2275 - Finale für Arphonie
liebte wie hasste. Um treu zu sein, musste man Verrat begehen. Auch sie selbst. Sie hatte ihre Ideale verraten - die Ideale der Schutzherren von Jamondi. Sie hatte getötet. Um selbst zu überleben. Vor allem, um ihrer Hoffnung das Überleben zu sichern.
Dieses Töten hatte noch lange kein Ende. Warum? Die Antwort darauf konnte ihr niemand geben. Höchstens die Zeit, irgendwann, in Millionen von Jahren.
Tief sog sie die Luft in ihre gequälten Lungen. Das war ein instinktiver Reflex in dem Moment, in dem die hohe Schwerkraft wieder auf ein Normalmaß abfiel. Der Verstand realisierte die Veränderung erst einen Augenblick später.
Alarm gellte durch das Schiff. Während Lyressea schwankend wieder auf die Beine kam und Atlan sich neben ihr erhob, war General Traver über Rundruf zu hören: „Wir haben gut eine Stunde Zeit verloren. Ursache unbekannt. Die Kybb-Titanen ziehen sich aus dem System zurück, aber auch die Hyperdimos fliehen vor den Raumbeben. Es sieht aus, als hätten wir dennoch die Schlacht gewonnen wenn auch erneut unter sehr hohen eigenen Verlusten." Der General machte eine bedeutungsschwere Pause. „Die ELE-BATO folgt dem Bionischen Kreuzer nach Kherzesch. Die uns verbliebenen zweiundzwanzig Einheiten wurden aufgefordert, den Planeten zu sichern."
„Nein!", schrie Lyressea. „Nicht nach Kherzesch!"
Niemand hörte sie in dem Hangar. Sie warf sich in den Antigravschacht, wurde sanft in die Höhe getragen. Viel zu langsam, fand sie.
Atlan folgte ihr. „Was ist mit Kherzesch?", wollte er wissen. „Der Planet wird untergehen! Ich spüre es. Im Schloss bahnt sich eine gewaltige Psi-Explosion an. Deshalb fliehen die Kybb-Titanen. Wir müssen ihnen folgen!"
„Was ist mit Kharzani?"
„Er hat Kherzesch wahrscheinlich längst verlassen."
Sie erreichten die Zentrale. „Rückzugsbefehl an alle Einheiten!", rief Atlan, noch während er den Schacht verließ. „Sofort! Wenn Lyressea Recht hat, haben wir innerhalb des Kher-Diamanten kaum eine Überlebenschance."
Die Mediale Schildwache bedachte den Arkoniden mit einem verweisenden Blick. „Ich habe Recht!", sagte sie so leise, dass nur Atlan es hören konnte. „Leider!"
Unter ihrer Schädeldecke tobte ein verheerender Schmerz. Ihre Hände verkrampften sich um den Kopf. Gurgelnd sank Lyressea auf die Knie und kippte langsam vornüber.
Wie durch einen dichten Schleier hindurch nahm sie wahr, dass General Traver eine Funkverbindung zu allen Kreuzern herstellte. Atlan redete bereits mit Perry Rhodan. „Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt... Lyressea ist eben zusammengebrochen."
„Ja", stieß Tagg Kharzani tonlos hervor. „Komm näher, komm ... schneller!"
Die Bildwand zeigte ihm nur mehr einen Ausschnitt der zerklüfteten Oberfläche des Kybb-Titanen, den er an diesen Treffpunkt beordert hatte. Weit im Umkreis gab es weder Shoziden-Kreuzer noch Hyperdimos. Kharzani lachte leise. Die Angreifer hatten mittlerweile mehr als genug mit sich selbst zu tun.
Zwischen weit auskragenden Vorsprüngen des Titanen hatte sich eine riesige Schleuse geöffnet. Mit unglaublicher Präzision steuerte Deitz Duarto den Zylinderdiskus ins Innere und setzte erschütterungsfrei auf.
Damit war auch die letzte Gefahr gebannt. Kein Weißer Kreuzer würde es noch wagen, TITAN-02 anzugreifen.
Tagg Kharzani erteilte seine Befehle.
Er blickte nicht zurück. Den Verlust von Schloss Kherzesch sah er nur noch als eine Episode an auf seinem Weg zur wirklichen Vollkommenheit. Amringhar war für ihn in greifbare Nähe gerückt, der Titan würde ihn unversehrt nach Parrakh bringen.
Vorübergehend lauschte er den Ausstrahlungen des Splitters vom Leib Satrugars. Nicht mehr lange, dann stand ihm der ganze Nocturnenstock zur Verfügung.
Sein Traum nahm Gestalt an. Deitz Duarto übernahm weisungsgemäß das Kommando über TITAN-02. Es gab keine Reibungspunkte, nichts, was nun noch hinderlich gewesen wäre.
Der Befehl zum Sammeln wurde an die Kybb-Titanen gegeben.
Von ursprünglich 68 dieser Giganten waren 52 noch intakt, TITAN-02 eingerechnet. Auch wenn Tagg Kharzani Entsetzen darüber empfunden hatte, dass es den Angreifern gelungen war, sechzehn seiner Raumriesen zu vernichten, bildete der Rest nach wie vor eine gewaltige Streitmacht.
Die Lücken im Kher-Diamanten, die nach dem Ausfall von BLENDE-NULL entstanden und von den Hyperdimos für ihren Angriff genutzt worden waren, würden sich nun niemals mehr schließen. Andererseits ermöglichten sie den schnellen Abzug
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