Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
Vom Netzwerk:
Armprothesen. Miki sah sich noch einmal in dem leeren Büro um.
    Es sah nicht so aus, als hätte Naoki alles stehen und liegen lassen, aber es sah auch nicht so aus, als käme sie gleich wieder zurück. Wie auch? Sie war mit Matthew Drax im Orbit gewesen, an Bord der Internationalen Raumstation, als der EMP alle Technik ausgesetzt hatte. Wenn er bis zur ISS gelangt war, lebten Drax und Naoki nicht mehr. Vielleicht kreisten sie immer noch in ihrem Hi-Tech-Sarg um die Erde…?
    Doch das waren reine Spekulationen – wichtiger war es herauszufinden, was hier vorgefallen war. Und das würde er, sobald er die Server des Computernetzwerks wieder ans Laufen gebracht hatte. Takeo hatte jetzt Monate lang auf Antworten zu seinen Fragen gewartet – es änderte nichts, wenn er der langen Liste noch ein paar hinzufügte und sich erst einmal auf seine Hauptaufgabe konzentrierte.
    Er verließ das Verwaltungsgebäude wieder. Drüben in einer der Fertigungshallen würde es Werkzeug geben, mit dem er vielleicht einen oder zwei Computer reparieren konnte.
    Er schritt über die leere Straße hin zur Halle, an deren Tor eine riesige »I« aufgepinselt war. Er wusste, hier waren früher die elektronischen Komponenten für die einzelnen Glieder oder Organprothesen der Cyborgs hergestellt worden. Hier würde er zweifellos das Feinwerkzeug finden, das er brauchte.
    Er betrat die Halle durch das einen Spalt offen stehende Hangartor – und hatte den Fuß noch nicht wieder auf den Boden gesetzt, als eine Eisenstange auf seine linke Schulter niederdonnerte.
    Das Ungleichgewicht ließ sich nicht sofort auffangen, und so taumelte Miki Takeo für einen Moment, während seine Sensoren die Lage zu erfassen suchten.
    > Schadensbericht abgeschlossen
    Der Hieb mit der Stange war nicht hart genug gewesen, um mehr als eine Delle im Plysteroxschild seiner Schulter zu hinterlassen. Weitere Schäden lagen nicht vor.
    > Bewegungssensor meldet Lebensform
    Gleichzeitig erkannten seine optischen Sensoren, wer den Schlag ausgeführt hatte: Es war ein einhändiger und einbeiniger Mensch. Eine junge Frau! Sie hatte die lange Eisenstange mit der ihr verbliebenen Hand geschwungen.
    Takeo wollte den Angriff nicht erwidern, sondern Kontakt aufnehmen, und so blieb er, nachdem er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte, einfach ruhig stehen. Er streckte die Hände mit den Handflächen nach oben aus. Die Geste galt als universal.
    »Ich bin kein Feind!«, rief er in der Sprache der Wandernden Völker, ein in vielen Teilen der Welt universelles Idiom, das sich aus verschiedenen Sprachen zusammensetzte.
    Im nächsten Moment erfolgte ein weiterer Angriff aus einer anderen Richtung. Diesmal mit einer laut röhrenden Kettensäge, die offenbar durch eine Batterie angetrieben wurde und auf seine Kehle zielte!
    Takeo tauchte unter dem heransausenden Sägeblatt weg und sah sich nun zwei Menschen gegenüber. Dem einen, dem mit der Kettensäge, fehlten das rechte Bein unterhalb des Knies und das rechte Auge, der Frau, das hatte er ja schon registriert, die linke Hand und ebenfalls das rechte Bein ab der Hüfte. Beide hatten die fehlenden Gliedmaßen mehr schlecht als recht durch Holzprothesen ersetzt.
    Wieder hob Takeo die Hände. »Langsam! Ich will euch nichts tun!«
    »Wer sind Sie und was machen Sie hier?«, rief Kettensäge drohend auf Englisch und schwang das immer noch kreischende Blatt in Takeos Richtung.
    Der rührte sich nicht und antwortete ruhig: »Mein Name ist Miki Takeo. Ich bin auf der Suchen ach Antworten.«
    Augenblicklich ließ Kettensäge seine tödliche Waffe sinken. »Miki Takeo?« Er stellte die Säge ab und bedeutete seiner Begleiterin, es ihm gleich zu tun. »Ich kenne den Namen. Haben Sie etwas mit Naoki Tsuyoshi zu tun?«
    Takeo nickte und ließ die Hände bewusst langsam wieder sinken. »Wir waren ein Paar… damals. Aber es gab… Differenzen, und so bin ich vor knapp neunzig Jahren von hier fort gegangen.«
    Kettensäge nickte eifrig. »Ja, ich kenne Ihren Namen! Sie sind der Android! Ich bin Kenzo Yakamura, und das hier ist Hana Kusakabe. Wir… wir sind die letzten Überlebenden von Amarillo.«
    ***
    Die absolute Stille, die nach diesen Worten eintrat, verursachte fast eine Rückkopplung in Miki Takeos akustischen Systemen.
    »Die letzten Überlebenden?«, fragte er nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, laut Chronometer aber nur 4,382 Sekunden maß.
    Kusakabe und Yakamura wechselten einen Blick miteinander. Dann ergriff die Frau

Weitere Kostenlose Bücher