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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schaukeln, zu schwanken.
    Hier und da fielen Menschen hin, kletterten übereinander bei dem Versuch, sich von den brüllenden Eisenungeheuer zu entfernen. Andere, die Vermummten, arbeiteten sich näher an den Brandhaufen heran, aus dem Rauch und Flammen stiegen.
    Sarrukhat, der vor dem Dunklen Tor gestanden hatte, lief plötzlich nach links, weg vom Finger, hin zu den Nebengebäuden der Grache.
    Geräuschlos, weil kein Geräusch sich gegen den Lärm des eisernen Untiers durchsetzen konnte, stürzten Dächer ein. Tum sah einen von Mond-Deutern voll besetzten Balkon, der sich langsam von den Mauern der Grache löste, auf dem Platz aufschlug und barst.
    Krieger und bewaffnete Sirips - wer konnte so wahnsinnig sein, den Echsen zu trauen? - strömten zum Platz. Sie kamen von da, wo er Sarrukhat zuletzt gesehen hatte. Aber auch sie stockten und taumelten, als der Boden immer stärker zu bocken begann. Dann rückten sie vor, aber nicht zum Brandhaufen, sondern so, als ob sie in Tums Rücken gelangen wollten.
    Eine Gruppe von Vermummten griff die Büttel und Krieger an, die immer noch um den Brandhaufen standen. Waffen blitzten auf, aber es war kein Klirren zu vernehmen.
    Eine weitere Gruppe Vermummter - jetzt streiften sie die Umhänge ab, und aus der Ferne erkannte Tum Hy'valanna. Die Sklavin drang mit einem Schwert in der Hand auf die Büttel ein. Zwei Gruppen - Hy'valanna mit Bettlern, die wohl Geon-Durns Brunnengnade nicht vergessen hatten, aber wer waren die anderen?
    Sie sprengten die Sperrkette der Büttel, die sich, ebenso wie die Krieger, nur noch halbherzig zu wehren schienen. Die Reihen begannen sich aufzulösen.
    Tum wandte sich um. Hinter ihm war ein verbissener Kampf im Gange. Die „Befreier", Steppenräuber und Freischärler aus Taraon, in die Stadt eingedrungen, um sie zu besetzen und zu plündern, waren mit den Kriegern und Sirips aneinander geraten, die von der Grache kamen. Aus mehreren Gassen strömten weitere Krieger dazu.
    Tum stöhnte, aber nicht einmal sein eigenes Stöhnen konnte er hören. Seine Kämpfer - Bettler, Bauern, Knechte - zogen sich weiter zurück. Gut so, dachte er; sollen die es doch austragen, die Befreier und die Truppen der Priester und ... Aber wer ist diese dritte Gruppe? Können das die Kämpfer sein, die angeblich von Edlen angeworben worden sind?
    Eine Woge Kämpfender rollte auf ihn zu, schwemmte ihn weiter nach vorn, zum Tempel, zum Brandhaufen, zum bebenden brüllenden Finger Gottes. Er stürzte, raffte sich wieder auf, stach mit dem Messer einen Sirip nieder, dessen Zähne sich einen Atemzug später in Tums Schulter gegraben hätten.
    Als er wieder sehen konnte, befand er sich fast neben der Stele der Verkündung.
    Hy'valanna verschwand in Rauch und Flammen auf dem Brandhaufen, das Schwert gereckt.
    Ein Vermummter der zweiten Gruppe streifte nun auch den Umhang ab, und ungläubig erkannte Tum den edlen Taban-Tselayu, der einen der letzten Büttel niederrang und ebenfalls auf den lodernden Haufen kletterte.
    Einige seiner Männer kamen zu ihm, umringten ihn, schrieen lautlos und fuchtelten mit den Armen, mit den Waffen. Sie deuteten nach hinten - dorthin, wo die Befreier der Kampfkraft der Priestertruppen zu unterliegen drohten. Sirips des Tempels und jene Sirips, auf denen einige der Steppenräuber geritten waren, zogen sich aus dem Kampf zurück.
    Sie werden sich gleich auf die Menschen stürzen, sagte sich Tum. Wir müssen ... Aber da rannte er schon mit den anderen los, um den Befreiern zu helfen und die Sirips auszuschalten.
    Er hatte sie noch nicht erreicht, als die Welt unterging. Eine Riesenfaust stieß ihn zu Boden. Er kam auf die Knie, wurde von einer Bebenwelle erneut umgerissen, kroch durch den Staub, suchte das Messer, das er verloren hatte, und schaute zurück zum Finger und zum Tempel.
    Langsam, als müsse sie sich von klebrigen Fesseln befreien, hob sich die ungeheure Masse aus Eisen. Der Finger Gottes wuchs, wurde immer größer, glitt aus den Schichten aus Erde und Staub und Trümmern der Jahrtausende nach oben.
    Tum sah Gestalten, überdeutlich wie in einem Traum, vor dem Hintergrund des ansteigenden, glühenden Eisens. Hy'valanna, ohne Schwert, die nach Westen deutete, fort von der Grache und dem Finger; Taban-Tselayu, der die Arme in einer Gebärde der Verzweiflung hob; Geon-Durn von Taraon, befreit und offenbar unverletzt, der sich auf einen schlanken Mann stürzte, den einige Vermummte gepackt hielten.
    Er riss ihn aus den Händen der anderen.

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