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2284 - Die Fliegenden Rochettes

Titel: 2284 - Die Fliegenden Rochettes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„G.V.U." nannte, das Größte Vorstellbare Unglück: Er hatte Sex mit Babett Bündchen.
    Nun ja, nicht richtig Sex; oder schon, aber nicht mit ... also ohne ... obwohl selbstredend nicht ohne, sondern ...
    Ach, er war kaum eines klaren Gedankens fähig. Matti hasste diesen Zustand, hasste sich selbst für seine Blödsinnigkeit, seine Schwäche.
    Die längste Zeit hatte er Babetts Zudringlichkeiten ignoriert, schlichtweg nicht wahrhaben wollen. Das nette Mädel kokettierte halt gerne - eine bei Angehörigen ihrer Profession nicht gerade seltene Charaktereigenschaft.
    Matti hatte Babett auf Anhieb gemocht, schon bei ihrem allerersten Vorstellungsgespräch. Sie kam frisch von der renommiertesten Pariser Zirkusschule und entpuppte sich als hervorragende Hochartistin. Eine ideale Ergänzung für die „Fliegenden Rochettes", war sie darüber hinaus ein richtiger kleiner Sonnenschein, stets guter Laune, zu allen freundlich und sich auch nicht zu schade, hinter den Kulissen Hilfsdienste zu übernehmen, wie das bei einem kleinen Tournee-Unternehmen nun einmal nötig war.
    Als Vollwaise, ungebunden und ohne sonstige Verpflichtungen, akzeptierte sie auch das vergleichsweise geringe Salär, das Matti ihr zahlen konnte. Wenn er zahlen konnte ... Babett neigte zwar gelegentlich zu an Tollpatschigkeit grenzendem Überschwang, doch sie kam mit allen gut zurecht. Ausgenommen Sirene natürlich. Sirene. Nie zuvor hatte er sie betrogen, nicht in den Zeiten ihrer schlimmsten Ehekrisen.
    Und nun das. Dabei verstanden sie sich derzeit so gut wie schon lang nicht mehr. Oder lag es gerade daran? „Könntest du dir bitte kurz mein Media-Portable ansehen?", hatte ihn Babett gebeten. „Irgendwie komme ich mit dem Ding nicht zurecht."
    In ihrer Kabine, der winzigsten von allen, war es dann passiert. Das Portable, das Babett unlängst gebraucht erworben hatte, auf einem Flohmarkt am Mexikoplatz, hatte Matti rasch zum Laufen gebracht. Mit uralten Kleinpositroniken kannte er sich aus.
    Doch mit Frauen nicht... „Toll! Wahnsinn! Superspitzenpipifein! Hach, wie kann ich mich dir bloß erkenntlich zeigen, lieber Matti?" Tja.
    Von ihm war die Initiative gewiss nicht ausgegangen. Babett hatte ihn nach allen Regeln der Kunst verführt. Er hatte sich lang gewehrt, so viel stand fest. Letztlich aber... „Wir dürfen das nie wieder tun", flüsterte er hinterher. „War es denn nicht schön für dich?"
    „Doch, doch. Nur..."
    „Einmal ist keinmal", lachte sie. Er atmete auf, da setzte sie fort: „Ergo ist nochmal wieder keinmal."
    „Nein. Schon die erste Gleichung stimmt nicht. Null kann niemals gleich eins sein, da würde ja die ganze Mathematik ..."
    „Ich liebe dich."
    „... aus den Fugen geraten. Äh. Äh. Äh. Ww-wie?"
    „Ich liebe dich, weil du so klug bist. Und so fürsorglich. Ein richtiger, erwachsener Mann, nicht so wie die anderen, die zeitlebens dumme Jungs bleiben."
    „Aha. Ja, das... hhm, ehrt und erbaut mich. Gleichwohl..."
    Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Die Berührung, leicht wie der Flügelschlag eines topsidischen Olivenfalters - Pterodactulus krex, rief er sich ins Gedächtnis -, verschaffte ihm eine Gänsehaut. „Keine Sorge, Liebster, ich werde dich nicht drängen", raunte sie ihm ins Ohr. „Ich weiß doch, was du am Hals hast."
    Nein, weißt du nicht!, verkniff sich Matti gerade noch. Nach wie vor schob er es vor sich her, sein Ensemble vom drohenden Konkurs zu informieren.
    Er war ein Feigling, und er hasste sich dafür. „Lass dir Zeit, denke alles in Ruhe durch", gurrte Babett. „Mir ist schon klar, dass man sich nach so langer, wenngleich unglücklicher Ehe nicht von heute auf morgen zu einer Scheidung entschließt. Übermorgen ist mir früh genug."
    Durchdenken?
    Scheidung!? Übermorgen!?!
    Jählings, mit steil zu Berge stehendem Haarkranz, erkannte Matti di Rochette, dass er noch viel tiefer in der Tinte saß, als er gedacht hatte
     
    14.
     
    Kein Tag verging ohne öffentliche, live auf allen Kanälen gesendete Exekutionen.
    Das Trivid zu meiden, um den schrecklichen Bildern zu entgehen, half nicht. An zahlreichen Orten wurden Holo-Projektoren installiert, so auch im Donaupark, gleich neben dem Zirkuszelt. Der riesige Schirm zeigte rund um die Uhr die kirchlichen Programme. Nicht einmal Sirene wagte, dagegen zu protestieren.
    Gertraudis glaubte sich in einem Alptraum gefangen. Nie war ihr das strahlende Lächeln nach vollbrachten Kunststücken so schwer gefallen.
    In Wien herrschte wunderbares

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