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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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achtundsechzig weitere Merkmale, die ich beobachte, liefern ..."
    „Informationen!", zischte sie. „Ist das alles? Nüchterne Zahlen, Einschätzungen, Vergleichswerte? Glaubst du wirklich, dass du allein aufgrund dessen ein Lebewesen beurteilen kannst?"
    „Nein", gab Hundertneun emotionslos zu. „Ich kann lediglich Wahrscheinlichkeiten berechnen. Bist du also müde, oder irre ich mich?"
    Sie ließ die Schultern hängen. „Ja", gab sie zu. „Ich bin todmüde."
    Warum sollte sie mit einem Motoklon über Erschöpftheit diskutieren, die im Inneren entstand und auch nach fünfzehn oder mehr Stunden Schlaf nicht vergehen würde? „Wo sollen wir uns verstecken?", fragte Hundertneun. „Dort oben", entgegnete sie und deutete auf den Ristteil des linken Stiefels. Er war von unten nicht einsehbar und befand sich in einer lichten Höhe von mindestens vierzig Metern.
    Im nachlassenden Tageslicht beobachtete sie Falten und Verwerfungen, die den Lederschäden eines echten Schuhs nachempfunden waren. Sie würden ohne Probleme hochklettern können, weiterhin im Schütze der Deflektorschirme. „Soll ich dir helfen?", fragte der Motoklon. „Nein, unter keinen Umständen!", antwortete Lyressea trotzig.
    Es war demütigend genug, durch das Röhrensystem in Kherzeschs unterirdischen Bauch getragen und geschleppt zu werden. Aber an der frischen 'Luft wollte sie, wenn schon nicht dem Motoklon, dann doch sich selbst beweisen, was sie eigentlich leisten konnte. „Los geht's!", rief sie, klammerte sich an den grobporigen Verwerfungen des Schuhs fest und ergänzte mit einer gehörigen Portion Galgenhumor: „Wer als Erster oben ist, hat gewonnen!"
    Sie benötigte eine halbe Stunde. Hundertneun schaffte dieselbe Strecke in zweiundsechzig Sekunden. „Werden die Dunklen Polizisten auf dein Ablenkungsmanöver hereinfallen?", fragte Hundertneun.
    Seit Minuten stand er da wie eine Statue, blickte auf das hell erleuchtete Schloss, das sich in der beginnenden Dunkelheit wie ein facettengeschliffener Diamant präsentierte. „Du meinst: dass wir vorgeben, uns Richtung Stellares Spital vorzuarbeiten?"
    „Ja."
    „Ich könnte darauf wetten!" Lyressea lachte. „Die Psychologie ist ein weites Feld - aber wenn Tagg Kharzani nur ein wenig auf seine treuesten Untergebenen abgefärbt hat, seine manische Angst vor dem Sterben weitergegeben hat, sind das Stellare Spital und das Palais des Lebendigen im Schloss in ihrem Kalkül die beiden wahrscheinlichsten Angriffspunkte."
    Hundertneun schwieg, blickte weiter geradeaus. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, begann er zu reden: „Ich kenne das Schloss gut", sagte er. „Ich habe Jahre darin verbracht."
    „Du kanntest Tagg Kharzani gut, willst du damit sagen?"
    „Ja. Aber ich werde keine Wertung über ihn abgeben." Langsam drehte sich der Motoklon um, starrte sie mit rötlich flimmernden Linsenaugen an. „Ein weiterer Teil von mir ist vor kurzem gestorben. Die Redundanzschleife in mir, die eigentlich als Backup im Notfall funktionieren sollte, bricht in sich zusammen. Deswegen steigert sich auch meine Verwirrung."
    „Ich verstehe noch immer nicht ..." Lyressea kaute lustlos an einem schrecklich schmeckenden Konzentratriegel. „Je weniger ich Zwischenspeichern kann, desto zwiespältiger betrachte ich das organische Leben."
    „Mit zwiespältig meinst du kritisch?"
    „Ja. Mein Loyalitätssektor war ursprünglich auf Tagg Kharzani programmiert. Er wurde von euren Wissenschaftlern auf die Allianz der Moral umformuliert. Ich bin mir dessen durchaus bewusst."
    Lyressea rieb sich wärmend über die Oberarme. Es wurde kühler. „Ursprünglich betrachtete ich euch als das Böse", fuhr der Motoklon fort, „was von meinem Standpunkt aus anhand der Taten der Graugischt-Streitkräfte nachzuvollziehen war. Ihr verfolgtet die Kybb-Truppen, wo auch immer es euch möglich war. Ihr tötetet sie, zeigtet kein Mitleid."
    „Und jetzt?"
    „Jetzt sehe ich die Dinge aus dem entgegengesetzten Blickwinkel. Tagg Kharzani erscheint mir als labiles, nervenkrankes Wesen, seine Truppen als die wahrhaft Bösen."
    „... wobei ich dir garantieren kann, dass du diesmal auf der richtigen Seite stehst."
    „Genau das ist das Problem! Durch meinen Loyalitätssektor bin ich gezwungen, dies zu denken, ohne die Möglichkeit zu haben, meine eigenen logischen Schlüsse zu ziehen!" Er stapfte zwei Schritte auf sie zu, betrachtete sie aus nächster Nähe. „Je mehr ich sterbe, desto größer wird mein Dilemma."
    Sie sollte eigentlich

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