2299 - Ahandaba
Holo drehte sich langsam, und nun sah die junge Motana ein seltsames Wabern, das die Oberfläche des unnatürlich gleichmäßig geformten Objekts mit einem mehrdimensionalen energetischen Chaos zu überziehen schien.
Sie kniff die Augen zusammen. Gon-Orbhon verkleinerte die dreidimensionale Darstellung, und sie konnte die umgebenden Sterne des Milchstraßenzentrums erkennen. Einen Moment lang hatte sie den Eindruck, dass 30,40 dieser Sterne einen Ring um die Wolke bildeten, als wollten sie die Geheimnisse - oder vielleicht auch Gefahren? - umschließen, die sie barg.
Im nächsten Augenblick wirkten die Sterne wieder ganz normal. Sie war wohl einer optischen Täuschung erlegen oder hatte es sich nur eingebildet. „Charon befindet sich nahe dem Zentrumskern der Milchstraße", fuhr Lyressea fort, „in einem für alle Raumfahrt sehr gefährlichen Gebiet. Es heißt, dass sich in der Charon-Wolke der normale Zustand des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums in etwas anderes verwandelt. Seit ihrer Materialisation ist es tatsächlich noch niemandem gelungen, ins Innere der Wolke vorzudringen oder mit den mutmaßlich noch lebenden Bewohnern Kontakt aufzunehmen."
„Dann haben auch wir keinerlei Informationen darüber, wie es heute in Charon aussieht?"
Lyressea schüttelte den Kopf. „Niemand kann sagen, was nach zwölftausend Jahren Abgeschiedenheit mit den Bewohnern und dem Sternhaufen passiert ist. Da sich in Charon zur fraglichen Zeit der Kokonbildung keine Kybb befanden, ist von einer Gefährdung für die Milchstraßenvölker nicht auszugehen." .„Warum", fragte Zephyda, „wurde Charon dann in einen Hyperkokon eingesponnen? ES muss doch eine Gefahr in dem Kugelsternhaufen gesehen haben, sonst hätte die Superintelligenz doch nicht zu einer so rigorosen Maßnahme gegriffen?"
„Ein berechtigter Einwand, aber irrelevant", wich Gon-Orbhon aus. „Charon war eine Basis der Schutzherren und wurde in dieser Funktion ausgeschaltet. Die Loyalität seiner Bewohner galt stets dem Orden. Wir haben leider keine weiteren Informationen von gegenwartsrelevantem Bezug, die wir euch geben können. Allerdings stellt Charon, nach allem, was wir wissen, dieser Tage keine Gefahr für euch dar. Demzufolge werde ich Carya Andaxi vorschlagen, dass wir die Reise ohne Bewohner des Charon-Haufens antreten werden. Wir überlassen den Terranern jedoch Daten über die Zustände in der Charon-Wolke vor zwölftausend Jahren. Mehr können wir nicht tun."
Die Schildwache nickte. Zögernd, wie es Zephyda vorkam.
Mittlerweile hatte sie gelernt, auch Nuancen in Lyresseas Mimik zu deuten -was ihre Bemerkungen zumeist allerdings nicht weniger rätselhaft machte. Wartete Charon tatsächlich mit einem Geheimnis auf? Mit einem, von dem sie wusste, das sie aber nicht zu offenbaren wagte, um den Aufbruch zum Ahandaba nicht zu verzögern?
Und Atlan hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass „Charon" auch im terranischen Kulturkreis ein geläufiger Begriff war; der unsterbliche Arkonide hatte sogar aufgrund seiner Verbannungsjahre auf Larsaf III vermutet, dass ES gezielt „Andeutungen" in die griechische Sagenwelt „eingeschmuggelt" hatte.
Zephyda hatte jedoch genug andere Probleme und war geradezu erleichtert, als das Hologramm wieder erlosch und Gon-Orbhon zum nächsten Punkt der Tagesordnung überleitete. „Die Vorbereitungen für den Aufbruch zum Ahandaba laufen völlig planmäßig", gab Gon-Orbhon bekannt. „Mehr noch ... wir sind dem Zeitplan sogar voraus."
Zephyda nahm es gelassen hin. Als Stellare Majestät war sie über die laufenden Entwicklungen natürlich im Bilde.
Auch wenn es im Grunde unvorstellbar für sie war. Anfangs hatte sie sich keine Vorstellung von dem machen können, was sie alle erwartete. Solch einen Massenexodus sondergleichen in Angriff zu nehmen und lediglich zwei Jahre dafür zu veranschlagen ... sie hatte anfangs nicht annähernd einschätzen können, was die beiden Schutzherren sich damit vorgenommen hatten.
Als sie es dann annähernd begriffen hatte, hatte sie zuerst gezweifelt. Solch eine gewaltige logistische Leistung war nicht in einem Zeitraum von nur zwei Jahren zu vollbringen!
Dann waren die ersten Bestätigungen gekommen, und als über Monate hinweg die Ergebnisse die Hochrechnungen deutlich übertrafen, hatte auch sie geglaubt, dass es zu schaffen war.
Und sie würden es scharfen.
Gon-Orbhon rief Holos auf, Dutzende, Hunderte. Dreidimensionale Darstellungen von dem, was geschehen war und zur Zeit
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