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2275 - Finale für Arphonie

Titel: 2275 - Finale für Arphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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interessiert, solange die verfallenden Ziegel ihn nicht gefährdeten.
    Flammen leckten an den Wänden empor. Es war ein kaltes, aus unsichtbaren Quellen gespeistes Feuer. Die Ziegel verbrannten nicht.
    Vornübergebeugt stand Tagg Kharzani im Durchgang. Er starrte in die Halle hinein, ohne wirklich bewusst wahrzunehmen, was er sah. Die Opalziegel, die hier lagerten, befanden sich in allen Stadien des Verfalls.
    Hörst du die Schreie?, drängte der Symbiont. Es ist Leben, das langsam verströmt.
    Die Ziegel verschmolzen miteinander. Großflächig war die gläserne Masse aufgebrochen und tropfte zähflüssig ab. Nicht wenige Stapel waren ins Rutschen geraten, hatten sich zur Seite geneigt, und die milchige Masse formte Stalaktiten und faltenreiche Vorhänge, bevor sie den Boden erreichte und sich wellenförmig ausbreitete. Hier und da zeichneten sich faulende schwarze Flecken in der Masse ab, Strukturen, die bereits ineinander übergingen und die ohnehin ins Wanken geratene Stabilität zusätzlich gefährdeten. Tagg Kharzani erkannte, dass es nur noch eines schwachen Bebens bedurfte, alles in sich zusammenstürzen zu lassen.
    Die Flammen waren überall. Wie von einem Sog in die Höhe gerissen, loderten sie auf, von immer neuen Funkenwirbeln begleitet.
    Kharzani schauderte.
    So ist es recht, hoher Herr. Empfinde endlich, hör die Schreie! Sie werden dich in den Wahnsinn treiben ...
    Das würde nicht geschehen. Weil Gon-Orbhon ihn schützte. Der Gott brauchte ihn. So einfach war das. Kharzani wandte sich auf dem Absatz um.
    Dann flieh!, drängte der Symbiont. Flieh vor dem Tod, der sich ausbreitet. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Du wirst umkommen, wenn du nicht schnell genug bist. „Und du stirbst mit mir!", stieß Tagg Kharzani hervor.
    Es wird mir eine Genugtuung sein, zu sehen, dass das Universum von einer Geißel befreit wurde. „Ist das deine Moral, Enkrine? Du bist selbst nicht besser, was immer du glauben magst."
    Aus dir spricht Gon-Orbhon. Merkst du das denn nicht? Der Splitter hat dich in seiner Gewalt.
    Kharzani ging weiter, getrieben von der Frage, was geschehen würde, sobald das Palais explodierte. Lange, das hatte er erkannt, würde es nicht mehr dauern, bis die schleichende Entladung der psionischen Strahlung in eine spontane Reaktion übergehen würde. Er kannte die Instabilität des Schaumopals zur Genüge, und die Ziegel waren nichts anderes als winzige Brocken des wertvollen Elements in „stabilisierter" Form. Inzwischen bezweifelte er, dass die Stabilisierung auch den nächsten Raumbeben standhalten würde.
    Der Korridor mündete in einen der peripheren Antigravschächte, die den Turm nahezu auf die gesamte Höhe durchzogen. Jetzt war da nur funkelndes Gestein, von düsteren Adern durchzogen. Tagg Kharzani zögerte, den provisorisch mit Baumstämmen abgestützten Stollen zu betreten. Geröll und Abraum lagen zuhauf herum, das alles machte den Weg nicht einfacher.
    Dreißig, allerhöchstens vierzig Schritte vor ihm zeigte sich blakender Fackelschein. Er hörte Stimmen. Gleich darauf erschienen die ersten Motana, dreckverschmiert, in zerlumpter Kleidung und blutend. Kybb-Aufseher peitschten sie vorwärts.
    Die Gruppe wankte an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Für einen Moment wollte Kharzani sie aufhalten, doch er entschied sich anders. Auch hinter ihm erstreckte sich ein schroffes Geröllfeld. Irgendwo polterte eine Steinlawine einen Hang hinab.
    Die frei werdende Psi-Strahlung manifestierte ihre eigene Wirklichkeit. Sie überlagerte die Realität des Palais, und für Tagg Kharzani gab es plötzlich keinen anderen Weg mehr .als tiefer in den Bergwerksstollen hinein. Wenn er sich umwandte und den Hang hinab kletterte, um den Motana und ihren Aufsehern zu folgen, würde er dichten Wald durchqueren müssen.
    Zögernd tastete er sich vorwärts. Das Geröll war scharfkantig und drückte durch seine Stiefel. Er musste aufpassen, dass er nicht abrutschte und sich die Knochen brach.
    Irgendwann, redete er sich ein, wird diese Illusion in sich zusammenfallen und den Korridor wieder freigeben. Aber konnte er so lange warten? Was, wenn der Schaumopal vorher explodierte? Deflagrierte?
    Alles in ihm drängte danach, sich in eine dunkle Ecke zu verkriechen und abzuwarten. Der Weg, den er gehen musste, war viel zu gefährlich.
    Eine innere Stimme trieb ihn unbarmherzig weiter.
    Zögernd drang er in den Stollen ein, quetschte sich zwischen den Stützen und der Felswand hindurch und beobachtete

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