2277 - Die Macht der Sekte
zufällig eine Patrouille vorbeiflog.
Als T'ai-Ghün drüben angekommen war, schwenkte er erleichtert die dürren langen Arme, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Powers seufzte und folgte dem Gataser. Bei dessen Ankunft überprüfte Datone, ob seine Mikrogeräte alle noch sicher verstaut waren, dann biss er die Zähne zusammen und hangelte ebenfalls hinüber.
Einen Moment lang glaubte er ein Aufblitzen am Gipfel des Vesuv zu sehen, aber es wiederholte sich nicht. Sicher hatte es sich um eine Täuschung gehandelt.
Severin reichte Carreras den Holo-Würfel mit der Schlagzeile des Tages: Arbeiten am Vesuv werden verstärkt. Protestbewegung auf verlorenem Posten. „So viel zu den großen Erfolgen, die dieser Datone für dich herausholt", sagte der Soltener und lehnte sich wieder zurück. „Imberlock schert sich keinen Deut um diese Organisation. Beweise ihm, wie du mit Störenfrieden umgehst. Erledige Datone."
Der Padrino hob die Braue. „Warum sollte ich einen loyalen Verbündeten auslöschen? Datone hat den Tod seiner Tochter nie mir angelastet, sondern einzig und allein Romero, obwohl er genau weiß, dass ich ihn in die Höhle des Löwen schickte."
Severin grinste breit. „Weil er die Hintergründe des Anschlags auf Romero in einem Schriftstück zusammengefasst hat, das jetzt irgendwo bei einem Anwalt liegt."
„Wer hat dir das gesagt?" Carreras blitzte ihn aus schmalen Augen an. „Dein Fehler ist es, Leute zu unterschätzen", zischte der Guardian und brachte sein Gesicht ganz nahe an das von Carreras.
Carreras schaute in den Trivid-Würfel vor ihm auf dem Schreibtisch. Dort scrollte gerade ein Kommentar zu der Demonstration ab, die am Tag zuvor stattgefunden hatte. Einige Dutzend Personen waren gekommen und hatten verlangt, dass Imberlock Rede und Antwort stand. Der Sektenführer war längst in Neapel, aber er hatte sich nicht gerührt.
Der Padrino strich sich über die braunen Schläfen. „Datone hat dieses Schriftstück nie weiter erwähnt. Er betrachtet es offenbar lediglich als Sicherheit, damit ich ihn nicht abserviere. Verstehst du, er übt keinen Druck damit aus."
„Aber woher weißt du dann davon?" Severins Stimme klirrte vor Kälte. „Von seiner Frau. Sie kam nach dem Tod ihrer Tochter zu mir und brachte mir diese Information ... dass er die wahren Hintergründe hinterlegt habe und all das. Sie wollten sich trennen, sagte sie, hätten aber beide nicht genug Geld für einen Neuanfang."
„Und da hast du ihr welches gegeben?"
„Für ihren Mann hier in Neapel und für sie als Startkapitel in Terrania. Aber seitdem ist Datone nie mehr darauf zurückgekommen. Mit keinem Wort. Er war so loyal wie immer. Also machte ich ihn zum Fremdenführer und zahlte die Abfindung. Severin, wir verdienen mit unseren Geschäften täglich Millionen. Was schert mich da dieses Geld?"
Der Soltener winkte ab. „Es interessiert mich nicht, ob du eine Schwäche für Datone hast. Ich bin nur entsetzt über deine Blindheit. Du glaubst allen Ernstes, dass Datone Bescheid wusste und dann auch noch seine Frau zu dir schickte, die, von der er sich trennte?" Er blickte den Anführer der Camorra abfällig an. „Lass mich raten: Sie hat sich später wieder gemeldet und Geld verlangt, nicht wahr?"
„Nun ja, erst vor drei Tagen. Natürlich habe ich ihr keines gegeben, aber das Schriftstück ist noch hinterlegt, deshalb wollte ich sie nicht ganz vor den Kopf stoßen.
Ich habe ihr geraten, sich an ihren Exmann zu wenden. Der hat schließlich eine Million Galax bekommen, das reiche doch wohl für zwei, meinte ich. Dann legte ich auf."
Severin seufzte. „Sie hat immer versucht, sich an reiche Männer zu hängen. Dafür wollte sie wieder frei sein. Jede Wette, dass Datone nichts von ihrer Erpressung vor sieben Jahren weiß - und auch nichts von ihrem letzten Anruf bei dir."
Der Padrino stützte seine Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und klopfte mit den Fingerspitzen aneinander. „Aber sie wird sich doch an ihn gewendet haben?"
„Unter Garantie. Aber bestimmt hat er sie abblitzen lassen." Severin hob die Hände. „Du meine Güte, er ist wahrlich nicht der Klügste, aber so dumm nun auch wieder nicht."
Carreras nickte. „Diese Protestbewegung ... Ich glaube, wir sollten deinen Plan umsetzen, Severin. Ich sorge dafür, dass sie den Druck auf die Sekte erhöht, und dann schütze ich Imberlock vor ihren Angriffen. Das wird ihm imponieren."
Der Soltener verengte die Augen. „Denk daran, dass Romero dich
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