2274 - Motoklon Hundertneun
überprüft, wie viele von ihnen außerhalb tätig sind."
„Aber... wie soll uns das weiterhelfen, Schwärzester?" Der Giraxx hob leicht den Kopf, besann sich aber gleich wieder eines Besseren, als ihm bewusst wurde, dass er einen der obersten Dunklen Polizisten mit einer unzulänglichen Frage belästigt hatte. Überraschenderweise antwortete Julcen: „Ich will bloß meinen Verdacht bestätigt wissen. Die INTUUL tat in der Nähe des eben erst entdeckten Graugischt-Systems Dienst. Als Späher.
Um die Lage nach der ... Niederlage der Kybb-Brigaden abzuschätzen. Es ist also nahe liegend, dass die Verräterin an dem Einen, Carya Andaxi, uns einen Stinkefloh in den Pelz gesetzt hat."
„Aber ... aber wie soll ein Motoklon umgedreht worden sein?"
„Das Wie tut derzeit nichts zur Sache. Ich zweifle nicht daran, dass es passiert ist. Und jetzt erledige gefälligst deine Hausaufgaben. Du nervst mit deinen ewigen Fragen. Du weißt, was mit Kybb passiert, die mich zu lange und zu oft ärgern, nicht wahr?"
„Jja, Schwärzester!"
„Noch etwas ..."
Der Kybb-Giraxx, der sich soeben erhoben hatte, warf sich erneut zu Boden. „Ja?"
„Informiere Tagg Kharzani! Empfiehl ihm, aus Sicherheitsgründen alle Motoklone aus seiner Umgebung abzuziehen: Wir müssen davon ausgehen, dass der Informant den Herrscher als Ziel auserkoren hat."
„Aber ... aber ..."
„Hör auf zu stottern und sag mir, was dir an meinen Befehlen nicht passt!"
Der Kybb lag nun tatsächlich bäuchlings auf dem Boden und robbte langsam Richtung Ausgang. „Der Eine wird mich töten, wenn ich ihm diese Nachricht überbringe!"
Julcen lächelte und zeigte seine breiten Mahlzähne. „Eben. Deswegen bist du der Überbringer der Botschaft und nicht ich!"
9.
Weiterer Vormarsch Lyressea gab es auf, ihre Blessuren einzeln zu zählen. Es reichte zu wissen, dass ihr Körper als Ganzes schmerzte.
Wundersamerweise hatte sie sich nichts gebrochen. Der Schutz, den ihr Hundertneun geboten hatte, war unter Berücksichtigung der Umstände hervorragend gewesen.
Der Motoklon erzeugte mit seinen hervorstechenden Kameraaugen ein flackerndes Licht im Container.
Es herrschte das reinste Chaos im Inneren des riesenhaften Behälters. Die geruchsneutrale, farbige Flüssigkeit in den Eimern hatte Hundertneun mittlerweile als Lebensmittelfarbe identifiziert, die wohl für das Schloss bestimmt waren. Tagg Kharzani liebte Buntes und Grelles ganz besonders. Die einfachsten Speisen für seinen pompösen Hofstaat mussten tagtäglich zum Erlebnis werden, um das trübe Gemüt des Herrschers aufzuheitern.
Die trockene Luft und die unruhigen Verwirbelungen, verursacht durch das ausgezackt zerrissene Dach des Containers, zehrten an ihren Nerven. „Wir müssen es wieder einigermaßen gerade biegen!", rief Lyressea gegen den Wind und deutete nach oben. „Ich habe ... kaum Energie", entgegnete Hundertneun.
Sie beobachtete fasziniert, wie der Echsenähnliche seinen relativ kurzen Schweif in einen Eimer hängen ließ und in einem unheimlich anmutenden Vorgang Substanz daraus absog.
Nach wenigen Minuten blieb lediglich eine Art Granulat in dem Gefäß über. Gleichzeitig hatte die Mediale Schildwache das Gefühl, als sei ihr Begleiter um ein oder zwei Zentimeter gewachsen - was höchstwahrscheinlich den Tatsachen entsprach.
Lyressea wusste, dass der Motoklon unmittelbar unter dem Hyperimpedanz-Schock litt. Hatte er früher durch Hyperzapfung seinen Hunger nach Energie permanent stillen können, war er seitdem darauf angewiesen, von Zeit zu Zeit seine Speicher extern aufzufüllen. Indem er der Umgebung Materie entnahm und in weiterer Folge in Energie umwandelte, mochte er in einem langfristigen Prozess ebenfalls seine Zellen auffüllen - aber die dafür notwendige Zeit hatten sie einfach nicht.
Der Container verlangsamte abrupt. Lyressea wäre erneut gestolpert, wenn sie Hundertneun nicht an den Armen festgehalten hätte. „Ein Untergrundbahnhof", sagte der Motoklon lapidar. „Eine Verteilerstation. Hier werden die Güter je nach ... Kennung neu sortiert und weitertransportiert."
„Du weißt, wo genau wir sind?", fragte die Mediale Schildwache. Unvermittelt flüsterte sie, auch wenn es nicht wahrscheinlich schien, dass hier unten irgendwelche Lebewesen Dienst taten und sie hören konnten. „Selbstverständlich", antwortete Hundertneun. „Fahrgeschwindigkeit und Richtung waren ja bekannt."
„Gibt es hier eine Art Steuerzentrale, die du für deine ... Bedürfnisse
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