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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verschiedene Sprachen sprachen. Nur eins war ihnen gemeinsam: die Angst vor dem jeweils anderen.
    Der Krieg zwischen den Intelligenzen aus Amringhar und den Kybb war nach über neunhundert Jahren endlich zu Ende. Im großen kosmischen Rahmen war es ruhig geworden.
    Die Völker begannen sich überall in den betroffenen Regionen des Universums zu erholen, aber im Kleinen loderten die Feuer immer wieder auf, die es zu löschen galt.
    Tagg Kharzani hatte nicht verhindern können, dass in einer Raumschlacht ein halbes Dutzend Schiffe zerstört wurden, aber er konnte die Flotten abfangen, die den Tod zu den Planeten der verfeindeten Völker bringen sollten. Sie hatten noch nie etwas vom Orden der Schutzherren gehört, aber allein der Anblick des riesigen Schutzherren-Porters, der sieben Kilometer langen, rostroten Walze, machte ihnen klar, dass es noch andere, ungleich stärkere Mächte in der Galaxis gab.
    Kharzani hatte zu den Völkern gesprochen und ihre Führer zusammengebracht. Als er den Raumsektor verließ, war der Friede wiederhergestellt und für Jährhunderte garantiert. Es war ein weiterer kleiner Schritt hin zur Harmonie im unendlichen Kosmos, ein weiterer kleiner Sieg für das Leben.
    Tagg Kharzani war zufrieden mit sich - bis auf die üblichen trüben Gedanken, die sein Gemüt umwölkten. Er hatte seinen Auftrag erledigt, wie so viele Mal schon, seitdem er dem Orden angehörte, doch er würde kaum Anerkennung dafür finden. Es war nichts gegen die Großtaten, deren sich Gimgon oder Gon-Orbhon rühmen konnten. Und selbst wenn ihm etwas Gleichwertiges einmal beschieden sein sollte, würde sich daran nichts ändern.
    Sie waren die strahlenden Helden, auf die sich die bewundernden Blicke der anderen Schutzherren richteten, der Schildwachen und der Motana.
    Er selbst hingegen stand nur im Schatten. Er tat seine Arbeit, er wirkte für das Licht und das Leben, für den Frieden zwischen den Sternen, aber nie würde er zu der Lichtgestalt werden, die es mit ihnen aufnehmen konnte.
    Es war ihm unbegreiflich, wie sich die Mitglieder des Ordens und die Schildwachen so sehr von Äußerlichkeiten blenden lassen konnten. Mit dem strahlenden Helden Gimgon konnte er sich nicht vergleichen. Gegen ihn war er hässlich, da machte er sich keine Illusionen. Farblos, ein lebendes Skelett.
    Und noch etwas unterschied ihn von den anderen, aber daran wollte er nicht denken. Er verbannte jeden Gedanken daran weit in den Hintergrund seines Bewusstseins.
    Sein Porter hatte die halbe Strecke zurück zum Tan-Jamondi-System zurückgelegt und war für kurze Zeit in den Normalraum zurückgefallen, als Enoppep'Orz, sein Kommandant und Pilot, den Empfang eines Funkspruchs meldete. Es war ein Hilferuf aus weniger als zehn Lichtjahren Entfernung. „Das sehen wir uns aus der Nähe an", ordnete Tagg Kharzani an.
    Als sie am Ort des Geschehens eintrafen, musste er erkennen, dass sie zu spät gekommen waren. Es gab nichts mehr zu retten. Am Rand eines Doppelsonnen-Systems trieben sechs teilweise noch glühende Wracks, kleine Diskusschiffe von einer Bauart, die nicht in den Speichern des Porters verzeichnet waren.
    Die Schiffe schwiegen, waren energetisch tot. Die Art und Weise ihrer Zerstörung jedoch ließ sich auch so rekonstruieren. Es war die Handschrift der Unbekannten, die seit einigen Jahren ihr Unwesen überall in Ammandul trieben. Niemand wusste, woher sie kamen und warum sie so kompromisslos zuschlugen. Noch nie war es gelungen, etwas über sie herauszufinden. Sie kamen, verrichteten ihr tödliches Handwerk und verschwanden sofort wieder spurlos.
    Raumschiffe waren vor ihnen ebenso wenig sicher wie Planeten.
    Aber vielleicht fand sich in den Wracks endlich ein Hinweis. Vielleicht gab es Überlebende.
    Tagg Kharzani machte sich nicht viel Hoffnung, aber es war das Risiko wert. Wenn er Licht in das Rätsel um die Fremden zu bringen vermochte, wäre das ein wirklich großer Erfolg für ihn und den Orden, von dem er stolz in der Runde unter Uralt Trummstam berichten konnte, im Stam-Forum.
    Dann konnten ihm die anderen ihre Anerkennung nicht versagen. Noch während er das dachte, wusste er, dass er sich wieder einmal selbst belog.
    Es gab keine Überlebenden.
    Tagg Kharzani streifte mit erlöschender Hoffnung durch die langen, dunklen Korridore des Diskus. Er musste über tote Raumfahrer steigen, die unnatürlich verkrümmt am Boden lagen.
    Es waren zwei Meter große, schlanke Echsenabkömmlinge, und obwohl ihre Gesichter fremd waren, verrieten

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