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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Angst haben vor diesem Monster. Stattdessen, und das kam für sie selbst überraschend, empfand Lyressea ... Mitleid. „Ein anderes Wort für dieses Dilemma ist ... Neugierde. Verstehe ich das richtig?"
    „Neugierde ist ein sehr schwammiger, dehnbarer Begriff", sagte Hundertneun. „Aber man könnte es so definieren."
    „Hm. Du möchtest dich für eine Seite entscheiden dürfen. Gibt es kein Datenmaterial, aufgrund dessen du abwägen könntest?"
    „Nein. Tagg Kharzani wollte, dass ich in seinem Namen töte. Was ich mehr als einmal getan habe. Ich war sogar an der Beseitigung der zwölf Prim-Direktoren an seiner Seite beteiligt..."
    „Ich weiß." Lyressea kannte einen Großteil des Datenmaterials, das aus den Erinnerungsspeichern Hundertneuns gezogen worden war. „Du, Atlan und Perry Rhodan - ihr wolltet, dass ich den Motoschock auslöse, sobald wir auf Kher gelandet sind. Ihr habt also mit dem Tod organischer Wesen genauso kalkuliert wie der Eine. Ebenso hat die Schlacht um Graugischt Hunderttausende Kybb das Leben gekostet."
    „Es ging immerhin um die Freiheit und die Weiterexistenz ganzer Völker in. diesem Teil-Universum", sagte sie reflexartig. „Ein Blick in meine Geschichtsspeicher zeigt mir, dass die Form der Polemik, die du soeben anwendest, immer gebraucht wird, um einen Standpunkt zu rechtfertigen. Es werden hehre Werte und Idealbilder beschworen und in Floskeln verpackt. Die Lügen, die dahinter verborgen sind, kann sogar ich durchschauen."
    Glühten seine Linsen tatsächlich greller, intensiver auf? Es war irritierend, Angst einflößend. „Sag mir also, warum es dir wirklich geht in deinem Kampf", fuhr er mit seelenloser Stimme fort.
    Was sollte sie antworten? Warum sollte sie antworten?
    Nun - weil sie sich vielleicht selbst etwas eingestehen musste? „Krieg ist nie logisch", sinnierte sie, „er hat nie einen besonderen Grund, sondern besteht aus vielfältigen Faktoren. Die Motivation für die Allianz der Moral ist eine andere als jene von Perry Rhodan und wiederum ein wenig anders als meine ..."
    „Was ist dein Grund?", unterbrach sie der Motoklon. „Was ist es wirklich? Was steckt dahinter?"
    „Das sind verdammt kluge Fragen für ein seelenloses Ding wie dich." Lyressea lächelte schmal und fuhr dann nachdenklich fort: „Wenn man es auf den Kern reduziert, auf meine ursprünglichste Motivation - dann ist es wohl der Hass auf Tagg Kharzani. Wut und Zorn, weil er etwas zerstört hat, was nicht mehr wiederkommen wird. Er hat eine Endgültigkeit geschaffen, die so traurig und böse ist, dass ich ihm unter keinen Umständen verzeihen kann.
    Das Reich der Schutzherren, so, wie wir es einmal hatten - es wird in dieser Form nicht wiederauferstehen."
    „Es ist also eine ... persönliche Sache?"
    „Das ist es im Endeffekt immer", sagte sie traurig und wandte sich langsam ab.
    Gimgon ...
    Die Lux-Akrobaten huschten in seltsamen, ätherisch und dennoch kraftvoll anmutenden Tänzen über das sternenlose Firmament. Rätselhafte Energiewesen waren sie, von Tagg Kharzani eingefangen, um die sternenlose Schwärze der Nacht auf Kher zu mildern.
    Sie feuerwerkten in Grün, Rot, Gelb und Ocker, verbanden sich, um abrupt wieder auseinander zu spritzen. Jetzt, zu Beginn der Nacht, waren sie groß und mächtig, von der Sonne Kher genährt. Gegen Ende der Nacht, wenn ihr Tanz zu einem Ende kam, würden sie aus dieser Entfernung kaum stecknadelgroß sichtbar und müde dahintaumeln, auf den neuen Tag wartend.
    Scharen kleinster Roboter waren mindestens zweihundert Meter oberhalb ihres Standortes damit beschäftigt, das dürre Bein der Statue Tagg Kharzanis zu reinigen. Von ihnen drohte keine Gefahr der Entdeckung. Zumindest nicht in dieser Nacht.
    Musik erklang, wurde nur ganz allmählich lauter.
    Die Zirkulare Kapelle, rekapitulierte Lyressea müde. Seit Ewigkeiten umkreist sie das Schloss in einem Zug der mechanischen Gesellen, der im Laufe der Jahrtausende immer länger geworden ist und mittlerweile mehr als fünfzehn Kilometer misst. „Lehre mich tanzen!", sagte Hundertneun plötzlich. „Wie bitte?" Hatte sie sich verhört? „Du sollst mir beibringen, wie man tanzt."
    „Ich verstehe nicht ganz ..."
    Er bewegte seinen schweren, mit ungeheuren Energien geladenen Körper geschmeidig wie eine Raubkatze auf sie zu, blickte aus knapp drei Metern auf sie herab. „Ich habe Informationen über Wesen gespeichert, die unfähig sind, sich verbal auszudrücken ..."
    „Du meinst Stotterer?"
    „Nicht nur. Es geht

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