2263 - Das Ding aus dem All
Schleier vor seinen Augen löste sich auf.
Er sah taumelnde Gestalten um sich herum, die Schota-Magathe. Ihr Gleichgewichtssinn war gestört. Der Druck an seinem Arm stammte von einem der Jüngeren aus diesem Volk, der sich mit seinem Mund auf seiner Haut festgesogen hatte.
Langsam klärte sich auch ihr Bewusstsein. Mühsam orientierten sie sich, umringten ihn erneut, als wollten sie ihn schützen.
Der Toron Erih hielt nach dem Gischter und Riharion Ausschau. Er fand sie nicht. Die Erkenntnis ließ ihn an seinem Verstand zweifeln.
Die Teleportation ist misslungen!
So etwas hatte es nach seinem Wissen auf Graugischt noch nie gegeben. Ab und zu stimmte die Länge der Strecke nicht ganz, besonders wenn es um den halben Planeten herum zu den anderen Kaminen und Habitaten ging.
Aber das hier... „Was ist geschehen?"
„Wir wissen es nicht", lautete die Antwort der Schota-Magathe. „Etwas hat uns gestört, ein Einfluss in der Nähe, etwas Fremdes." Die Ozeanischen Orakel bewegten sich heftig wie unter einem plötzlichen Schmerz. „Geh nicht nach Lathor. Wir können den Tod spüren."
„Aber ich will nach Riharion!"
Sie versuchten es, aber es funktionierte nicht.
Remo setzte sich mit der Leitstelle in Verbindung, schilderte ihr Problem. „Könnt ihr mich anpeilen? Wenn ja, dann schickt uns ein Tauchboot. Irgendetwas stimmt nicht."
„Wir erfahren soeben, was da nicht stimmt", lautete die Antwort eines Subingenieurs. „Ungefähr zweihundert Kilometer südöstlich von Lathor ist der, Kontakt zu den Besatzungen der Suchboote abgebrochen. Der automatische Datenaustausch läuft noch, aber die Karoky und Toron Erih melden sich nicht mehr. Es sind zwei Gischter unterwegs, die das untersuchen sollen."
Etwas Fremdes, vage, kaum fassbar!, wisperten die Worte der Schutzherrin in seinem Bewusstsein. „Einer der Gischter kommt in eurer Nähe vorbei. Er nimmt euch auf."
Remo hielt die Verbindung aufrecht. Sie warteten ziemlich lange, was er mit der Vorsicht erklärte, die sie bei dieser Fahrt an den Tag legten. Er selbst hätte sich auch nicht anders verhalten.
Endlich tauchte der Schatten über ihnen auf, und sie schwammen an Bord. Der Gischter stieg steil nach oben und kehrte in den Luftraum über dem Meer zurück.
Der zweite Gischter meldete sich. Er hatte das Zielgebiet inzwischen erreicht. „An der Wasseroberfläche treiben tote Karoky und Toron Erih."
Remo Quotost klammerte sich an eine der Haltestangen, die sich in halber Höhe durch den Fahrgastraum zogen.
Jemand hat sie an die Oberfläche geschleudert, wo sie an der Luft erstickt sind! „Schickt weitere Tauchboote und Gischter!", ordnete der Submarin-Architekt an. In der Leitstelle hatte man das Problem bisher offenbar unterschätzt. „Zwei, drei Dutzend. So gut es geht, greift auf bewaffnete Einheiten zurück."
Die Schota-Magathe umringten ihn. „Wir haben uns so weit erholt. Für eine kurze Distanz reicht es."
Er faltete seine Schwingen zusammen und hielt ihnen seine Arme hin.
Diesmal blieb der Tunnel schwarz.
Eine halbe Stunde dauerte es, bis sie das Ausmaß der Katastrophe erfuhren. In einem Bereich von sechs Kilometern Durchmesser bot sich den Suchmannschaften ein entsetzliches Bild. Alle Besatzungsmitglieder der Fahrzeuge waren tot, Hunderte Toron Erih und Tausende Karoky. Eine Todesursache ließ sich nicht feststellen.
Organisch waren die Toten unversehrt, wie der Obduktionsscan ergab. Es sah aus, als hätten die Betroffenen einfach aufgehört zu leben.
Remo Quotost wollte bei dieser Bilanz nur noch sterben. Gleichzeitig aber dachte er an Schandor Aquist, dessen Anordnungen unter den Aspekten dieser neuen Bedrohung mit einem Mal sinnvoll erschienen. Flucht in die Tief see, Entvölkerung der Städte, Dezentralisierung der Bevölkerung zur Arterhaltung.
Dies offenbarte völlig neue Qualitäten seines Stellvertreters, die sie in einer solchen Situation gut brauchen konnten.
Aquist weilte inzwischen in Chongym und beschäftigte sich mit der ihm anvertrauten Aufgabe, die Funkrelaiskette zu den übrigen elf Welten des Schattenstaats zu vervollständigen.
Remo beschloss, ihn dabei vorerst nicht zu stören. Wenn er ihn dringend brauchte, konnte er ihn immer noch rufen.
Weitere Meldungen trafen im Gischter ein. Trümmer-Suchmannschaften meldeten sich, sie hätten zum genannten Zeitpunkt seltsame Panikattacken erlebt und wären am liebsten vor Furcht gestorben. Das Phänomen ließ sich auf einen Umkreis von zwölf Kilometern um die Todeszone
Weitere Kostenlose Bücher