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2280 - Exil der Orakel

Titel: 2280 - Exil der Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mannshöhen oberhalb der Bucht endete subtropische Vegetation. Gewaltige Stürme pfiffen darüber hinweg und trieben stetig Erdreich sowie Tier- und Pflanzenkadaver vor sich her. In riesigen, breiigen Klumpen patzten die schweren Massen über Steinklippen hinab und rannen zäh und blubbernd in den Ozean.
    Doch angesichts der nahenden Dämmerung und der Kälte, die ganz plötzlich über sie kam, beschwerte sich niemand. Die Schota-Magathe waren viel zu müde.
    Lethargisch warfen sie sich nieder, kuschelten sich eng aneinander und warteten darauf, was der nächste Morgen bringen würde. „Wir sind entdeckt!", gellte der Weckruf über die Bucht. „Kybb!"
    „Versteckt euch!"
    „Ins Wasser!"
    Ganze Gehege teleportierten erschrocken davon, stürzten irgendwo weit draußen in den Ozean zurück.
    Bort Leytmark umklammerte Wiini instinktiv. Kentiloy und die älteren Kinder rückten ebenfalls näher, als der dunkle Schatten eines riesenhaften Raumschiffs über sie fiel.
    Der junge Patriarch stemmte sich gegen den Strom der Flüchtenden, sorgte für eine kleine Insel der Ruhe inmitten der Panik. „Beruhigt euch!", schrie er, erzielte aber kaum Wirkung. „Das ist ein Schiff der Fahrenden Besch!"
    Der halbkugelförmige Leib des Schiffs mit einem kleineren, aber ebenso geformten Flansch zog in geringer Höhe und trotz aller Aufregung unbeirrt über sie hinweg, achtete keineswegs auf sie.
    Warum auch?
    Die Orter und selbst die visuelle Beobachtung würden die Besch nicht aufmerksam machen. Den Schota-Magathe fehlte alles, was andere Völker normalerweise mit Kultur verband: Sie trugen weder Kleidung noch irgendwelche Gerätschaften mit sich; sie waren einfach. Doch sie waren auch die Ozeanischen Orakel. Ihr Aussehen würde ihre Identität offenbaren, wenn jemand hinsah. Nur die Orterdaten abzurufen würde ihr Geheimnis wahren, man würde sie für eine Herde unintelligenter Wasserbewohner halten. Trotzdem schlug Borts Herz wie wild. Was, wenn ...?
    Das Käferschiff war endlich über sie hinweg. Nur ganz langsam beruhigte sich Borts Herzschlag. Auch wenn die Angst unbegründet gewesen war - Massenpsychosen stellten ein gefährliches Übel dar. Besonders bei den so sozial eng miteinander verbundenen Schota-Magathe.
    Die wahre Gefahr näherte sich allerdings im Gefolge des Raumschiffs: heftige Luftverwirbelungen, die ganze Gruppen von Bäumen oberhalb der Klippen entwurzelten und auf den schlickigen Strand hinabstürzen ließen. Ringsumher fielen halsdicke Stämme und Äste zu Boden, stachen in den stinkenden Untergrund ... „Weg hier!", schrie nun auch Bort. Er warf sich gedankenschnell auf seine Brütlinge und ergriff Kentiloy bei den Armen, teleportierte instinktiv.
    Weit draußen, dort, wo das Festland nur noch zu erahnen war, stürzten sie gemeinsam aus geringer Höhe ins Wasser.
    Es stank bestialisch, und es schmeckte widerlich. „Verdammt!", fluchte der Patriarch und hieb mit beiden Flossenhänden auf die Oberfläche.
    Es sah so aus, als würde der Auszug der Schota-Magathe aus ihrer Heimat unter keinem guten Stern stehen. „Wir hätten Baikhal Cain niemals verlassen dürfen!", trompetete Goth Dungear. „Wie sollen wir uns hier jemals heimisch fühlen, in diesem Gatschwasser, das von schleimigem, glitschigem Fischgetier bewohnt wird? Wie sollen wir unter diesen Bedingungen unsere Pflanzen und Algensämlinge an Land und im Wasser aussäen?
    Wie sollen wir überleben?"
    „Das alles ist nur eine Sache des Eingewöhnens", hielt ihm Bort entgegen. „Natürlich erwartet uns eine schwierige Zeit, aber ..."
    „Ha! Habe ich nicht dasselbe in der Heimat gesagt, und hast du dich nicht über meine Worte lustig gemacht?" Anklagend deutete der Oberste auf ihn. „Du drehst die Worte, wie du willst! Um die Heimat hätte es sich zu kämpfen gelohnt - nicht um diesen Schlammbrocken. Wollt ihr denn tatsächlich den Rest eurer Existenz hier im trüben Wasser fischen?"
    Die Mehrzahl der Patriarchen verneinte. Sie trieben auf den schwachen Wellen dahin, ein wenig abgesondert von der großen Masse ihres Volkes, das lethargisch auf ein Urteil der Obersten wartete. „Versteht doch: Es gibt kein Zurück mehr!" Bort streichelte beruhigend über Wiinis Rücken. Das Mädchen zuckte spastisch, spuckte weißen Schaum. „Denkt an die Psi-Strahlung, was sie mit uns angestellt hat..."
    „Ein Naturphänomen, nicht mehr", tat Goth mit wegwerfender Geste ab. „Wahrscheinlich hat die Wirkung längst wieder nachgelassen. Wir sollten den Sprung

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