2269 - Die Todesgruppe
Dhatone Shella angewiesen, „diesen verlausten Jamondiknilch" in einen Anzug zu stecken und in die Schleuse zu bringen. Sie hatte gehorcht, aber keine Gelegenheit ausgelassen, Rorkhete mit Worten zu quälen. Sie hatte ihn verhöhnt und bis aufs Blut gereizt, und er war nahe daran gewesen, das Versprechen schon jetzt wahr zu machen, das er sich selbst gegeben hatte. Aber er widerstand auch dieser Versuchung.
Jetzt marschierte er mit einem aus zehn Männern und Frauen in schwarzen Kampfanzügen bestehenden Trupp durch die verlassen wirkenden Gänge des kybbschen Blockadeforts. Seine Montur war rot, verfügte aber, wie man ihm widerwillig versichert hatte, über ast die gleichen Defensivsysteme und öle gleiche Bewaffnung wie die der andern. Die Nummer 81 ... ein beispielloser Vorgang!
Es waren nicht irgendwelche Kämpfer.
Es waren die „Eisernen" und fünf andere, die er bisher nur vom Ansehen her gekannt hatte.
Shavate führte die Gruppe an. Nie würde er ihren Blick vergessen, als sie ihn plötzlich vor sich sah. Er hatte sich geschämt. Sie hatte ihm dies ersparen wollen. Sie hatte ihm einen Sieg geschenkt, .um ihn glücklich zu machen, einen versöhnlichen Abschied zu geben. Und nun hatte Dhatone ihn ausgerechnet ihr zugeteilt, natürlich nicht ohne Grund. Etwas Schlimmeres hätte er ihm und ihr kaum antun können.
Shavate hatte kein Wort gesagt. Sie hatte ihn nur angesehen, und das war schlimmer gewesen als jeder laut ausgesprochene Vorwurf. Er hatte das Gefühl gehabt, tief im Boden versinken zu müssen.
Nur Tremoto hatte ihm zu verstehen gegeben, was er von seiner Anwesenheit und seinem Entschluss hielt. Rorkhete war inzwischen an die Sprache der Todeskämpfer gewöhnt, aber das hatte selbst ihn tief schockiert.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie drangen in das Fort ein. Jeder hatte eine Kombiwaffe in der Hand, manche trugen sogar zwei. Sie warteten darauf, dass die Kybb sich zeigten, auf den ersten Hinterhalt. Vor jeder Gabelung blieben sie stehen.
Einige sicherten, die anderen stürmten vor. Aber noch schlug ihnen kein Feuer entgegen. Es war, als sei das Fort verlassen.
Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass von den acht anderen Zehnergruppen, die in andere Sektoren des gewaltigen Forts vordrangen, über Funk die gleichen Meldungen kamen. Das Fort schwieg. Es gab auch kaum Energieortungen. Die Stille war unheimlich und wurde mit jedem Meter beklemmender, den die Shoziden vorankamen.
Ihre Schritte hallten wuchtig auf dem metallenen Boden. Die Mikrogravitatoren ihrer Anzüge lieferten die gewohnte Schwerkraft. Es war dunkel. Nur die Lichtkegel ihrer Helmscheinwerfer erhellten die düsteren, nahezu kahlen Korridore.
Das Schweigen zerrte an Rorkhetes Nerven. Er kam sich überflüssig vor. Die Shoziden behandelten ihn, als wäre er gar nicht vorhanden. Keiner drehte sich zu ihm um - nicht einmal, um zu sehen, ob ihr Ballast es sich anders überlegt hatte und umgekehrt war.
Weiter, immer weiter. Zu beiden Seiten des Gangs gab es hier und da Nischen, selten nur Türen. Rorkhete suchte vergeblich nach Schriftzeichen, Richtungspfeilen oder sonstigen Hinweisen. Für seine Begriffe marschierten sie blind in irgendeine Richtung, von der sie hofften, dass sie zum Zentrum des Forts führte. Aber war dort auch das, was sie suchten? Was wussten Shavate und die anderen überhaupt über die Blockadeforts der Kybb?
Er nahm seinen Mut zusammen und fragte den nächstbesten Kämpfer danach - den, der gerade neben ihm ging: Halloke, den Schweiger. Und auch jetzt bekam er erwartungsgemäß nur eine knappe Antwort, aber immerhin bekam Halloke überhaupt einmal die Zähne auseinander. „Jede Gruppe verfügt über einen Bauplan der Station", knurrte er. „Darin sind sämtliche wichtigen Ziele erfasst. Shav weiß, wohin sie uns führt."
Ja, dachte Rorkhete nach dieser langen Rede bitter. Immer stur geradeaus.
Vielleicht tat er Shavate unrecht und war sich nur nicht ganz klar über die tatsächliche Größe des Forts. Aber je mehr Minuten vergingen, desto mehr wuchs in ihm das Gefühl, in eine Falle zu laufen. Er fühlte sich beobachtet. Die kahlen Wände schienen Augen und Ohren zu haben. Er war überzeugt davon, dass in irgendeiner Zentrale Kybb hockten und jeden ihrer Schritte beobachteten; dass sie nur auf den richtigen Augenblick warteten, um zuzuschlagen.
Der Schrei im Helmfunkempfänger zerriss die Stille genau in dem Augenblick, als Shavate den Schritt verlangsamte. Vielleicht hatte sie eine
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