2266 - Bastion von Parrakh
Vaters residierte dort, das Sprachrohr des Gottes Gon-O, ein gewisser Auckran.
Er hatte alle Bewohner von Parrakh angewiesen, sich an den Umbauten zu beteiligen, deren Sinn und Zweck ihnen vollkommen schleierhaft waren.
Ich wusste nicht, ob es stimmte. Vielleicht waren das auch nur Gerüchte, die der kindliche Geist des jungen Arvezen schlicht weitertrug.
Konnte ich es riskieren, mich dort einmal umzusehen? Nur für den Fall, dass nicht nur Auckran in der Bastion residierte, sondern auch Gon-Orbhon? Vielleicht war es der Schlupfwinkel dieses Möchtegerngottes?
Ich beäugte die Bastion misstrauisch. Eine kuppelförmige, elegante Erhebung, die sich fünfzig Meter über den Kratersee erhob.
Hatte Bully mir in unserem Versteck nicht ein Holo der Bastion gezeigt, das er in den Rechnernetzen gefunden hatte? Dort war sie viel größer gewesen. Und sie war auch keine Kuppel gewesen, sondern eine Art Tannenzapfen, an der dicksten Stelle dreihundert Meter breit und mehr als zwei Drittel so hoch. „Dom von Parrakh" hatte Bully das Gebilde genannt.
Im gleichen Moment wurde mir klar, dass dieser Dom, den die Arvezen jetzt Bastion nannten, zuerst dort gewesen sein musste. Der Nocturnenstock hatte ihn angeflogen und war dabei havariert - der See mit den Vulkanen hatte sich gebildet.
Also reichte die Bastion unter der Wasseroberfläche noch zweihundertfünfzig Meter tief. Vermutlich war der untere Bereich von erstarrter Lava umschlossen.
Aber weshalb war es zu diesem Absturz gekommen? Was hatte den Stock hierher geführt?
Ich teleportierte zum nördlichen Ende des Kratersees, um mir das Ganze aus einer anderen Perspektive anzusehen. Von meiner Warte in fünfzig Metern Höhe erkannte ich etwas, das vor der düsteren Bastion bis dahin unsichtbar gewesen war.
Eine Art Bohrinsel auf einem künstlichen Fundament, ein seltsames, stacheliges Bauwerk. Die Bastion-Dependance, die wir aus dem Funkverkehr der Arvezen kannten.
Und jetzt begriff ich, dass der Flugverkehr, die startenden und landenden Gleiter, gar nicht die Bastion zum Ziel gehabt und zum Ausgang genommen hatte.
Die Dependance war Mittelpunkt des Treibens.
Im gleichen Augenblick stiegen seltsame Bilder aus der Erinnerung vor meinem geistigen Auge auf.
Das Gebäude kam mir selbstverständlich bekannt vor ...
Ich erstarrte. Das Gebäude erinnerte mich an den „Tempel der Degression" in Terrania, an die Kultstätte, die die Jünger des Gottes Gon-Orbhon auf der guten alten Erde errichtet hatten!
Kultstätte ... Nocturnenstock ... Invasion?, schoss es mir durch den Sinn.
Ich warf einen raschen Blick über den See. Überall herrschte Ruhe und nicht nur wegen der Tageszeit. Die Bastion wirkte unbelebt, wurde anscheinend nicht benutzt. Und der Quarzberg im Mittelpunkt des Sees? Auch dort tat sich rein gar nichts.
Dennoch fühlte ich mich von der Dependance wie magisch angezogen. Der Gleiterverkehr wies darauf hin, dass sich in ihr einiges abspielte. Residierte in diesem Bauwerk wirklich der ominöse Gon-Orbhon?
Ich stöhnte, als mich ein Kribbeln befiel. Mit jeder Faser meines Seins sehnte ich mich nach einem Erkundungssprung in dieses Gebäude. Aber das wäre unvernünftig gewesen, und ich hatte Icho versprochen, mich rein auf Beobachtungen zu beschränken.
Seufzend schaute ich mich um, bis ich einige Kilometer rechts von mir einen Vulkankegel entdeckte.
Ich teleportierte hin und begutachtete meine Wahl.
Ausgezeichnet! Nocturnenstock, Bastion und Dependance waren gleichzeitig im Blick!
Ich kramte in einer Utensilientasche meiner Kombination und brachte eine Minikamera zum Vorschein, kaum größer als der Fingernagel meiner linken Pfote. Die heftete ich in einen Felsspalt und richtete sie so aus, dass die drei Gebilde ständig im Bild waren.
Sie würde in meiner Abwesenheit permanent alles aufzeichnen.
Ein letztes Mal blickte ich zur Dependance, die gerade wieder von einem Gleiter angeflogen wurde, die reinste Einladung, ein Wink mit dem Zaunpfahl ...
Bestimmt war ein hochrangiger Arveze an Bord, der zu einer Audienz geladen war. Aber ich blieb eisern und teleportierte in unser Versteck zurück. Gegenwart...
Beunruhigt sah Auckran, dass der Unmut in der Bevölkerung wuchs. Überall wurde für die Arvezen gesorgt, und als einzige Gegenleistung sollten sie die Umbauten vorantreiben, die von Helfern des Statthalters organisiert wurden.
Aber die Berichte, die Auckran vorlagen, waren eindeutig. Seinen Artgenossen fehlte der Sinn für ihre Tätigkeit. Sie
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