2266 - Bastion von Parrakh
verdrängte diesen Gedanken jedoch gleich wieder. Hatte mir Jan Shruyver nicht oft genug eingetrichtert, dass Selbstvorwürfe und nutzlose Überlegungen nur in die Depression führten?
Ich blickte mich um, wieder im Schutz meines Deflektorschirms, und kratzte mich am Bauch, wo die kleine Duirg-Laus gerade mein Fell putzte. Einige hundert Meter weiter zog ein Liniengleiter vorbei. Ich spürte die Gedanken der Fluggäste.
In den letzten Stunden hatte ich genügend Zeit gehabt, mir die Lage der Zentren auf Pallut genau einzuprägen. Pallut - so hieß der Kontinent, auf dem wir gelandet waren, und wir hätten es nicht besser treffen können.
Zu meiner Rechten befand sich der Energiezaun, hinter dem unser P-Dock lag, mit dem anschließenden Jahrmarkt, der in die Stadt ausfächerte, über der ich schwebte. Dann musste das links von mir der Raumhafen sein, auf dem ich Taff aufgegabelt hatte.
Ich wuchtete mich telekinetisch herum und blickte auf einen gewaltigen See von mehr als hundert Kilometern Durchmesser.
Als wir im Landeanflug gewesen waren, hatte ich nicht viel davon mitbekommen, wegen der Dunkelheit, die zu diesem Zeitpunkt geherrscht hatte. Aber jetzt erkannte ich, was für ein faszinierendes Gebilde das war.
Es gab nirgends Zuflüsse, so dass der See wohl aus Grundwasser und Niederschlägen gespeist wurde. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Interessant fand ich die verschiedenen Objekte, die aus dem See ragten.
Bei einem davon musste es sich um die Bastion von Parrakh handeln, von der wir schon durch den Funkverkehr erfahren hatten. Dort herrschte ein gewisser Verkehr. Ab und zu näherten sich Gleiter, ab und zu flogen welche ab.
Aber es gab ebenfalls einen fünfhundert Meter hohen Berg, der aussah, als bestünde er aus schwarzem Quarz. Und sechs Vulkankegel von bis zu hundert Metern Höhe, die meinen ursprünglichen Verdacht, dass es sich um einen Kratersee handelte, bestätigten.
Besonders der Berg hatte es in sich. Ich blickte auf den Multiscanner an meinem Handgelenk. Richtig: Er meldete das Strahlungsfeld, von dem Malcolm auf der RICHARD BURTON berichtet hatte.
Fünfdimensional, stationär- und stärker, als ich vermutet hatte! Das Jucken in meinem Fell nahm zu.
Ich ignorierte es, fasziniert von dem riesigen Quarzberg, der sich in der Mitte des Sees erhob.
Immerhin hatte Malcolm keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich um einen Nocturnenstock handelte.
Nocturnen in Parrakhon, weit von Fornax entfernt! Ich konnte es noch immer kaum glauben.
Wenn das stimmte, musste der Stock hier havariert sein. Es wies auch alles darauf hin. Das Gebiet konnte nicht auf natürliche Weise enstanden sein. Der Einschlag eines Meteoriten wäre die logischste Begründung gewesen. Aber angesichts des Quarzbergs lag eine andere Erklärung erheblich näher: Der Nocturnenstock hatte den Krater geschaffen.
Das erklärte darüber hinaus den See. Der Nocturnenstock musste eine klassische Bruchlandung hingelegt haben. Die entfesselten Energien waren sicher gewaltig gewesen. Der Absturz hatte die Planetenkruste beschädigt. Das ganze Gebiet war nicht nur stark abgesunken, an mehreren Stellen hatten sich auch diese Vulkankegel aufgetürmt, die hundert Meter über die Wasseroberfläche ragten.
Am liebsten wäre ich gleich in den Nocturnenstock teleportiert, um mir ein Bild von den Vorgängen im Inneren zu machen. Bestimmt gab es dort verheerende Schäden. Immerhin musste bei dem Aufprall Lava ausgetreten und in den Stock eingedrungen sein.
Aber ich hielt mich zurück. Icho hatte Recht. Es wäre noch zu gefährlich gewesen. Erst mussten wir mehr über die Hintergründe erfahren. Ein „Blindsprung" könnte leicht in die Hose gehen, um es einmal mit Bullys saloppen Worten auszudrücken.
Warum der Stock havariert war? War es Zufall, dass sich daneben die Bastion von Parrakh befand?
Welches der Gebilde war älter? Hatte der Stock die Bastion angesteuert, oder war die Bastion erst nach, der Bruchlandung erbaut worden?
Die Bastion faszinierte mich. Sie schien kein so geheimnisumwittertes Gebilde zu sein, von dem man nicht wusste, was einen drinnen erwartete. Nach allem, was wir bisher erfahren hatten, war sie so etwas wie der Regierungspalast von Parrakh.
Nein, das traf es nicht ganz, überlegte ich, während ich einige Dutzend Kilometer auf die Bastion zusprang, so dass ich sie deutlicher erkennen konnte.
Hatte mir nicht Taff erzählt, dass dort das geistliche Oberhaupt der Arvezen lebte? Der direkte Vorgesetzte seines
Weitere Kostenlose Bücher