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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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macht dir nichts aus! „Na und?", brüllst du. „Sie haben selbst Schuld! Wer hat sie gezwungen, ihr zu dienen?"
    Deine Augen unter der Hutkrempe leuchten, heller, reiner und feuriger als jeder Sonnenstrahl. „Das dachten sie alle", beantwortest du deine eigene Frage. „Sie sprachen es niemals aus, aber ich weiß es. Der Einzige, der halbwegs ehrlich zu mir war, war Gimgon."
    Aber längst ist die Freundschaft zu ihm in etwas anderes umgeschlagen. So wie dein Verhältnis zu Enkrine. Wie zu jedem, der dir diese verlogenen Wahrheiten sagt. „Hass", sagst du leise und langsam und schüttelst den Kopf. „Ich hasse niemand." Richtig. Du verachtest nur. Und du tötest alle, die dir im Weg sind. Alle Feinde. „Ich habe keine Feinde", sagst du und nimmst deine Wanderung wieder auf. Hinaus aus dem Spiegelsaal, wieder auf die Galerie. Du rufst nach der Zeit. Sie wird dir angezeigt. Mitternacht ist vorbei. Es ist viel zu spät. „Ich habe keine Feinde", wiederholst du dich. „Nicht von mir aus. Wenn jemand meint, mein Feind sein zu müssen, ist das seine Sache." Richtig. „Aber kein Wesen ist es wert, mein Feind zu sein. Es gibt nur solche, die mir nützlich sind, und jene, die mir gleichgültig oder lästig sind." Du lachst, rau und bitter. „Und die räume ich fort."
    Du eliminierst sie, ohne jedes Gefühl, wispert Enkrine. Ich empfinde nur Abscheu vor dir.
    Wann hast du zuletzt etwas gefühlt außer Hass und Selbstmitleid? „Erhabenheit", antwortest du laut, wo auch ein Gedanke genügt hätte. Du musst deine Stimme hören, sonst bringt dich die Einsamkeit um. Wann hast du zuletzt jemanden Freund nennen können? Wann hat es zuletzt jemand zu dir gesagt?
    Das ist dein Stichwort, nicht wahr? Ja, versinke wieder in der Vergangenheit. Verstecke dich darin. Verstecke dich vor dir selbst und betrüge dich mit den Erinnerungen an den Tagg Kharzani, in dem noch ein kleines Stück Anständigkeit und Moral war.
    So lange her. Du musst nach der Erinnerung suchen. Wann hat dich zuletzt jemand seinen Freund genannt - bevor du ihn verraten hast wie alle anderen?
    Andrass? Nein, er war dein Geschöpf, dessen du dich bedient hast, solange du ihn brauchtest. „Gimgon." Warum flüsterst du plötzlich? Ist es so schwer zu ertragen?
    Vergangenheit Sie standen nebeneinander und betrachteten das Wunder, das sich vor ihnen fast bis zum Horizont erstreckte, in allen Richtungen bis auf Westen, wo das ferne Meer in der Sonne glitzerte. „Freund", sagte Gimgon mit ungewöhnlich sanfter Stimme. Es war das erste Mal, dass er ihn so nannte. Es sollte auch das letzte Mal sein. „Freund, ist das wirklich das, was du wolltest?"
    Tagg Kharzanis Gestalt versteifte sich, als erwache er aus einem Traum. Er drehte sich zu Gimgon um und sah Sorge und Missbilligung in dessen Augen.
    Eben noch hatten sie zusammen getafelt. Andrass und einige Androiden hatten aufgetragen und nach dem Mahl wieder abgeräumt. Tagg Kharzani hatte es an nichts fehlen lassen, um seinen hohen Gast zu beeindrucken. Er hatte Tafelfreuden aus ganz Arphonie einfliegen lassen. Robotmusikanten waren da gewesen, um das Mahl auch zu einem akustischen Genuss zu machen. Alles hatte gestimmt, das Licht, die ganze Atmosphäre - und nun musste Kharzani erkennen, dass er genau das Gegenteil von dem erreicht hatte, was er bezwecken wollte.
    Gimgons Besuch war überraschend gekommen. Es war das erste Mal, dass ein anderer Schutzherr seinen Fuß auf Kharzanis Residenzwelt setzte. Gimgon war der Erste, der sein Reich sehen durfte. Es war ihm nicht recht gewesen. Er hatte geahnt, was kommen würde - aber ihn abzuweisen wäre ein Affront gewesen, den er sich in der gegenwärtigen Situation noch nicht leisten konnte.
    Es war schon schlimm genug - so schlimm, dass er sich am liebsten gar nicht mehr im Dom Rogan sehen ließ. Sein letzter Besuch dort war Jahre her. „Was ich wollte ...", wiederholte er die Frage. Er lachte rau. „Es gab eine Zeit, da war ich zufrieden mit dem, was ich hatte."
    Gimgon sah ihn verständnislos an. „Es gab diese Zeit? Was hat sich verändert? Wir haben Glück, Tagg, das große Glück, dem Orden als Schutzherren dienen zu dürfen. Jeder neue Tag, an dem wir für das Leben und die Harmonie in Ammandul kämpfen und die Galaxis ein wenig sicherer machen, ist ein Geschenk, für das wir dankbar sein müssen."
    „Bist du es?", fragte Kharzani. „Bist du dankbar, Gimgon?"
    Der Schutzherr nickte heftig. „Ja, das bin ich! Und du ..."
    „Du hast ja auch allen Grund

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