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2297 - Unter dem Kondensator-Dom

Titel: 2297 - Unter dem Kondensator-Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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davongekommen waren.
    Sollte sich Letoxx ruhig ein Weilchen erholen. Zumal sie, nach den vorliegenden Erkenntnissen, mehr denn je auf ihn angewiesen waren.
    Der Eins-Katalog wurde gerade zum richtigen Zeitpunkt wach; sie hatten die interne Besprechung eben abgeschlossen. Er war sofort da, richtete sich auf, erfasste die Situation mit einem Blick.
    Kein „Wo bin ich?", „Was ist geschehen?" oder dergleichen. Nur ein kurzes Stöhnen und ein Fluch, den der Translator lakonisch mit „Fluch" wiedergab. „Schlechte Nachricht, stachliger Freund", sagte Hajmo. „Du musst gleich wieder runter."
    „Wohin diesmal?"
    „Whocain."
    „Das ist groß."
    „Sagt dir der Name Geront Detrakk etwas?"
    „Willst du mich bepinkeln? Du weißt ebenso gut über ihn Bescheid wie ich."
    Besser, dachte Hajmo. Detrakk war nicht bloß der legendäre Trakenführer, nach dem das Kolosseum von Whocain benannt ist, sondern auch derjenige, auf den damals die Verlegung der fünfhundert Kyber-Neutros aus Taukirk zurückging.
    Das hatte Filana herausgefunden, bevor jemand alles auf sie hetzte, was die Tiefenstadt zu bieten hatte: Der Inhalt jener Lagerhalle auf der
     
    52.
     
    Ebene war von einer übergeordneten Stelle in Whocain angefordert worden. Dieselbe Instanz - hinter der sich niemand anders als Detrakk verbarg - ordnete auch die Versiegelung der Etage an sowie die Löschung aller Aufzeichnungen darüber.
    Der berühmte Volksheld hatte sich eine Machtbasis sichern wollen, die ihn noch über seine Mitverschwörer von TRAKTAT erhob. Offenbar war ihm das auch gelungen, denn der weitere Verbleib der Kyber-Neutros blieb unbekannt.
    Ein späterer Zusatz in der Datei, die Filana aufgespürt hatte, erwähnte allerdings den Begriff „Detrakks Vermächtnis". Und genau das tat Hajmo jetzt auch gegenüber Iant Letoxx. „Detrakks Vermächtnis?" Der Eins-Katalog ließ seinen aufgedunsenen Leib nach hinten sinken. „Nein. Schlag dir das aus dem Kopf. Dorthin bringe ich euch nicht."
    „Wo liegt es?", fragte Hajmo, obwohl er die Antwort kannte. So wie jedes Trakenkind dieses Planeten.
    Unter dem Kondensator-Dom. „Ein Raumschiff. Konkret: eine unserer Space-Jets, bestens in Schuss, mit Ersatzteilen, neuesten Konverter-Triebwerken und sogar Reserve-Hyperkristallen", sagte der Weißhaarige, dessen Schnupfen sich eher noch verschlechtert hatte. „Du gehörst einem Volk von Technikern an, es wird dir keine Schwierigkeiten bereiten, damit klarzukommen. Und freies Geleit."
    Letoxx sah dem Funkholo des Oberkommandierenden in die ungesund roten Augen. Er hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber Wort halten würde.
    Dennoch drehte er langsam den Schädel hin und her. Ganz bewusst: Diese Geste hatte er sich den Stachellosen abgeschaut. „Taukirk war schon schlimm", sagte er. „Die Bilder der Zerstörungen sind um die Welt gegangen, haben sicher böses Blut gemacht und einige gegen euch aufgebracht, die sich bisher passiv verhalten haben."
    „Das ist uns bewusst."
    Andererseits hatte die große Masse der Kyberneten keine besonders innige Beziehung zu historischen Ruinen. Die meisten fixierten Blick und Trakensinn auf die Gegenwart, nicht in die Vergangenheit. Ihnen war das Museumsgelände herzlich egal.- Beim Kondensator-Dom sah die Sache anders aus. Er stellte das mit Abstand bedeutendste Heiligtum auf dem Planeten Tan-Eis dar.
    Viele von Letoxx' Artgenossen glaubten, dass jede Handlung, jedes gesprochene oder im Trakenkode formulierte Wort, ja jeglicher Gedanke, der auf ihrer Welt gedacht wurde, das psionische Feld im Dom veränderte. Dem dunkelblauen Shonguth-Verbund, aus dem die hoch aufragenden Kondensator-Platten bestanden, waren 5-D-Schwingquarze beigemengt. Diese schufen, so lautete die offizielle religiöse Doktrin, eine direkte Verbindung zu Gon/O, dem von der großen Mehrheit verehrten Gott aller Maschinen des Universums.
    Letoxx als Atheist hielt das für einen Aberglauben, der die unteren Ränge bei der Pleuelstange halten sollte. Gleichwohl versetzte auch ihn die Vorstellung, Fremde, schon gar Motanoide, könnten das Heiligtum betreten, innerlich in Aufruhr. Diese Grenze durfte nicht überschritten werden, niemals. „Wenn auch nur einer von euch auch nur einen Fuß in den Kondensator-Dom stellt, verletzt ihr die kulturellen und religiösen Gefühle aller Kybb dieser Welt. Aller unserer Welten. Ich kenne mein Volk. Selbst die Friedfertigsten werden Amok laufen, wenn sie davon erfahren."
    „Das müssen sie ja nicht", warf Siderip ein.
    Letoxx

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