloser Brocken. Der Eindruck täuschte und entstand, weil die Körper entspannt und teilweise in seltsamen Verrenkungen durch das geheimnisvoll glitzernde Wasser trieben.
Die Ozeanischen Orakel in einer eigenen Stadt. Ihr Verhalten im Wasser des Atolls zeigte, wie sehr sie
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