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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Aber wir müssen wohl."
    „Der Eiserne Finger Gottes. Ein einzigartiger allumfassender Gott, der Grachtovan und seine Priester über das Weltall erhebt, indem er diesen Finger hier in die Erde bohrt."
    Tum hatte die Karte ein wenig sinken lassen, so dass er nicht nur den Priester sehen konnte, der eben gesprochen hatte, sondern etwa die Hälfte aller Anwesenden. Er sah wenige Gesichter, auf denen sich Neugier zeigte; die meisten blickten ablehnend, einige streiften immer wieder die Priester mit einem Ausdruck, der Furcht verriet.
    „So ist es", rief einer der Kriegsherren, „so haben wir es seit Jahrtausenden gelernt, und wir haben keineswegs Schaden davongetragen."
    Geon-Durn deutete eine Verneigung an. „Auch in Zukunft sein von Euch allen jeder Schade abgewendet", sagte er. „Aber die Lehre sagt, dass dies geschah, weil Grachtovan der Mittelpunkt von allem ist. Grachtovan liegt aber südlich des Äquators, in einer ... nun ja, unbedeutenden Wüste. Nicht in der Mittel Die Priester haben uns gelehrt, lange Jahrtausende hindurch, dass die Welt eine Scheibe sei, im Mittelpunkt des Weltalls. Inzwischen wissen wir, dass sie eine Kugel ist."
    „Wollt ihr den Priestern untersagen, klüger zu werden?" Dies war wieder Sarrukhats gewaltige Stimme. Tum überlief ein Frösteln; er war froh, dass er hinter seiner Karte geborgen den Mächtigen nur hörte, nicht sah.
    „Keineswegs, Heiliger. Aber nach Euren neuen Lehren ist das All unendlich, unsere Sonne Dyon befindet sich im Mittelpunkt des Alls, Grachtovan im Mittelpunkt der Erde, der Finger im Mittelpunkt von Grachtovan."
    „Wissen wir doch!" Taban-Tselayu klang deutlich gelangweilt. „Was meint Ihr denn nun?"
    Geon-Durn begann mit einer schnellen Auflistung von Zahlen: sieben Kontinente, sieben Monde, vier Finger und Zehen, drei Meere, zwei Geschlechter ...
    „Wenn es nur einen Gott gäbe, meint Ihr dann nicht, er hätte sich ein wenig ... einheitlicher geäußert?"
    „Wie viele Götter sollen es denn sein?" Wieder schnitt Taban-Tselayus Stimme durch das allgemeine Gerede.
    „Kommt zur Sache", sagte Sarrukhat. „Ehe wir der Sache und Eurer überdrüssig werden."
    „Nun gut. Da Ihr es so wollt." Geon-Durn holte tief Luft. „Das All ist nicht unendlich, sondern eine Kugel, an deren Innenseite die fernsten Sterne brennen. Sie umgeben uns wie eine undurchdringliche Schale des Loderns. Es ist nicht vorstellbar, dass hinter ihnen noch mehr sein könnte. Innerhalb der Kugel sind andere, kleinere Kugeln - Dyon zum Beispiel, die Monde und unsere Erde. Und die Annahme, dass es mindestens so viele Götter gibt wie Kugeln, ist für mich viel wahrscheinlicher als die, dass ein einziger Gott diese wirre Vielfalt geschaffen haben könnte."
    Nun brach das Geschrei erst recht los. Einige sprangen auf, andere schlugen mit den Fäusten auf die Tischplatte. Es gab aber auch nachdenkliche Gesichter. Hier und da nickte jemand. Die Priester, die Tum - immer noch halb hinter der Karte - sehen konnte, wirkten seltsam gelassen.
    „Und der Finger Gottes?" Sarrukhats Stimme durchtrennte den Lärm nicht, sondern schob ihn beiseite, wie ein Rammbock Splitter wegfegte.
    „Er besteht, wie ausgerechnet wurde, aus mehr Eisen, als die ganze Welt überhaupt enthält.
    Er kann also", sagte Geon-Durn mit einem Unterton von Triumph, „eigentlich nicht von dieser Welt sein. Er muss von außerhalb kommen."
    „Von Gott!", schrie einer der Edlen.
    „Wenn es", rief Geon-Durn, „aber mehrere Götter gibt, viele, unzählige - wessen Finger sollte es denn sein? Und wenn es viele Götter gibt, kann es nicht nur einen Glauben geben.
    Und nicht nur eine Herrschaft einer Priestergruppe!"
    Eisige Stille. Sie dehnte sich aus, bis sie den ganzen Herrensaal erfüllte. Tum wagte kaum zu atmen. Die Stille hielt an, bis plötzlich Taban-Tselayu höhnisch zu klatschen begann.
    „Einen Gott gibt es also nicht", sagte er. „Vielleicht zahllose? Nun ja - vielleicht auch keinen einzigen, wie?"
    Geon-Durn richtete sich auf. „Das habe ich nicht gesagt!"
    „Man könnte es aber ableiten. Und auf jeden Fall bleibt das Rätsel des Fingers. Was ist mit ihm? Wenn Ihr dazu nichts sagen könnt, ist alles andere wertloser Unfug."
    Geon-Durn verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist noch zu früh, mehr darüber zu sagen."
    Gelächter. Taban-Tselayu deutete auf den Edlen von Taraon.
    „Weil Ihr nicht mehr sagen könnt! Deshalb. Haltloses Geschwätz, alles. Und von bemerkenswerter, ah nein, beklagenswerter Armut

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