2293 - Ein Held für alle Fälle
fing ihn auf und stützte ihn. „Du gehörst ins Bett, Jack Reuter", sagte sie. „Bitte geh nicht."
„Wer hat davon etwas gesagt? Aber du bist jetzt ein braver Junge und tust, was die gute Tante dir sagt."
Sie musste ihn halb in den Nebenraum tragen. Die Wohnkabine war großzügig unterteilt und unterschied sich nicht von ihrer eigenen. Sie deckte die Pritsche auf und dirigierte den nur halbherzig protestierenden Reinigungsfachmann, bis er lag. Er hielt ihre Hand fest. „Geh nicht, bitte! Bleib bei mir, Mardi!"
„Natürlich bleibe ich. Wir kriegen dich schon wieder hin", sagte sie. „Und nun mach endlich Platz, oder glaubst du, ich will mir deine Geschichte im Stehen anhören? Rück ein Stück an die Wand."
Er bekam große Augen, als sie sich auf die Kante setzte. Sie wurden womöglich noch größer, als sie sich zu ihm legte.
Aber sie waren ganz klein, als sie das Licht löschte.
Er stand unter der warmen Dusche und sang die Marseillaise. Das Wasser tat gut. Es spülte nicht nur den getrockneten Schweiß von seiner Haut, sondern schien auch all den Ballast wegzuspülen, der sich während der letzten Tage angesammelt hatte. Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, sein Kopf war endlich wieder klar. Er war ausgeschlafen und wie aufgedreht. Er war eine Blume, die sich nach langem Winter entfaltete und den neuen Frühling begrüßte. Und er war frei! Freiheit! Liberte! „Kommst du?", rief Mardi. Sie war da! Sie war bei ihm, und sie würde nie wieder gehen! Das Leben war nicht dunkel, nicht düster, wie er es in den letzten Tagen nur noch gesehen hatte. Es war herrlich, es roch, es duftete, es klang, es explodierte ins Universum hinaus und er mit ihm!
Jack Reuter schwebte wie auf Wolken, als er die Hygienezelle verließ, frisch bis auf die Seele, in neuen Kleidern, mit neuem Mut.
Mardi saß am liebevoll gedeckten Tisch und lächelte ihn an. Die wunderschöne, wunderbare, wundervolle Mardi; seine Traumfrau, seine Göttin ...
Er konnte es immer noch nicht glauben, und wenn er noch vor etwas Angst hatte, dann davor, dass es wieder nur ein Traum sein könnte, der sich plötzlich in Luft auflöste.
Aber ihre warmen Lippen, als er sie küsste, ihre Stimme, der Duft ihrer Haut waren kein Traum. Sie war hier. Sie war wirklich. Sie war bei ihm!
Glaub es, Jack! Glaub es! Ja, er wollte. Er setzte sich zu ihr und trank mit ihr Kaffee.
Keiner wird dich mehr „Herzensbrecher" nennen! Brad braucht dir keine guten Ratschläge mehr zu geben! „Merci, cherie", sagte er ihr leise ins Ohr und vergaß das Frühstück.
Er hatte ihr alles erzählt. Zum Teufel mit NATHAN. NATHAN war überall und doch nirgends. Sie war hier. NATHAN konnte er nicht anfassen. Ihre Haut war warm. NATHAN wollte vielleicht die Welt retten. Sie hatte ihn gerettet. Wenn sie nicht gekommen wäre, als er bereit gewesen war, sein Leben wegzuwerfen ...
Sie wusste nun Bescheid, und sie würde schweigen. Aber er war nicht mehr allein mit seinem Geheimnis. Er würde nie mehr allein sein. Was kostete die Welt! he jour de gloire est arrive! Er musste sie einfach in den Arm nehmen und an sich drücken.
Sie blieb den ganzen Tag und auch die Nacht über bei ihm. Dann musste sie gehen, allein schon wegen Winky, die sie viel zu lange allein gelassen hatte. Und auch er hatte endlich wieder die Zeit, sich um seine Hamster und seine Arbeit zu kümmern. Es gab zwar keinen Notfall. Niemand rief ihn, um hier oder dort auf dem Mond „Feuerwehrmann" zu spielen. Aber es gab eine Reihe von Aufträgen, die er immer vor sich hergeschoben hatte.
Jetzt hatte er Zeit für sie. Sein Werk für NATHAN war getan, davon war er überzeugt, nachdem sich die Inpotronik nicht mehr gemeldet hatte und KRISTALLSTURM II durch ihn angelaufen war - was auch immer daraus werden würde. Es war nicht mehr seine Sache. Er konnte tun, was er wollte, und konnte es kaum erwarten anzufangen.
Für den Abend hatte er sich wieder mit Mardi verabredet.
Jack Reuter verließ seine Wohnung, nachdem Mardi ihn noch einmal kurz angerufen hatte. Winky ging es gut. Alles war in bester Ordnung.
Jack begab sich fröhlich in die nächstbeste Werft, in der er etwas zu tun hatte. Über zwei Monate war der Routineauftrag bei ihm liegen geblieben.
Stammen, der zuständige Ingenieur, würde sich freuen, wenn er ihn sah und seine Geräte wieder benutzen konnte.
Der „Mann für alle Fälle" pfiff auf dem ganzen Weg uralte Chansons und neue Lieder des momentan sehr erfolgreichen Duos „Rene und Marlene".
Die
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