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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anders zu erwarten gewesen war, endete die Lehrveranstaltung mit einer Prüfung über den gerade behandelten Stoff. Und wie ich es ebenfalls vorausgesehen hatte, scheiterte ich dabei kläglich.
    Koppa ließ Pyr It zwei übermannsgroße, sehr schwere Gebilde aus einem Hinterzimmer schleppen und vor mir aufbauen. In ihrer das Auge irritierenden, dimensionalen Verworfenheit ähnelten sie dem Datenschleier im Halbstock. Doch waren sie kompakter und aus einem anderen Stoff gemacht, der paradoxerweise zugleich flüchtiger und massiver wirkte. „Was, du Unterstand des Unverstands, stellen diese beiden Modelle dar?", fragte Koppa lauernd, an einem weiteren Zwiebelbrot aus seiner unerschöpflichen Ledertasche kauend.
    Trotz des ekligen Anblicks, den die gelben Zähne des Giftzwergs beim Zermalmen der Speise boten, lief mir vor Hunger das Wasser im Mund zusammen. Jedoch wäre mir nicht im Traum eingefallen, ihn zu bitten, mir etwas abzugeben.
    In dem Wenigen, was ich von seiner konfusen, schön rein akustisch kaum verständlichen Vorlesung begriffen hatte, waren mehrere Gegensatzpaare vorgekommen. „Eine Materiequelle und eine Materiesenke?", sagte ich aufs Geratewohl.
    Er stampfte mit dem Fuß auf, was ich zum Zeichen nahm, dass ich richtig geraten hatte. Wütend bewarf er Pyr It mit dem Rest seines Imbisses. Sie nahm das mit gesenktem Kopf hin, wischte sich Fett und Zwiebelringe von den bleichen Wangen und brachte sich hinter einem der Modelle in Sicherheit. „Jaaa ...", sagte Koppa gedehnt, die Augen zusammengekniffen. „Aber was ist was?"
    Ich musste passen. Die Gebilde, deren sowieso kaum fassbare Form sich in einem fort veränderte, mal fließend, mal sprunghaft, mal im Ganzen, mal in Details, lieferten keinerlei Anhaltspunkt.
    Materiequellen strebten danach, zu Kosmokraten erhöht zu werden, während Materiesenken das Potenzial eines Chaotarchen in sich trugen. So viel hatte ich mitbekommen. Beide entwickelten sich aus Superintelligenzen - Erstere aus positiven, Zweitere aus negativen - und standen auf derselben Stufe der kosmischen Evolution.
    Doch wie sie aussahen, noch dazu für jemand wie mich, dessen Existenzform himmeltief unter der von Superintelligenzen angesiedelt war, dessen beschränkte Sinne sie höchstens als vierdimensionalen Abdruck, als schattenhafte Reflexion oder verzerrten Widerhall wahrnahmen - das hatte Koppa mit keinem Wort erwähnt, geschweige denn demonstriert. „Links Quelle, rechts Senke?", schoss ich ins Blaue. Daneben.
    Triumphierend hieb der Professor auf sein Pult. „Nicht genügend", rief er. „Durchgefallen, Student Gon-Orbhon!"
    Der Kristall, der nach der Teleportation verschwunden war, lag plötzlich wieder in meiner linken Hand. Ich würde diese Unterrichtseinheit wiederholen müssen.
    In der Schachtel befanden sich, grob geschätzt, etwa siebenhundert von seiner Sorte ...
    Taumelnd vor Müdigkeit und Entbehrung, verließ ich die zugige Bude durch die Tür und fand mich in der endlosen Halle wieder. An einer Stelle, wo ich, den Schildern und Bildnissen auf den umliegenden Säulen zufolge, noch nicht gewesen war.
    Mit anderen Worten: mindestens zweieinhalb Kilometer von meinem Zimmer entfernt; ohne die geringste Ahnung, in welcher Richtung dieses lag.
    Hätte ich doch mehr der Kristallboxen mitgenommen! Dann wäre ich vielleicht, nach einem oder mehreren Umwegen, zu einem Schulungsraum gelangt, dessen Ausgang im mir bekannten Bereich mündete. Aber so ... blieb nur der Halbstock.
    Jederzeit, hatte mir der Messingenieur vermittelt, konnte ich sein Refugium erreichen. Ich brauchte mir bloß das Gespinst aus Daten vorzustellen, und dann würde ...
    Leicht gesagt; unmöglich zu tun. Wie imaginierst du etwas, das du nicht sehen konntest? Auch nicht im herkömmlichen Sinn hören oder fühlen?
    Ich versuchte, mich an die Musik zu erinnern, an die Furcht erregende Schönheit, ans gräuliche Wabern des Halbraums, an den emotionalen Aufruhr, den ich dabei empfunden hatte ... Vergeblich. Depression umfing mich wie ein Mantel aus schwarzer Nacht. Auch der Messingenieur hatte mich düpiert, mich mit Halbwahrheiten hingehalten und auf subtile Weise verhöhnt.
    Meine Zunge klebte am Gaumen. Die Knie zitterten, die Beinmuskeln signalisierten, mein Gewicht nicht mehr lange tragen zu wollen.
    Ich hob den Blick nach oben. Schon wieder klettern, in diesem entkräfteten Zustand? Wozu? Was sollte ich den Messingenieur fragen?
    Oder doch einfach drauflosmarschieren, mich dabei höchstwahrscheinlich

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