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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich auf schmutzstarrenden Decken geliebt. Dann standen plötzlich zwei Büttel neben ihnen.
    „Frau, geh heim", sagte einer. „Und schweig!"
    Sie zwangen Tum, vor ihnen her durch finstere Gänge zu stolpern, kaum beleuchtete Treppen hinabzusteigen, weitere Gänge zu durchlaufen, all das ohne ein Wort. Wenn er nicht schnell genug ging, stießen sie ihn vorwärts. Am schlimmsten, am bedrohlichsten war dieses Schweigen.
    Sie erreichten einen großen runden Raum. In der Mitte stand ein flacher Tisch mit mehreren Öllampen. Auf Schemeln hockten zwei weitere Büttel mit weiß gefärbten Pelzen.
    Sie blickten auf, nickten den beiden anderen zu, bleckten die Zähne. Tum sah, dass ihre Reißzähne ebenfalls weiß gefärbt waren oder vielleicht gebleicht. Aber auch sie sagten nichts, blieben sitzen - als gebe es ihn nicht, als sei er Luft.
    Einer der Büttel, die ihn hergetrieben hatten, ging zu einer schweren Tür und öffnete eine Klappe. Er winkte, und Tum trat näher. Er wagte nicht einmal, zu zögern.
    Durch die Öffnung drang der betäubende Gestank von Schmutz und Schweiß, Kot und nicht essbarem Fraß. Tum unterdrückte ein Würgen, hielt die Luft an und schaute durch das Loch.
    Er blickte in ein Verließ. Eines der angeblich unzähligen, in denen die Mond-Deuter Abweichler und Verbrecher gefangen hielten, bis es ihnen gefiel, sie durch eine der vielen Formen von Hinrichtung zu erlösen.
    Es dauerte ein paar Momente, bis seine Augen sich an das fahle Zwielicht gewöhnt hatten.
    Dann erkannte er einen der Gefangenen. Es war der alte Händler, der ihm Nachrichten aus Taraon übermittelt und Blätter verkauft hatte. Sein Pelz war gestriemt von Furchen, die die Krallen der Folterer gerissen hatten.
    „Hast du gesehen?" Der Büttel stieß ihn an.
    „Ja."
    „Dann komm!"
    Die Klappe wurde wieder vor die Öffnung geschoben. Sie trieben ihn durch weitere Gänge, mehrere Treppen hinauf, krumme Korridore entlang, immer hastend, immer schweigend.
    Auch Tums Gedanken hasteten, dröhnten jedoch immer lauter durch seinen Kopf. Was mochten sie von ihm wollen? Sie - die Mond-Deuter oder andere Priester? Der Oberste Büttel des Tempels vielleicht? Eigentlich konnte es nur um eines von zwei Dingen gehen: Geon-Durns Tätigkeiten und Pläne einerseits, die Vorgänge in Taraon andererseits. Und das, was mit ihnen zusammenhing ... Oder gab es noch etwas? Hatte er sich etwas zuschulden kommen lassen?
    Sie blieben vor einer Tür stehen, die aus schwarzem Holz mit unglaublich kostbaren, verzierten Eisenbeschlägen bestand. Und sie waren, wie er erst jetzt bemerkte, in einem der besseren Teile der Grache angekommen. Der Boden war mit Matten belegt; am Ende des Ganges gab es ein Fenster, dahinter ein Geländer: offenbar einer der Balkons, die hoch über dem Platz Ausblicke über die ganze Stadt erlaubten.
    „Heiliger", sagte einer der Büttel in die Schallöffnung neben der Tür, „wir bringen den gesuchten Knecht."
    „Öffnet und kommt herein!" Eine tiefe, beinahe knarrende Stimme schien aus der Öffnung zu kriechen.
    Einer der Büttel öffnete die Tür, der andere stieß Tum in den Raum, der andere stieß Tum in den Raum, der dahinter lag. Ein kostbares Zimmer, ausgelegt mit feinen Teppichen, auf denen teure geschnitzte Möbel standen: zwei dunkle Stühle, ein schwerer Schreibtisch, ein Bett aus Tarillu-Holz mit bestickten Decken.
    Aber der Schwerpunkt des Raumes befand sich neben einem der beiden Fenster. Tums Blicke richteten sich dorthin, und fast war es, als ob alles - Möbel, die Bücher in den Regalen, die Regale selbst und sogar die Wände - zu diesem Punkt hinglitte.
    Ein alter Mann. Ein altes Raubtier, sagte sich Tum, während er das Bedürfnis bekämpfte, nach Luft zu schnappen.
    Der Priester war an die zweihundert Jahre alt, wenn nicht älter. Und er war einen Kopf größer als Tum. Der massige Körper schien ausnahmslos aus Muskeln zu bestehen - Stränge und Wülste zeichneten sich unter dem Pelz ab, der überall graubraun war, dem Alter entsprechend. Und er bedeckte auch die Finger und Zehen. An der rechten Hand, mit der der Priester schrieb, waren die Krallen gestutzt, an der linken und an beiden Füßen dagegen lang und wie geschärft und gehärtet.
    „Wartet draußen!" Wieder diese tiefe, knarrende Stimme. Sie traf Tum wie ein Faustschlag.
    „Heiliger?" Einer der Büttel sagte nur dieses Wort; es enthielt gleich mehrere Fragen: Seid Ihr sicher? Können wir Euch ungeschützt mit ihm zurücklassen?
    Der Priester legte

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