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2272 - Sturm auf Graugischt

Titel: 2272 - Sturm auf Graugischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den es bislang keine Einsatzmöglichkeit gab. Der Vernetzer würde erst beweisen müssen, zu welchen Leistungssteigerungen die SCHWERT mit seiner Hilfe wirklich fähig war. Wann die Blockade der Bodenforts beseitigt werden konnte, stand in den Sternen. Ich bezweifelte mittlerweile sogar, dass der imposante Schutzherren-Porter mehr war als ein Papiertiger, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass mit Carya Andaxi an Bord auch nur ein Geschütz feuern würde.
    Im Grunde genommen war das alles verdammt wenig. Wenn wir nicht selbst verrückt waren, hätten wir gut daran getan, dem Demyrtle-System den Rücken zu kehren, solange es noch eine Chance dafür gab.
    Während sich hinter mir die Bodenrampe schloss, stieg die SCHWERT bereits langsam in die Höhe.
    Ich spürte die Erregung, die wohl von allen Besatzungsmitgliedern Besitz ergriffen hatte, als ich die unterste Ebene der Zentrale betrat. Selboo saß auf dem Platz des Todbringers und blickte mir starr entgegen, er nahm mich nicht einmal richtig wahr. Sein Blick verlor sich in unergründlicher Ferne. Ich hatte den Eindruck, dass er der Schlacht um Graugischt mit sehr gemischten Gefühlen entgegensah.
    Im Antigravschacht schwebte ich in den obersten Zentralebereich, aber weder Zephyda noch die Mediale Schildwache waren anwesend. Der aufgeklappte Arbeitsplatz des Vernetzers wirkte so verlassen wie immer. Die Quellen hatten in ihren Sesseln Platz genommen, einige summten leise vor sich hin, um ihre mentale Energie anzureizen.
    Die Stimmung erschien mir erwartungsvoll. Zugleich aber auch bedrückt. Die Motana wussten nicht, was auf sie zukam. Sie versprachen sich offenbar viel von dem Vernetzer, aber sie fürchteten ihn auch. Er war auf jeden Fall ein neues Element in ihrer Gemeinschaft.
    Ich hatte als sicher angenommen, dass die beiden Frauen mit ihrer wertvollen Fracht sofort den Platz des Vernetzers aufsuchen würden, und deshalb gar nicht erst über Funk Verbindung aufgenommen. Ohnehin war ich nur fünf Minuten nach ihnen an Bord gegangen.
    Praghda, eine der Quellen, schaute mich unvermittelt an. „Sie waren noch gar nicht hier."
    Ihre Stimme vibrierte von einer getragenen Melodie. „Soviel ich weiß, treffen sie Sicherheitsvorkehrungen."
    „Wo?"
    „An einer der Schleusen." Praghda schloss die Augen, ihre Lippen bewegten sich in lautlosem Gesang.
    Ich wartete vor dem Antigravschacht und ließ das Bild auf mich einwirken. Seltsamerweise dachte ich dabei mehr an Carya Andaxis Ahandaba als an die zwölf Vernetzer. Wozu sollte ich das halbe Schiff aufscheuchen? Zephyda und Lyressea wussten, welche Maßnahmen sie zu treffen hatten, ich hätte es vermutlich nicht anders gemacht.
    Der Hologlobus zwischen den Motana zeigte nach wie vor das Abbild des Ozeans. Die SCHWERT verharrte inzwischen in geringer Tauchtiefe. Der Widerschein fahler Helligkeit hoch über dem Schiff veränderte sich jedenfalls nicht.
    Minuten später betraten die Stellare Majestät und die Mediale Schildwache die Zentrale. Sie hatten nur noch einen der Vernetzer bei sich. Zephyda trug den kleinen, aber dennoch klobig wirkenden Körper wie eine Puppe vor sich. Sie nickte mir zu. „Die anderen elf haben wir in einem Container hermetisch abgeschlossen. Sie stehen unter permanenter Sensorüberwachung durch Echophage. Registriert der Bordrechner nur die geringste Unregelmäßigkeit, kann der Container sofort ausgestoßen werden."
    „Und der hier?" Ich war auf Zephyda zugegangen und unterzog den Vernetzer erneut einer flüchtigen Untersuchung. Allein die Tatsache, dass er an Bord eines Bionischen Kreuzers gebracht worden war, hatte seinen Zustand in keiner Weise verändert. Nach wie vor schien kein Leben in ihm zu sein. „Wir haben Vernetzer Eins wahllos herausgegriffen", sagte die Motana.
    Ich verstand. Analog zu dem Motoklon Hundertneun hatten Lyressea und sie dem Vernetzer den sinnigen Namen Eins gegeben. „Ich glaube nicht, dass wir mit einer Bedrohung rechnen müssen", sagte die Mediale Schildwache hinter mir. „Die Kybb wissen nichts von dem Vernetzer, also werden sie noch keine Gegenmaßnahmen ergreifen, selbst wenn sie das notwendige Wissen und die erforderliche Technologie dazu haben."
    Zephyda ging um den Kreis der Quellen herum. Sie hielt das klobige Geschöpf nun mit ausgestreckten Armen vor sich - eine breite, nur einen Meter große schlaffe Gestalt, die deutlich an den Motoklon erinnerte. Was immer die Quellen erwartet hatten, der Anblick sorgte für beklommene Stille. Der eine oder

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