229 - Flashback
seiner Baureihe?«
Jetzt verstand Mr. Black. »Meines Wissens ist er der Einzige«, sagte er. »Er hat sich ja quasi selbst zusammengebastelt. Konnten Sie ihn vor weiteren Schäden bewahren?«
Hacker nickte und gab ein paar neue Befehle in seinen Laptop ein. »Ja. Ich habe das gemacht, was ich mit jedem infizierten Computer machen würde: das Virusprogramm isolieren und neu booten, sodass es keinen Schaden mehr anrichten kann.«
Mr. Black runzelte die Stirn. »Sie haben Takeos System neu gestartet? Hatte ich Ihnen das nicht untersagt?«
Mr. Hacker grinste schuldbewusst. »Ja, das hatten Sie. Aber sehen Sie, es gibt keine andere Möglichkeit, ihn wieder ans Laufen zu kriegen.« Er warf einen Blick auf das Display. »Der Bootvorgang ist noch nicht ganz abgeschlossen. Vermutlich verarbeitet er jetzt gerade einige alte Erinnerungen, bis er wieder in der Gegenwart angelangt ist. Ich werde derweil überprüfen, ob ich noch einen Fehler im System finde. Ich kann nur hoffen, dass Takeo es uns nicht allzu übel nimmt, dass wir in seinen persönlichen Erinnerungen herumschnüffeln.«
Mr. Black wurde unbehaglich zumute. »Das muss wirklich sein?«
Mr. Hacker zuckte mit den Schultern.
»Wenn wir sicher sein wollen, dass das Virus unschädlich gemacht ist: ja.«
***
Das Ziel lag in greifbarer Nähe. Endlich!
Natürlich verspürte Miki Takeo keine Müdigkeit. Die Reparaturprogramme hatten ihre Arbeit längst beendet und die Leistung seines Androidenkörpers so weit optimiert, wie es angesichts der schadhaften Komponenten möglich war.
Vor ihm, wie eine Fata Morgana in der unendlichen Grasprärie, ragte die texanische Stadt Amarillo auf, und westlich von ihr die Baracken und Fertigungsanlagen der Unsterblichen. Er hatte es geschafft.
Doch als er die Enklave seiner ehemaligen Gefährten erreichte – er scheute davor zurück, ihre die Jahrhunderte überdauernde Gemeinschaft »Familie« zu nennen – und seinen Laufschritt verlangsamte, spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war.
Es war zu still hier. Kein Zeichen von Leben.
Er betrat eines der umstehenden Gebäude, ein ehemaliges Bürohaus der Fertigungsanlage. In den unteren Stockwerken hatte sich Staub auf den Möbeln angesammelt. Einige Fenster wiesen Sprünge im Glas auf – etwas, das vor seinem damaligen Weggang noch undenkbar gewesen wäre. Die Cyborgs von Amarillo legten Wert darauf, nicht in verfallenen Ruinen zu hausen wie der Rest dieser postapokalyptischen Welt.
Was war geschehen? Takeo versuchte einen der in den Büros befindlichen Computer zu aktivieren.
Vergeblich. Die Bildschirme waren und blieben dunkel. Sie waren allesamt ausgefallen, und das, obwohl der Stromfluss laut seinen Sensoren vorhanden war.
Die Amarillo-Enklave schien verlassen, und das schon seit einer ganzen Weile, denn die Staubschicht und die vor Schmutz blinden Fenster sprachen eine deutliche Sprache. Hier war lange niemand mehr gewesen.
Andererseits ist es tröstlich, dass keine Leichen zu sehen sind, dachte Takeo. Einige müssen also den EMP überlebt und die Toten bestattet haben. Vielleicht sind sie danach einfach nur weggegangen.
Die gespenstische Szenerie machte ihm keine Angst. Sie beunruhigte ihn jedoch. Wenn niemand mehr hier war und alle das Gelände verlassen hatten, würde er allein zurechtkommen müssen. Das erschwerte die Dinge und würde die Reparatur der beschädigten Komponenten verzögern.
Bevor er das Gebäude verließ, suchte er noch ein spezielles Zimmer auf. Es war ein Eckbüro, mit großen Fenstern, die einen Blick auf die Weite der Grassteppe rund um Amarillo gestatteten. Ein großer Schreibtisch stand darin, dahinter eine große Pinwand mit Notizen und Bauplänen von elektronischen Gliedmaßen.
Vor dem Tisch blieb er stehen und scannte die Dinge, die sich darauf befanden. Ein Terminal, Schreibzeug, ein großer Stapel von Plänen, Ausdrucke von Berichten der Molekularbiologen und andere Unterlagen, die über den Stand der hiesigen Forschungen Rechenschaft ablegten.
An einem der unzähligen Papierbögen blieben die optischen Sensoren Miki Takeos hängen. Es war einer der wenigen, die mit einer gestochen scharfen und gleichmäßigen Handschrift bedeckt waren.
Naokis Schrift. Er starrte das Blatt an, als stünde darauf eine Botschaft nur für ihn. Doch nach einigen Sekunden legte er das Blatt wieder auf den Stapel Papier zurück, von dem er es genommen hatte. Es waren nur Anmerkungen zum letzten Bericht über Fortschritte in der Servotechnik von
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