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2265 - Die Krone von Roewis

Titel: 2265 - Die Krone von Roewis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kontaktgift über seine Krone gelegt hatte, zu bemerken. Ja. Ganz richtig. Es war seine Krone. Niemand hatte mehr Anrecht, dieses Gebäude sein Eigen zu nennen, als er, Lisch Entber.
    Jeden Fußtritt konnte er blind setzen, jeden Winkel kannte er. Er hatte im Schweiße seines Angesichts repariert, erforscht, renoviert, ersetzt, neu gebaut, angefügt. Seit seiner Kindheit. Nein. Viel länger.
    Seine schwangere Mutter war mit aufgeblähtem Bauch dem Vater hinterhergelaufen und hatte ihm Werkzeug gereicht. Sie hatte Lisch geboren, ihn schreiend auf die Welt gebracht, während ihr Mann an einem Heizungsschaden arbeitete. Zwei Stunden danach war sie bereits wieder an seiner Seite gestanden und hatte ihm geholfen. Die Krone und ihr Funktionieren waren im Familienclan der Entbers stets wichtiger gewesen als das persönliche Wohl. „Aus dem Weg!", knurrte ihn ein dunkelmähniger Artgenosse an und schubste ihn grob beiseite. „Was zur ..." Zorn flammte in ihm auf; er wollte den überheblichen Flohsack augenblicklich zur Rechenschaft ziehen - als er die gelben Passen am Kragen sah. Laerros. Der Patriarch der Mantoll-Gurrads, begleitet von sieben seiner Männer. Und alle waren sie bewaffnet! „Entschuldigung!", brummte Lisch Entber, wich mit gebeugtem Rücken langsam zurück.
    Waffen! In der Krone! Mehr noch als die Angst um das eigene Wohl erschreckte ihn dieser unglaubliche Tabubruch. Er blieb stehen und richtete sich gerade auf. „Warfen sind hier nicht erlaubt, Herr. Ich nehme an, es handelt sich um Attrappen?"
    Augen, zu schmalen Schlitzen verzogen, musterten ihn kurz und verächtlich. Zwei der Männer erhoben Strahler, legten auf ihn an ... „Tötet ihn!", befahl der Patriarch. „Das ist unterster Roewis-Abschaum. Vergeudet nicht zu viel Energie und beeilt euch!"
    Lisch Entber taumelte, geschockt allein von dem Gedanken daran, wie hier mit den ehrwürdigen Traditionen umgegangen wurde. Was musste denn alles passieren, bis die Gurrads zur Besinnung kamen?!
    Die Männer des Mantoll-Imperiums stürmten davon, in Richtung des Zentrumliftes. Einer blieb zurück, entsicherte mit einem Fingerdruck die Waffe, schaltete auf Hochenergie-Modus ...
    Lisch spürte die steinerne Wand hinter sich, machte sich bewusst, wo er sich befand. Er kannte den Gang, er kannte die Mauer. Dies war die Krone, seine Heimat...
    Er tat einen kurzen, fahrigen Handgriff, streichelte gegen den Uhrzeigersinn über einen herauskragenden Granitstein, während sich der Finger des anderen seltsam verlangsamt um den Abzug krümmte.
    Lisch wollte die Augen schließen; konnte es nicht. Er meinte, die Hitze, die seinen Körper zum Verglühen bringen würde, riechen zu können. Glaubte, das rote Wabern aus dem ovalen Lauf bereits sehen zu können.
    Da torkelte der Mantoll-Gurrad, stolperte nach hinten, seines sicheren Halts plötzlich beraubt. Die Falltür öffnete sich, der Strahlschuss fuhr über Lisch hinweg in die Mauer, der Schütze stürzte stumm und verblüfft lotrecht ins Leere.
    Die anderen Mantoll-Gurrads waren mittlerweile außer Sichtweite. Die Gefahr war weg, vorbei.
    Lisch lehnte sich erschöpft an die Wand, schreckte sofort wieder zurück. Der Strahlschuss hatte das Gestein unangenehm erhitzt, die Spitzen seines Rückenfells angesengt. Haltlos fiel er zu Boden, erst jetzt vom Schock erfasst. Die Beine wollten ihn einfach nicht mehr länger tragen.
    Er hechelte, rang nach Luft. Das Denken, die Vernunft war schlagartig wieder da, und ihm wurde bewusst, wie nahe er dem Tode gewesen war: einem Tod, den nun der Mantoll-Gurrad in der Fallgrube erleiden würde.
    Die Krone hatte viele Mysterien, die nur wenige kannten. Und einer, der soeben den Zipfel eines Geheimnisses ein wenig gelüftet hatte, würde nun die Bekanntschaft mit einer Schar hungriger Tentzen machen ... „Keinesfalls!", sagte eine piepsige Stimme auf seine Gedanken hin. Ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte, ertönte. Einmal - und kurz darauf erneut.
    Gucky, der kleine und pelzige Unsterbliche, stand vor ihm. Neben ihm schwebte der Mantoll-Gurrad, bewusstlos und flach atmend, in der Luft. Er blutete aus Dutzenden kleinen und großen Wunden. Sein Becken schien seltsam verschoben; offensichtlich eine Folge des Sturzes hinab in die Dunkelheit. „Alles noch einmal gut gegangen", sagte der Mausbiber. „Deine Gedanken waren so laut, dass sie mich glatt aus dem Verdauungsschlümmerchen gerissen haben. Wer ist das übrigens?" Er deutete mit der riesigen Spitznase auf den

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