2275 - Finale für Arphonie
nicht nur über Minuten, sondern im Normalfall gar über Stunden erstreckte, innerhalb weniger Augenblicke verfolgen können? Das Wrack zerbrach. Seine Bruchstücke wurden tiefer in den Wirbel eingesogen und lösten sich unter dem Einfluss eines fahlen blauen Leuchtens auf.
Unendlich weit entfernt, am Grund des Trichters, funkelten da nicht Sterne? Lyressea glaubte, Sonnen dicht geballt zu sehen, doch ehe sie sich ihrer Beobachtung sicher sein konnte, verwehte die Erscheinung. Ein blaues Flimmern huschte durch den Raum. Waren das Energieschwaden, die sich aus der Membran des Hyperkokons lösten?
Im Funkempfang prasselten nur noch Störungen.
Lyressea sah den Schutzschirm der ELEBATO unter den anstürmenden Gewalten aufglühen. Aber das Schirmfeld, das längst den Jäger mit einschloss, hielt stand ... ... und dann wurde der Kybb-SPORN in den Hangar des Weißen Kreuzers aufgenommen.
Minuten später stand die Mediale Schildwache Atlan gegenüber. Der Arkonide kniff die Brauen zusammen. „Hundertneun?", fragte er.
Lyressea schüttelte den Kopf. „Er hatte keine andere Wahl, als seine Existenz aufzugeben. Sonst hätte er den Weg durch den Kher-Diamanten nicht öffnen können."
„General Traver erwartet dich in der Zentrale. Unsere Flotte hat bereits schwere Verluste erlitten, aber wir schaffen es ... Die ELEBATO nimmt Kurs auf Kherzesch." ^„Nein!", wollte Lyressea widersprechen, doch sie brachte nur ein heiseres Ächzen über die Lippen.
Heftige Erschütterungen durchliefen den Kreuzer. Lyressea spürte noch, wie ihre Beine einknickten, dann stürzte sie. Die Antigravröhre, die sie mit Atlan fast schon erreicht hatte, hing plötzlich weit über ihr.
Lyressea hörte Atlans Stimme. Dumpf und unglaublich gedehnt im einen Moment, schrill, aber ebenso unverständlich im nächsten. Sehen konnte sie den Arkoniden allerdings nicht.
Sie schaffte es nicht, den Kopf so weit zu drehen, während der Hangarboden immer steiler vor ihr aufwuchs. Noch hielt die energetische Verankerung des Kybb-SPORNS, aber sobald die ersten Trossen ausfielen, würde der Jäger wie ein Geschoss die Wandung durchschlagen. Der Tod im Vakuum des Weltraums kam dann wohl innerhalb weniger Augenblicke.
Eine zweite Bebenwelle erschütterte die ELEBATO. Das Schiff schrie. Geräusche wie von reißendem Stahl erfüllten die Luft. Inmitten dieses Chaos erteilte General Traver Befehle. „... partielle Anomalien ...", verstand die Mediale Schildwache. „... ausharren! Die ELEBATO wird ... bald überwunden haben..."
Vorübergehend lastete ein Vielfaches ihres Körpergewichts auf ihr. In hoffnungslos verdrehter Haltung, sich mit einer Hand an einem Verankerungspunkt festkrallend, wurde Lyressea auf den Boden gepresst.
War das schon der Rücksturz? Auf jeden Fall hatte das Ende des Hyperkokons begonnen.
Der Sternhaufen von Arphonie kehrte an den Ort zurück, von dem ES ihn vor endlos langer Zeit verbannt hatte. Ammandul wartete -oder, wie Perry Rhodan und Atlan die Spiralgalaxis heute nannten: die Milchstraße. Doch Namen spielten keine Rolle. Wichtig war, dass die Verbannung endete, wenngleich die Heimkehr keineswegs triumphal sein würde. Eher im Gegenteil.
ES hatte einst gewichtige Gründe gehabt, über das Gebiet des Schutzherrenordens die Quarantäne zu verhängen. Daran hatte sich noch nicht sehr viel geändert. Die heute in der Milchstraße lebenden Völker würden sich urplötzlich einer schwer zu beschreibenden Bedrohung gegenübersehen. Unter den Vorzeichen der erhöhten Hyperimpedanz bedeutete sie womöglich gar eine tödliche Gefahr.
Viel hätte Lyressea dafür gegeben, den Jahrmillionen währenden Status quo -wenn sie vom Zeitablauf in der Milchstraße ausging - wenigstens noch so lange aufrechtzuerhalten, bis die Bedrohung durch Tagg Kharzani und die Kybb wirklich überwunden war. Aber sie wurde nicht gefragt.
Allmählich schwanden ihre Sinne. Der Sauerstoffmangel machte sich bemerkbar. Lyresseas Gedanken kehrten zurück an den Ort ihres Entstehens, nach Ambur, der Kunstwelt von ES.
Wanderer hatten die Terraner jene Planetenhälfte genannt, das wusste sie von Perry Rhodan. Im Nachhinein war die Zeit auf Wanderer ihre glücklichste gewesen, vergleichbar einer unbeschwerten Kindheit. In der Maschinenstadt und in Homunks Nähe hatte sie einen tief greifenden Frieden verspürt. Nichts davon war geblieben. Wer Frieden schaffen wollte, musste dafür kämpfen. So wahr, unumstößlich und paradox war dieser Satz, dass sie ihn so sehr
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