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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um verhaltensgestörte und behinderte Personen im Allgemeinen. Solche mit zu wenig, und solche mit zu viel Emotionen. Im Rahmen nonverbaler Tanztherapien wird ihnen beigebracht, mit ihren Problemen umzugehen."
    Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, Hundertneun - aber du bist ein Ding! Kein Wesen, dem man den Zugang zu seinen Gefühlen beibringen könnte."
    „So ist es", entgegnete der Motoklon. „Aber ich möchte diesen Vorgang zumindest simulieren. Ich will sehen, ob und was das Tanzen in mir auslöst."
    Er meinte es ernst! Seine vierfingrigen Hände schwangen leicht hin und her, forderten sie auf, näher zu kommen. Vorsichtig trat sie auf ihn zu.
    Der Rist des Schuhs Tagg Kharzanis, auf dem sie sich bewegten, besaß keinen glatten Untergrund, sondern war schrundig und unregelmäßig gefaltet. Im trüben Licht der Lux-Akrobaten musste man aufpassen, um sich nicht ein Bein zu verdrehen oder hängen zu bleiben. „Es geht nicht...", murmelte sie nochmals. „Bitte!"
    „Aber das ist Wahnsinn!"
    „Bitte!"
    Sie reichte ihm die Hand.
    Spürte, wie die Mechanik in ihm erst nach einem kurzen Moment lockerließ. Tat einen Schritt nach vorn, forderte ihn auf, einen nach hinten zu tun.
    Die Zirkulare Kapelle war mittlerweile näher gekommen. Eine besinnliche Weise verklang und machte einem Siebenvierteltakt Platz. „Ich lehre dich den Flagore", sagte sie. „Einen Schritt, den wir auf Tan-Jamondi in ausgelassenen Nächten getanzt haben."
    Sie wies Hundertneun an, sich im Rhythmus der Musik zu drehen. Sich die Schrittfolge zu merken. Vor - seitwärts -vor - anderes Bein nachziehen - Drehung. Immer mit einem Fuß auf dem Boden bleiben.
    Eine Flugfigur der Zirkularen Kapelle, ein blau getönter Handschuh mit ausgestrecktem Zeigefinger, schoss steil in die Höhe, drehte Saltos und immer waghalsigere Figuren: Er zeichnete phosphoreszierende Schriftzeichen in den Himmel, weithin zu lesen, die groß und größer wurden. Es war der Text des Liedes in Kybb.
    Dreihundert Trommler, fünfhundert Trompeter, einhundertsechzig Harfenisten, eintausendachthundert Streichgeiger, zweitausend Gogelisten, siebenhundert Ampludigerzen und weitere vierzehntausend mechanische Musiker marschierten unermüdlich rund um das Schloss Kherzesch, begleitet von einer Schar an Claqueuren, Animateuren, Rad schlagenden Artisten, Stelzengehern, Einradfahrern, Clowns, Schatten- ,boxern, Flugwürmlingen, Vergissmeinnicht-Zwergen, bärtigen Märchenprinzessinnen, Liliput-Einhörnern und vielerlei Gestalten, die Lyressea nicht einzuordnen wusste.
    Sie alle sangen mit, mit wunderschönen Stimmen, zu einer Musik, die absolut synchron zu ihnen herüberschallte, trotz der Länge des Zuges.
    Wie kann ein Monstrum wie Tagg Kharzani solch einen Sinn für Perfektion und Schönheit entwickeln?, dachte die Mediale Schildwache kurz, bevor alles um sie verschwamm, sie den Ort, den Platz, den Partner und die Umstände vergaß - und wie ein Kind lachend in der herrlichen Musik aufging.
    Das Glück dauerte ... Minuten? Stunden?
    Lyressea wusste es nicht.
    Irgendwann ließ der Motoklon los und wandte sich wortlos von ihr ab. Sie drehte sich noch einige Male, schwindlig geworden, hockte sich zu Boden, den Kopf nach hinten gestreckt.
    Die Lux-Akrobaten spielten nach wie vor miteinander, verbanden sich immer wieder zu neuen Mustern. Zu dreien, zu vieren - und ganz plötzlich zu einem eindringlichen, riesigen Bild.
    Einem korkenzieherartigen, spiralförmigen Muster.
    Ist dies die Wirklichkeit?, dachte sie schläfrig, lehnte sich bequem zurück und schob beide Hände hinter den Kopf. Sie war todmüde, doch ihre aufgekratzten Sinne wollten keine Ruhe geben.
    Lyressea erinnerte sich, wie es gewesen war in den letzten Stunden, bevor sie sich in dieses waghalsige Abenteuer gestürzt hatte ..
     
    15.
     
    Rückblende: zwei Tage vor dem Spiel Lyressea bat Perry Rhodan und Atlan in ihre Kabine.
    Der Moment war gekommen. Die Prüfung musste nun stattfinden, sonst wäre ihr Herz schier zerplatzt.
    Zephyda und Rorkhete waren ebenfalls präsent. Die Mediale Schildwache hätte keine Zeugen benötigt, aber etwas sagte ihr, dass die Motana und der Shozide bei dieser Zeremonie anwesend sein sollten. „Stellt euch in die Mitte des Raumes!", wies sie Perry Rhodan und Atlan an.
    Der Arkonide zeigte seinen stets ein wenig zweiflerischen Gesichtsausdruck, während der unsterbliche Terraner neugierig blickte.
    Die Mediale Schildwache konzentrierte sich und rief es: das Paragonkreuz. Ein

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