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2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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welche Gefühle ihr Anblick in ihm weckte. Das lange brünette Haar, die grünen Augen, die ihn immer an das sonnenbeschienene Meer erinnert hatten, der Ansatz der kleinen Brüste über dem Bildschirmrand ...
    Waren wirklich schon sieben Jahre vergangen? Die Zeit schnurrte auf einen Bruchteil davon zusammen. „Ich kann nicht klagen", sagte er. „Der Padrino ist gut zu mir."
    „Bist du mit jemandem zusammen?"
    Datone schüttelte den Kopf. „Du aber offenbar", entgegnete er. „Oder ist dieser Pontellier, von dem aus du anrufst, nur einer deiner zahlreichen platonischen Freunde?"
    Sie lachte. „Volltreffer", sagte sie. „Wir sind seit drei Jahren ein Paar. Kennst du ihn nicht? Monty Ponteliier, der berühmte Trivid-Star. Zu Syntron-Zeiten jedenfalls. Aber seine Karriere hat nur ein vorübergehendes Tief, genau wie bei Terra selbst wird sein Stern wieder steigen. Und du? Wie geht es dir?"
    „Mir geht's besser denn je", sagte er unbeeindruckt. „Den Job, der mir so viel bedeutet hat, musste ich zwar gerade aufgeben, aber ich habe eine großzügige Abfindung bekommen." Diese kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen. Geld war ihr immer wichtig gewesen, ein Überbleibsel ihres reichen Elternhauses.
    Sie nickte. „Davon habe ich gehört", sagte sie zu seiner Überraschung.
    Er spürte, wie ein harter Glanz in seine Augen trat. „Dummerchen - ich überwache dich doch nicht." Sie lachte, aber er vernahm den gezwungenen Unterton. Sie hatte ihn nicht aus Sehnsucht angerufen. „Es ist sehr spät, aber vielleicht bekomme ich noch etwas Schlaf, wenn wir nicht so lange um den heißen Brei herumreden", sagte er. „Also: Was willst du von mir?"
    Auch Caras Blick wurde hart. Er spürte, wie sie sich zurückzog. Das tat sie immer, wenn jemand offen mit ihr sprach. Sie fühlte sich dann abgewiesen, das verletzte sie.
    Einer der vielen Gründe, weshalb ihre Ehe manchmal eine Tortur gewesen war. „Hier in Terrania gefällt es mir nicht mehr so gut..."
    „Du wolltest doch immer in die große weite Welt hinaus. Was gefällt dir jetzt nicht?"
    „Monty ... er hat zu trinken angefangen ..."
    Datone schürzte die Lippen. Trinker gab es auch in Neapel, in diesen Tagen mehr als vor drei Jahren, und es tat ihm Leid zu hören, dass Cara so jemanden zum Lebensgefährten hatte.
    Aber was ging es ihn an? Wieso erinnerte sie sich ausgerechnet an ihn? „Ich möchte wieder zurück", flüsterte sie.
    Er erschrak und sah den Ausdruck in ihren Augen. Er war flehentlich, sie meinte es ernst. „Zu mir?", fragte er. „Oder einfach nur wieder nach Neapel?"
    Sie stutzte. „Nach ... Neapel", antwortete sie, „in meine alte Heimat."
    „Nichts hindert dich daran."
    „Wenn es dir so gut geht... wir könnten doch auch wieder ..."
    Eine schroffe Geste von Datone brachte sie zum Schweigen. Er stand auf und näherte sich dem Visifon, sodass sein Gesicht bei ihr in Großaufnahme erschien. „Ich habe lange gebraucht, um über Sarahs Tod hinwegzukommen, auch die Trennung von dir hing mir noch Jahre nach. Vielleicht führe ich jetzt nicht das schönste Leben, das man sich vorstellen kann, aber es hat für mich wieder einen Sinn." Er presste die Lippen zusammen. „Weiß Gott, es hatte noch nie so viel Sinn wie gerade jetzt. Und ich lasse nicht zu, dass du mir das wieder nimmst. Bleib in Terrania und mir vom Leibe, hast du verstanden? Servo, aus!"
    Der Monitor erlosch.
    Mit geballten Händen kehrte Datone zu seinem Bett zurück. Er griff nach den Folien, die er auf den Nachttisch gelegt hatte. Skizzen für seine Rede am Vormittag.
    Datone las konzentriert. Er las Zeile für Zeile, die Anklagen, die Vorwürfe, die Argumente, die Forderungen. Er wusste, dass die Rede gut geworden war. Er spürte es mit jeder Faser seines Seins. Aber er verstand kein einziges Wort mehr.
    Der Mann mit den gelben Haaren und den gelben Katzenaugen tauchte irgendwann gegen neun Uhr früh am weltberühmten MANN auf.
    Der Platz vor dem Museo Archeologico Nazionale Napoli wimmelte von Passanten, die von Gleitern abgesetzt und abgeholt wurden. Niemand achtete auf ihn, als er mit einem Koffer, der wie ein Geigenkasten aussah, aus einem Schwebetaxi stieg.
    Schweigend ließ er sich von einem der offenen Antigravlifte an der Außenseite des Gebäudes die dreißig Etagen bis zum Veranstaltungsort hinauftragen. Dabei betrachtete er gelassen die übereinander gestellten gigantischen Buchstaben. Zusammen bildeten sie in grellen Neonfarben den Namen des archäologischen

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