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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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knechte. Ihr aber wollt das Niedrige erheben, indem Ihr das Hohe bekämpft! Ich spreche und handle offen und ehrlich mit dir. Du aber hast sogar gegen mich die Falschheit im Nacken und willst mich zertreten, sobald du mich nicht mehr brauchst. Ist es so oder nicht?“
    Da senkte der Scheik ul Islam den Kopf und sagte in begütigendem Tone:
    „Mein Freund, mein lieber, bewunderter Freund, ich versichere dir bei Allah, daß ich nicht – – –“
    „Laß deinen Allah aus dem Spiel; er steht dir doch um keinen einzigen Gedanken höher als mir!“ grimmte ihn der Emir an. „Wir haben uns nicht verbündet, um uns gegenseitig anzulügen. Wir sind Feinde, Todfeinde, und reichen einander für kurze Zeit die Hand, um Dritte zu vernichten, welche so unglücklich sind, uns beiden im Weg zu stehen. Ist das vorüber, so beginnt der Kampf zwischen uns von neuem. Ich bin nur mit Überwindung auf unser Bündnis eingegangen. Ich habe mit Überwindung Ahriman Mirza bewogen, morgen zu dir, zu den Taki zu kommen. Ich bestellte dich nur mit Überwindung für heute an die Stelle am Bach, wo ich dich traf, um dich hierher zu führen. Und auf der kurzen Strecke bis hierher hat es mich Überwindung gekostet, deine frommen Reden zu hören und bei deinen scheinheiligen Versicherungen nicht zu zerplatzen. Pfui! Darum brauchst du dich nicht zu wundern, daß ich jetzt in diesem Ton zu dir spreche. Ich bin geladen wie eine aufrichtige Kanone, die ihren Schuß niemals in Schweigen hüllt. Willst du, daß unser Zusammengreifen zum guten Ende führt, so sorge dafür, daß ich dich ertragen kann! Sei wenigstens gegen mich auch äußerlich der Mann, der du in deinem Innern und ebenso vor deinem Allah bist! Ist deine Feigheit denn gar so groß, daß du es nicht wagst, mir die Tigerkrallen an deinem Schlangenkörper zu zeigen?“
    Da fuhr der Scheik ul Islam einige Schritte zurück, zog die Ellbogen nach hinten, ballte die Fäuste und rief aus:
    „Mensch! Schurke! Weißt du, wo du dich befindest? Ich kann dich vernichten – – – hier, sofort – – – auf der Stelle!“
    „So ist's recht! Das wollte ich haben!“ lachte der Sill. „Jetzt kommen die Krallen! Sprich in diesem aufrichtigen Ton weiter, so ist es möglich, daß wir einig bleiben! Du fragst mich, ob ich wisse, wo ich sei. Lächerlich! Ich bin hier in meinem Reich, als unbeschränkter Gebieter desselben.“
    „In deinem Reich, deinem?“ höhnte der Scheik ul Islam auf. „Ja, du glaubtest, mich hier einzuführen, um mich zunächst deinen Sillan vorzustellen und mir dann die hier aufgehäuften Schätze zu zeigen, damit ich sähe, welch eine Mitgift du dem neuen Kaiser geben kannst. Aber du irrst, du armer, machtloser ‚Fürst der Schatten‘! Ich bin hier längst eingeführt. Ich kenne jeden Stein, jeden Winkel, auch das Wasser da unten in der Tiefe!“
    „Du – du – du?“ fragte der Emir erstaunt.
    „Ja, ich! Denn diese Ruinen sind nicht dein Reich, sondern mein oder vielmehr unser Reich. Wir, wir, wir sind die Baumeister, die nach der alten Sage den Herrn einmauern wollten, aber den Teufel eingemauert haben!“
    „Wer sind diese wir?“
    „Die Männer des Taki-Ordens, welcher bei der Grundlegung dieses Baues entstand, vor ungezählten Jahrhunderten, eine Ewigkeit vor Zoroasters Zeit. Wir bauten aber nicht für uns, sondern für euch, für unsere Schatten! Wir bauten den Bienenstock für euch, für unsere Insekten. Wir waren die Herren von Anbeginn bis heute, ihr aber die Knechte, welche ernten, wo sie nicht gesät haben, um Honig für uns zu sammeln. Du arme, arme Drohne! Du wolltest mir eure Schätze zeigen, die du die deinigen nennst. Ich aber kenne sie besser als du! Diese von Allah verdammten Dschamikun kamen uns überrascht. Wir hatten anderswo zu tun und konnten sie damals nicht hindern, sich hier festzusetzen. Es ging uns grad wie euch! Nun aber werfen wir sie wieder hinaus, und ihr, ihr habt mit euren Stacheln dabei zu helfen. Du sendest Ahriman zu den Taki-Kurden; ich bin von morgen an bei ihnen. Dich aber treffe ich am Freitag wieder – auf dem Dschebel Adawa.“
    „So! Mich triffst du wieder?“ fragte der Emir, die Arme über die Brust zusammenlegend. „Das klingt ja ganz, als ob nur du, nur du zu bestimmen hättest!“
    „Das ist allerdings der Fall! Der Herr bin ich, die wirkliche Person; du aber bist der Schatten.“
    „Und wenn ich nun – am Freitag nicht erscheine? Und auch du dann nicht erscheinen kannst?“ fragte der Sill in

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