2278 - Brennpunkt Talan
Imberlock."
„Das ist in meinen Augen sinnlos. Weder Gon-Orbhon noch die durch ihn Beeinflussten werden sich daran stören, wenn der Verkünder plötzlich fehlt. Sie brauchen ihn nicht mehr."
„Auch wahr. Was schlägst du vor?"
„Wir müssen den Tempel zerstören. Noch ist Zeit dazu! Danach kümmern wir uns um den Kybb-Titanen."
Homer schüttelte den Kopf und sah den TLD-Chef mit einem Anflug von Traurigkeit an. „Schau dir die Bewegungen der Massen am Tempel an. Die Menschen schützen ihn mit ihren Körpern. Es ist, als ahnten sie, was wir in dieser Situation tun könnten."
Nein, stellte er in Gedanken fest, sie ahnen es nicht, sie wissen es. Diese Entität gibt ihnen genau vor, womit sie rechnen müssen. „Dann zerstören wir den Kybb-Titanen, sobald er auftaucht", beharrte Noviel Residor. „Die Schlagkraft der vereinten Flotte reicht dazu aus."
„Vorausgesetzt, er lässt uns die Möglichkeit. Wenn dieser Gon-Orbhon von vergleichbarem Kaliber wie damals SEELENQUELL ist, hat er das System so gut wie in der Tasche. Und selbst wenn nicht: Was ist, wenn er Verstärkung mitbringt? Wenn die Giganten aus Jamondi eingreifen ..." Homer ließ den Satz offen. Was dann passierte, malte er sich lieber nicht aus. „Eigentlich bin ich wegen etwas anderem gekommen", sagte Residor. „Was hat Mondra Diamond erreicht?"
„Sie ist noch nicht zurückgekehrt und hat sich auch nicht gemeldet." ,„Ich lasse meine Leute nach ihr suchen."
„Gib ihr Zeit, Noviel. Die Schohaaken sind nicht besonders hilfreich, weil sie selbst so wenig wissen - angeblich."
Nachdenklich blickte er dem davoneilenden TLD-Chef hinterher.
Homer G. Adams hatte in seinem Leben selten ein grimmigeres Gesicht gesehen, und wenn, dann höchstens nach einem Börsencrash. Admiral Shaizeff prangte wie ein Racheengel auf dem Bildschirm unmittelbar neben seinem Schreibtisch. Das Panoramaholo des Vesuv füllte noch immer einen Großteil des Zimmers aus. „Ich befürchtete schon, jemand würde den Funkverkehr im Raum Terra stören, weil ich nicht durchkam", schnaufte der Oberbefehlshaber der Solaren Flotte. Homer empfand seine Nähe als aufdringlich, glaubte sogar, den dampfenden Atem des Mannes zu spüren. Natürlich war es Einbildung. „Kein Grund zur Sorge", antwortete er. „NATHAN und LAOTSE haben alles im Griff."
Auf Shaizeffs Stirn bildeten sich zusätzliche Runzeln. Das war kein Börsencrash mehr, eher schon ein „schwarzer Freitag", ein Kollaps der gesamten Weltwirtschaft. „Wenn du meinst. Soeben erreicht uns eine Meldung über die Hayok-Relaisstrecke.
Es gibt weiterhin keine Ortungen von Pfybb-Titanen außerhalb Jamondis. Sie fliegen in ihrem Sternhaufen Patrouille, liefern sich ab und zu Geplänkel mit den Motana."
Wenigstens eine gute Nachricht in diesen Stunden, fand Homer. „Vielleicht warten sie auf etwas, eine Nachricht vielleicht. Sonst noch etwas?"
„PRAETORIA meldet keine neuen Erkenntnisse."
„Danke, Admiral!"
Das Bild erlosch.
Adams ging in Gedanken den Einsatzplan durch, den sie besprochen hatten. Er fand keine Lücke. Der Kybb-Titan würde im schlimmsten Fall direkt bis nach Terra vorstoßen, aber spätestens an der Mondbahn war Endstation. Eine Lichtminute ...
Homers Gedanken wanderten zu Mondra und den Schohaaken in ihrem kleinen Dorf. 2536 Individuen waren es, vor zwanzig Jahrmillionen ein wichtiges Hilfsvolk der Superintelligenz ARCHETIM, jetzt ein kleines Häuflein Versprengter. Ihr plötzliches Auftauchen auf der Erde, dem erdnahen Weltraum und sogar auf dem Mars hatte den Wissenschaftlern Rätsel aufgegeben. Bei den Verantwortlichen in Terrania hatten sich Misstrauen und Hilfsbereitschaft die Waage gehalten und taten es immer noch. Ihr Erscheinen hatte stark an das der „Konzepte" erinnert, die einst ES im Zustand überstarken psionischen Bewusstseinsdrucks „ausgespuckt" hatte.
Noch war es zu früh, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Beweislage reichte nicht aus. Erklärungsversuche stellten einen Zusammenhang zwischen dem Psi-Korpus der einstigen Superintelligenz ARCHETIM, der irgendwo im Innern Sols steckte, und den Schohaaken her. Myles Kantor sah es als halben Beweis dafür an, dass ARCHETIM nicht vollständig tot war.
Immerhin stammten die Schohaaken aus ferner Vergangenheit, waren nicht in der heutigen Zeit geboren worden. Dennoch bestanden ihre Körper aus Fleisch und Blut, waren keine psionischen Projektionen. Was müssten sie alles berichten können!
Doch ihr Geist war leer, enthielt
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