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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Assil Ben Rih.“
    „Wirklich, wirklich?“ fragte ich, nicht verwundert und nicht erstaunt, aber außerordentlich erfreut.
    „Ja; er hat den Rappen gleich schon gestern vorgenommen, als du hier oben eingeschlafen warst. Er muß sich doch für den Fall vorbereiten, daß du auf jede Teilnahme am Rennen zu verzichten hast, und grad auf Assil sind Hoffnungen gesetzt, die wir nicht täuschen dürfen. Jetzt gehe ich hinab, um dir dein Frühstück zu bereiten und Syrr für dich mit Äpfeln zu erfreuen.“
    „Syrr! Daß ich nicht zu ihm hinunter darf!“
    „Sorge dich nicht um ihn. Er steht in meiner ganz besonderen Pflege und – – – er denkt an dich.“
    Ich lächelte. Da fuhr sie fort:
    „Er war während des gestrigen Tages unruhig, weil er dich nicht zu sehen bekam. Am Abend wollte er sich nicht niederlegen. Da holte ich deine Kamelhaardecke, unter welcher du so oft geschlafen hast. Ich hielt sie ihm zusammengefaltet vor die Nüstern. Da schnaubte er froh und leckte mir dankbar die Hand; hierauf tat ich sie auf den Boden, doch ohne sie auszubreiten. Da ließ er sich sogleich nieder und legte den Kopf auf sie. Als ich heute früh wiederkam, lag er noch ebenso und hatte aber den Kopf bis an die Augen in die Decke hineingewühlt. Und schau hierher!“
    Sie ging dorthin, wo meine arabische Jacke lag, und zog drei Äpfel aus jedem Ärmel.
    „Die bringe ich ihm jetzt hinab“, sagte sie. „Das habe ich gestern zweimal und heute auch schon einmal getan. Diese frißt er; aber andere mag er nicht, auch wenn sie von demselben Baum sind. Nun wirst du glauben, daß er dich nicht vergessen hat.“
    Sie ging. Als sie fort war, stand ich auf. Da sah ich denn, daß man unten am See sehr fleißig gewesen war. Man hatte am Fuß des nördlichen Berges die für uns bestimmte Tribüne vollständig fertig gestellt. In ihrer Nähe wurde jetzt das große Verkaufszelt Agha Sibils errichtet. Auf den höchsten Punkten des umliegenden Gebirgszuges waren Leute beschäftigt, mächtige Holzstöße für die geplante Höhenbeleuchtung aufzuhäufen. Auch an tiefer liegenden, aber hervorragenden Punkten wurde das gleiche getan. Um den See kreisten die verschiedensten Reittiere in lebhaftester Übung. Kamele trugen Holzscheite zum Beit-i-Chodeh hinauf, denn auch der Tempelplatz sollte erleuchtet werden. Was ich von meinem Dach aus nicht sehen konnte, schloß ich aus dem Umstände, daß ich viele auch mit Brennstoff beladene Maultiere und Esel auf dem steilen Pfad nach dem Alabasterzelt erblickte: Dort sollten ebenfalls die Festflammen lodern.
    Ein Teil der Tribüne war jetzt von der Dschema besetzt, welche sich unter dem Vorsitz des Peder in einer, wie es schien, sehr wichtigen Beratung befand. Vor ihr hielten wohl über zwanzig mir unbekannte, sehr wohlbewaffnete Männer, welche von ihren Pferden gestiegen waren und dem Chodj-y-Dschuna zuhörten, der eifrig zu ihnen sprach. Das waren die Anführer der verschiedenen, nicht seßhaften Abteilungen des Dschamikun, die von unserem ‚Kriegsminister‘ ihre Instruktionen entgegen nahmen. Zu meiner Genugtuung bemerkte ich dort auch den Scheik der Kalhuran, der also nun genesen war und sich wieder an die Spitze seiner mit uns verbündeten Krieger stellen konnte.
    Grad unter mir erschien jetzt Schakara, welche nach dem Weideplatz ging, um Syrr die Äpfel zu bringen. Er nahm einen nach dem anderen, langsam und prüfend, nachdem er jeden vorher erst berochen hatte. Sie schaute zu mir herauf und nickte mir zu. Als der letzte verzehrt worden war, faßte sie den Kopf des Glanzrappen und richtete ihn so, daß er nach oben, herauf zu mir sehen mußte. Ich hatte die Jacke angezogen und den Fez aufgesetzt. Um den Blick des Pferdes auf mich zu lenken, bewegte ich die Arme. Syrr sah es; er stutzte. Seine Ohren begannen zu spielen; der prächtige Schweif wurde gehoben. So stand er eine kleine Weile prüfend still; dann schob er die Vorderbeine breit auseinander und schmetterte mir ein so frohes Wiehern herauf, daß gar nicht daran zu zweifeln war: er hatte mich erkannt. Aber hiermit war es noch nicht genug; er jubelte wieder und wieder, so daß ich mich gezwungen fühlte, zurückzutreten und mich seinem Auge zu entziehen, damit seine weithin schallende Stimme nicht die Aufmerksamkeit Unberufener auf ihn lenken möge.
    Während ich dann frühstückte, richtete Schakara mir einen so hohen Sitz her, daß ich über die Brüstung hinunter in den Hof sehen konnte, ohne stehen zu müssen. Hierauf ließ sie mich

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