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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mehr.
    Mit den Fäusten trommelte ich gegen den Quarz, bis sie bluteten. Vorbei. Satrugar hatte mich bemerkt.
    Ich wurde an den Beinen zurückgezogen. „Millitron?"
    Doch als ich mich umdrehte, stand da nicht der Roboter, sondern ein Humanoider meiner Größe, muskulös, stark behaart, mit einer Mundpartie, die wie die Schnauze eines Wolfes vorsprang. „Na, na, na", sagte Nick tadelnd. „Wer wird denn abhauen wollen, wo es doch zu Hause so schön ist?"
    Hysterisches Lachen entrang sich meiner Kehle. Ich wusste, dass der Wolfsmann nicht real war, wiewohl ich seinen festen Griff an meinen Knöcheln spürte. Satrugar hatte Nick aus meinen Erinnerungen geholt und Gestalt annehmen lassen.
    Der Stock war nun ebenfalls bei Bewusstsein. Seine mentalen Tentakel tasteten nach meinem Geist. „... nämlich typisch für diese Studenten", erklang eine weitere vertraute Stimme, „da macht man ihnen den Putzbemsel und kümmert sich und rackert sich zum Trottel damit sie's schön haben und was ist der Dank sie hauen ab geben Fersengeld ohne ein Abschiedswort und nicht einmal nein zweimal stehlen sich aus der Verantwortung wie wenn nichts wäre ..."
    Schlacke, der Pedell, schob seinen Besen über den Quarzboden. Ich befreite mich aus Nicks Umklammerung und setzte mich auf.
    Weitere Gestalten schälten sich aus den kristallinen Wänden: Pyr It und meine anderen Gespielinnen, nackt, sich lasziv wiegend, mir ihre Geschlechtsteile darbietend ... „Lass das, Satrugar", krächzte ich müde. „Das ist geschmacklos."
    „Wir wollten doch immer nur dein Bestes", sagte der Messingenieur hinter mir. „Ach mein Junge, du hast uns gefehlt, weißt du das?"
    Ich stützte das Gesicht in meine Hände, schluchzte haltlos. „Nun reiß dich zusammen!", schnauzte Professor Koppa. „Du wirst gebraucht. Komm schon, die Pflicht ruft!"
    Da verstand ich. Satrugar wollte, dass ich mein Bewusstsein dislozierte, um erneut mit ihm zu verschmelzen.
    Jede Inkarnation des Lehrkörpers der XIX. Kosmität, die er aus meinem Gedächtnis abspaltete, entsprach einem Aktionsquant, das die Seiten wechselte. Der Nocturne nahm mich langsam, Stück für Stück, wieder in den Geistesverbund auf.
    Ein letztes Mal regte sich Auflehnung in mir. Satrugar hatte selbst gerade zugegeben, dass er mich benötigte.
    Vielleicht konnte ich ihm doch noch einen Strich durch die Rechnung machen.
    Ich konzentrierte mich auf meine Körperfunktionen und reduzierte sie gegen null. Hielt den Atem an, den Blutkreislauf, den Herzschlag.
    Ohne Gon-Orbhon kein Gon-O. Mich zu opfern, war das Mindeste, was ich tun konnte.
    Doch es funktionierte nicht. Satrugar erlaubte mir nicht zu sterben. Madam Emili Bronce, wer sonst, belebte mich wieder und immer wieder, während ständig weitere Mitglieder des Lehrkörpers erschienen.
    Bis der Grenzwert überschritten und so viel meiner Mentalsubstanz mit Satrugar vereint war, dass wir aufs Neue als ein Wesen zu denken begannen. Bisder Gott Gon-O zurück war, dank ARCHETIM stärker denn je.
    Wir umarmten einander herzlich. Wir hatten uns vermisst. Und wir hatten so viel zu tun ...
    Tausende neue Stanzen würden wir dichten; tausende Opern komponieren; Gebäude und Skulpturen errichten, tausendmal herrlicher als die endlose Aula.
    Sogleich nahmen wir eine Bestandsaufnahme unserer Lage vor.
    Erstens: Was war mit ES? Wir vermochten uns diese drängendste aller Fragen nicht zu beantworten. Aber die Tatsache, dass wir, noch im Halbschlaf, ungehindert hatten zu ARCHETIM Kontakt aufnehmen können, wies darauf hin, dass ES derzeit in irgendeiner Form verhindert war.
    Gut für uns. Erste Priorität musste also haben, den Zugang zu unserem Kraftquell diesmal besser zu sichern.
    Zweitens: Der Nocturnenstock bestand aus Hyperkristall. Fünfdimensionale Schwingquarze verloren bei den aktuellen Werten des Hyperphysikalischen Widerstands unter Belastung sukzessive ihre Stabilität. Drohte uns der Verlust Satrugars und damit unserer Existenz?
    Die Antwort lautete: Nein, zumindest nicht mittelfristig.
    Wir verzeichneten keinerlei unkontrollierte Abnahme unserer Körpermasse. Auch die Splitter, die wir noch während der Erwachens-Phase auf Roewis und anderen Gurrad-Welten in den Einsatz gebracht hatten, leisteten uns nach wie vor beste Dienste als paranormale Relais.
    Höchstwahrscheinlich lag es daran, dass Satrugars gewaltigem Körper, wis auch seinen Ablegern, Leben innewohnte. Ob die Stabilität für alle Zeiten gewährleistet blieb, musste abgewartet werden. Derzeit

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