Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2284 - Die Fliegenden Rochettes

Titel: 2284 - Die Fliegenden Rochettes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Um die Wahrheit zu sagen, wäre im Vergleich mit mir jede Kirchenmaus ein Krösus."
    Welchen Unsinn man doch von sich gibt, wenn einem der Arsch auf Grundeis geht! „Muss ich das mit der Kirchenmaus als Blasphemie auffassen?", fragte der Unheimliche. Er klang, als bestünden seine Stimmbänder - laryngii - aus Schmirgelpapier.
    Himmel, lass das keinen von diesen dem religiösen Irrsinn Verfallenen sein! „Eine altterranische Redensart", würgte Matti hervor. „Hat absolut nichts mit der neuen Staatsreligion zu tun. Lang lebe Gon-O! Und Carlosch Imberlock! Und seine vierzehn Adjunkten! Und ..."
    „Das reicht. - Du bist Matti di Rochette, der Zirkusdirektor?“
    „Ist das eine Fangfrage?" Der Fremde lachte kurz, raspelnd, knochentrocken. Überhaupt hätte es Matti nicht verwundert, wenn er aus dem Case, das er nun abstellte und öffnete, eine Sense hervorgeholt hätte. „Nicht hersehen."
    Matti hütete sich. Am sternklaren Nachthimmel standen, sehr schön identifizierbar, hoch am Himmel nahe dem Scheitelpunkt Ursa maior, darunter Cepheus und Cassiopeia, weiter östlich, knapp über dem Horizont, die Leier mit Wega ... „Gut. Das war's. Ich hatte dich ohnehin nicht in Verdacht, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Folge mir bitte in das Gebüsch dahinten."
    Mit gummiweichen Knien wankte Matti hinter dem mysteriösen Fremden her, zwängte sich mit ihm in einen mächtigen, gut vier Meter breiten Oleanderstrauch. Dort schlug der Mann die Kapuze zurück, zerrte an seiner Nase, bis sich die Biomolplastmaske löste, und fragte leise, ganz ohne jede Verzerrung: „Weißt du, wer ich bin?"
    „Wrks", antwortete Matti.
    Er war einer Täuschung unterlegen, wenn er geglaubt hatte, in Schwierigkeiten zu stecken.
    Die wirklich großen Probleme fingen gerade erst an
     
    17.
     
    Der Zirkusdirektor torkelte einen Schritt nach hinten, die Hände abwehrend erhoben, als hätte er ein Gespenst gesehen. „Bin ich wirklich so hässlich?", fragte Homer G. Adams.
    Es dauerte einige Sekunden, bis der große, schwere Mann mit der birnenförmigen Figur und der roten Clownsmähne seine Sprache wiedergefunden hatte. „Nein, bestimmt nicht, aber ... diese Verkleidung ... Ich hätte nie und nimmer gedacht..."
    „Das ist der Sinn der Sache. Weltweit wird nach einem kleinen, humpelnden Buckligen gefahndet. - Ein Exoskelett, Teil eines experimentellen SERUNS aus USO-Beständen", erklärte Homer im Plauderton. Derlei Details waren momentan zwar nebensächlich, doch ihre Erwähnung wirkte vertrauensbildend. „Besteht zur Gänze aus Synthoplast, sodass gewöhnliche Scanner nicht darauf ansprechen."
    „Wiewieso bist du hier? Was willst du von mir?" Langsam kehrte wieder etwas Farbe in das fleischige Gesicht zurück. „Ich benötige deine Hilfe, Matti."
    „Meine ... Wie sollte ich ...?" Am Nachthimmel tauchte ein blinkender Punkt auf und wurde rasch größer. Leises Motorengeräusch erklang.
    Eine Polizeistreife, konstatierte Homer. Ausgerechnet jetzt! Wenn di Rochette in Panik gerät... „Bitte tu, was ich dir sage", raunte er leise, doch eindringlich. „Komm her zu mir und leg den Kopf auf meine Schulter. Mach schon."
    Laut den Personendaten, die Homer vorlagen, besaß Matti di Rochette einen überdurchschnittlich hohen IQ. Ob er deshalb so rasch reagierte oder einfach immer noch unter Schock stand, tat nichts zur Sache. Jedenfalls befolgte er die Anweisung.
    Sollten die Polizisten im Gleiter, der über dem Donaupark eine Schleife zog, Infrarotsicht und Individualtaster einsetzen, so registrierten sie jetzt zwei männliche Erwachsene in relativ eindeutiger Stellung. Was ihnen eventuell Anlass zu schlüpfrigen Witzeleien gab, nicht aber zu einer Personenkontrolle. Im Umfeld der LFT-City wohnten viele Diplomaten, mit denen sich ein kleiner Streifenpolizist lieber nicht anlegte. „Entwarnung", sagte Homer, nachdem der Gleiter hinter der Skyline von Kagran verschwunden war. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht kompromittieren."
    „Schon gut, das ist das wenigste." Matti schnaufte. „Ist dir bewusst, dass ich gerade, indem ich mitgespielt habe, ein Verbrechen beging, auf das seit neuestem die Todesstrafe steht?"
    „Ja. Danke."
    Der Zirkusdirektor raufte sich verzweifelt die Haare. Das sah sehr komisch aus. „Wie komme ich dazu, ausgerechnet für dich mein Leben zu riskieren?"
    Homer atmete auf. Der andere sah sich also, wenngleich widerwillig, bereits als Komplize.
    Damit war der erste Schritt getan. „Warum ich?",

Weitere Kostenlose Bücher