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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte - in Taraon werden die Brüder zuweilen vermindert hah!
    Geon-Yurun von Taraon, ein harter Mann mit scharfen Krallen, Herr des großen Rudels ... und sein Tod wahrlich kein Verlust. Aber es gab viel vorzubereiten, bis alles geschehen konnte, was geschehen musste. Acht Münzen - acht Tage der Vorbereitung; vier Schwammstifte - Wasser und Vorräte für viertausend Krieger.
    Dann erreichte er den Mittelpunkt des Weltalls, nach Meinung der Priester. Vor ihm ragte der Finger Gottes auf, so hoch wie fünfzig Männer. Ein schwarzer Körper aus unglaublichen Mengen des teuersten und seltensten Metalls, Eisen.
    Niemand wusste, wie lang er schon hier stand, und keiner konnte sagen, wie tief er in der Erde steckte. In den Jahrtausenden hatten sich zweifellos Staub und Sand und Trümmer um ihn aufgetürmt - Trümmer all der Städte, die hier gebaut und zerstört worden waren, ehe Grachtovan entstand, und Knochen all der Rudel, die gelebt hatten und gestorben waren.
    Vielleicht war er unter der Erde ebenso lang, wie darüber oder noch länger.
    Schwarze Hitze. Tagsüber hatte das Eisen Dyons Licht und Wärme aufgesogen; nun gab es sie ab. Tum fühlte sich, als sei er aus dem kühlen Abend in heißen, zwielichtigen Mittag getreten.
    Der Finger Gottes und die Grache ... Viertausend Jahre reichte die Überlieferung zurück.
    In dieser langen Zeit hatten die Priester und Mond-Deuter den Finger verehrt, aber Verehrung und Gebete hatten ihn nicht geöffnet. Vielleicht war er aus massivem Eisen - aber manchmal, hieß es, wenn ein harter Gegenstand ihn traf, ein Hagelkorn vielleicht oder ein Balken, den Zimmerleite achtlos bewegten, klang es hohl.
    Wie auch immer, es gab keine Öffnungen, nur die glatte schwarze Oberfläche. Und in den Jahrtausenden hatten die Priester um den Finger herum ihre Unterkünfte gebaut: Schlafhäuser, Gebetskuppeln, Dome der Andacht und Sammlung, ein Labyrinth von Gängen und Kammern, mit Küchen und Verliesen und Bibliotheken.
    Angeblich ... Er knurrte leise, während er zum Dunklen Tor ging, durch das er den Großen Tempel betreten würde. Angeblich gab es auch Säle voller Spiegel, in denen das Licht gespalten wurde und die Schwerkraft sich umdrehte. Gänge mit den Standbildern von Ungeheuern. Und natürlich die Kammern der Vervielfachung, in denen die Priester ihren Ewigen Sklavinnen beiwohnten und Nachwuchs zeugten - Kinder, die nie den Tempel verließen, immer in der Grache blieben, bis sie selbst Priester waren.
    Er schüttelte sich und empfand wieder Mitleid. Aber es war ein anderes, tieferes Mitleid als jenes, welches Geon-Durn und Hy'valanna ihm einflößten. Mitleid mit Opfern, nicht mit Herr und Sklavin.
    Dort stand Ayiska. Sein Herz pochte schneller, als er ihr Lächeln sah. Sie wandte sich ab, ehe er sie erreichte. Gut so; drinnen, wo tausend Bettler saßen und lagen, würde sie auf ihn warten, ungesehen in der Menge.
    Tum-Tawalik holte tief Luft und ging durchs Dunkle Tor.
     
    *
     
    Sie kamen erst danach. Ob es Zufall war oder so etwas wie Langmut? Vielleicht sogar Spott ...
    Bettler, Sklaven und andere Randläufer außerhalb des Rudels mochten sich paaren, wo es ihnen gefiel. Wer aber einen Platz im Gefüge der Dinge haben wollte, ganz gleich ob in den äußeren Rudelkreisen der Knechte, Bauern und Handwerker oder im Kern, bei den Edlen, musste sich den üblichen Weihungen unterziehen.
    Tum und Ayiska, ungeweiht, konnten sich weder im Haus ihres redlichen Vaters noch im Anwesen des Edlen von Taraon treffen. Sie suchten einander im Halbdunkel. Der gewaltige Tempel war matt erleuchtet von zahllosen kleinen Lampen und Kerzen. Wenn von irgendwo ein Lufthauch kam, zitterten die Schatten der riesigen Säulen.
    Es war heiß und stickig. Im fünfhundert Schritte tiefen, dreihundert Schritte breiten und dreißig Mannslängen hohen Tempel gab es nur wenige Luftschlitze. Sie Altäre - dunkle Platten mit Nachbildungen des Fingers aus schwarzem Stein - waren kühl, aber die Kerzen und Lichter und Fackeln erhitzten die Luft, und wahrscheinlich hielten sich an die tausend Bettler im Tempel auf.
    Bettler, dazu Büttel und Deuter. Neben den Altären wurden dünne Suppen und Brot ausgegeben, in einigen Nischen gab es stinkende Latrinen; die Menschen aßen und tranken und murmelten, kopulierten und schliefen, schrieen in schlechten Träumen, manche beteten auch.
    Ayiska und Tum hatten eine freie Stelle hinter einer der Säulen gefunden, einander flüsternd begrüßt, flüstern Neuigkeiten ausgetauscht und

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