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2295 - Die Rückkehr

Titel: 2295 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fühlte sich das an, wenn man dem Ende seines Lebens entgegenging. Dem vorzeitigen Ende, dem ungeahnt frühen. Alle Träume, Wünsche und Hoffnungen, die er einst für seine Zukunft gehabt hatte, würden Träume, Wünsche und Hoffnungen bleiben.
    Es waren ohnehin keine weltbewegenden Dinge gewesen - er hatte seine Kinder aufwachsen sehen wollen, hatte gehofft, einst Enkel und später einmal Urenkel auf dem Schoß sitzen zu haben; lauter schlichte Bestrebungen, wie sie mehr oder weniger alle Menschen seit Anbeginn der Zeiten verfolgt hatten. Er hatte mit Lisha alt werden wollen, natürlich. Und dass er sie nicht mehr sehen, nicht mehr sprechen sollte vor seinem Ende, das schmerzte ihn am meisten.
    Die Triebwerke donnerten los. Die Tür seines Spindes zitterte, spürbar durch die Handschuhe hindurch. Derek nahm den Raumhelm aus dem Fach, schloss die Tür in der elenden Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkehren würde, um ihn wieder zu öffnen, und wandte sich ab. Er sah Leutnant Bersink mit den Armen fuchteln, um die Nachzügler anzutreiben, sah jemanden noch hastig einen Brief in einen Umschlag stecken, einen dieser altmodischen, handgeschriebenen Briefe, die noch immer nicht aus der Mode gekommen waren, wenn es darum ging, jemandem seine Gefühle darzulegen.
    Aber war das nicht sinnlos? Was würde übrig bleiben von diesen Briefen, wenn die JACQUES CARTIER in ihre Atome zerblasen wurde?
    Er hatte Lisha eine Interkomnachricht geschickt, gleich nachdem das mit dem Alarmstart passiert war. Um sie wissen zu lassen, wo er abgeblieben war. Aber natürlich herrschte seither Nachrichtensperre, was hieß, dass diese Nachricht immer noch in zehntausendfacher Vervielfältigung in den positronischen Postspeichern ruhte, von denen jedes Raumschiff der Flotte einen an Bord trug. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde sie trotzdem nie mehr in das Interkomnetz eingespeist werden. Weil es bald keines mehr geben würde.
    Während er hinabging in den Polhangar, an dem er mitgebaut hatte, wünschte er sich trotz allem, er hätte Lisha in dieser Nachricht mehr gesagt als nur, dass er noch lebte und wo er abgeblieben war. Hätte ihr gesagt, dass er sie liebte, dass sie die große und einzige Liebe seines Lebens war. Das war das Wichtigste von allem, oder?
    Dass sie womöglich glaubte, er hätte die Wirren der Invasion genutzt, um abzuhauen und sie und die Kinder im Stich zu lassen, trieb ihn fast in den Wahnsinn.
    Nicht darüber nachdenken, sagte er sich, als er seinen Platz zwischen den anderen einnahm. Einfach die nächste halbe Stunde nicht darüber nachdenken.
    Gleich darauf erschütterte ein Schlag den Rumpf der CARTIER. Es war die Art Erschütterung, die Derek Pander inzwischen eindeutig zu erkennen - und zu fürchten - gelernt hatte: Nur ein schwerer Treffer in den Schutzschirmen hörte und fühlte sich so an.
    Irgendwo weit weg heulten Aggregate auf, hochtourig, Energiewandler wahrscheinlich. Das klang überhaupt nicht gut. Derek sah in die Runde, in die Gesichter der anderen, die bleich aussahen und angespannt. Sogar Ross Necker schluckte beunruhigt.
    Noch ein Schlag, heftiger diesmal. Als säßen sie im Inneren eines riesigen Kessels, an dem sich ein Riese mit einem Vorschlaghammer austobte. Einem Vorschlaghammer, so groß wie ein Haus.
    Jetzt richteten sich alle Augen auf Leutnant Bersink, der am Kom saß und den Überblick hatte. „Das ist kein Titan. Es sind die Mondforts", erläuterte er grimmig, als das Dröhnen nachließ. „Die lunare Bodenverteidigung. Transformkanonen mit einer Feuerkraft in Größenordnungen, für die ich nicht mal mehr die Bezeichnungen weiß." Er hieb mit der behandschuhten Faust gegen die nächste Strebe. „Wenn die nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten Kleinholz aus uns machen, könnt ihr später mal mit allem Recht erzählen, dass ihr ein richtiges, echtes Wunder erlebt habt."
    Rund um Sol führten die Offensiv-Verbände einen Kampf, der sich mehr und mehr als vergeblich entpuppte. Was auch immer sie versuchten, es schien unmöglich, einen der tief in der Korona stationierten Titanen dazu zu bewegen, sich auch nur einen Meter von der Stelle zu rühren.
    Die fünfzig mächtigen Gebilde feuerten ohne Verzögerung, sobald ein Schiff in Geschützreichweite geriet, ansonsten ignorierten sie die Raumschlacht rund um das Zentralgestirn vollständig. Da diese Reichweite drei Millionen Kilometer betrug, mithin fast das Dreifache des Durchmessers der Sonne, war es den Einheiten Rhodans praktisch

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