Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ich seine Kreatur, der Prügeljunge seiner Partei werden möge. Die Liebe meiner Dschamikun ist zwar echt; sie kommt direkt aus vollen, ehrlichen Herzen und scheut sich keinen Augenblick, sich für mich aufzuopfern. Die Dankbarkeit eines jeden von ihnen ist für mich reines, lauteres Gold; ihr Wert tut meinem Herzen wohl, wenn es im Stillen zu mir kommt, wie der Duft von einer Blume, die nicht redet. Heut aber will man mir öffentlich danken. Tausende wollen sprechen, laut, nur von mir, von mir! Das ist grad das Gegenteil von dem, wonach ich strebe! Ich konnte die Erlaubnis zu diesem Fest nicht verweigern; aber als ich sie erteilte, wußte ich, daß ich heut nicht daheim sein dürfe, weil es mir eine Entweihung dessen bringt, was ich im tiefsten Innern sorgsam pflege. Darum bin ich geflohen.“
    Ich wollte eine Bemerkung machen, doch schnitt er sie mir schnell ab, indem er fortfuhr:
    „Habe keine Sorge! Ich bin nicht leichtsing gegangen, denn ich weiß am besten, wie nötig ich grad jetzt da unten bin. Es ist alles wohl besorgt. Der Umstand, daß ich mich scheinbar ganz unbedenklich entfernt habe, wird im Gegenteil unsere Feinde nur noch sicherer machen. Sie ahnen nicht, was ich inzwischen tue. Wir umreiten nämlich heut unser ganzes Gebiet. Ich besichtige die ausgestellten Posten. Das ist unumgänglich nötig. Also komm!“
    Um an der andern Seite des Berges hinabzukommen, mußten wir die Pferde führen, bis wir den Bach im Tal erreichten, wo er mir die verborgene Stelle zeigte, an welcher der geheime Gang aus dem Allerheiligsten hier mündete. Dann ging es drüben wieder bergan, nach der Taki-Hochebene, und auf dieser nach Norden. Da trafen wir in gewissen Abständen je zwei Dschamikun, welche bei ihren Pferden saßen und uns Bericht erstatteten. Beim nördlichsten dieser Doppelposten begrüßte uns ein Kurde von Schohrd in voller Kriegsausrüstung. Er war soeben erst angekommen und meldete uns, daß die Hilfstruppen Marah Durimehs nur einen Tagesritt von hier ständen und um Weisungen bäten. Das überraschte den Ustad; ich teilte ihm aber mit, was Schakara mir gesagt hatte, und so gab er den Befehl, Dienstagabend hier an dieser Stelle einzutreffen und das Weitere zu erwarten.
    Von da wandten wir uns ostwärts. Das war das Gebiet der nördlichen Dschamikun. Wir fanden da alles so, wie wir es wünschten. An das äußerste ihrer Lager schloß sich die Wachtlinie der Kalhuran, welche hinter den Pässen des Hasen und des Kuriers nach Süden verlief. Hier erteilte der Ustad die Weisung, die Massaban und die Sillan hindurchzulassen, ihnen aber heimlich zu folgen, um den Ring immer enger zu schließen. Um die Mittagszeit machten wir an einem Wasser halt, um uns auszuruhen, zu essen und die Pferde grasen zu lassen. Dazu ließen wir ihnen zwei volle Stunden Zeit. Hierauf ging es weiter, quer über jenes unbewohnte Land, durch welches ich und Halef mit den Massaban gekommen waren. Da trafen wir auf die breite Fährte der Dinarun, die nordwärts nach unserem Lager führte, und auf einen einzelnen Reiter, welcher auf dieser Fährte zurückgeritten kam. Es war zu unserer Verwunderung der Scheik der Dinarun selbst.
    Auch er erstaunte, als er den Ustad erkannte, schien aber hierüber nicht unerfreut zu sein. Die Höflichkeit erforderte, abzusteigen und uns mit ihm niederzusetzen. Im hierauf folgenden Gespräch erfuhren wir etwas für uns sehr Erfreuliches. Er war nämlich heut früh mit seinem Trupp bei uns angekommen und hatte sofort den Scheik ul Islam aufgesucht, welcher sich, ebenso wie Ahriman Mirza, grad bei der Gul befand. Hier erhielt er seine Weisungen für die folgenden Tage, und da stellte sich denn heraus, daß er mit seinen Dinarun nur ausersehen war, mit auf uns einzuschlagen, natürlich bloß um der lieben Religion willen; einen praktischen Nutzen aber schlug man ihm rund ab. Dazu kam, daß man ihn von oben herab behandelt hatte, wie einen Menschen, für den es eine Gottesgnade ist, mit solchen Auserwählten überhaupt nur reden zu dürfen. Er hatte klugerweise zu allem ja gesagt, sich aber in seinem Grimm hierüber augenblicklich vorgenommen, die Lanze umzudrehen und zu uns überzugehen. Um sich aber das Für und Wider vorher reiflich und ungestört überlegen zu können, hatte er sich später auf das Pferd gesetzt und den einsamen Ritt gemacht, auf dem er hier mit uns zusammengetroffen war.
    Da gab es denn für uns kein Bedenken mehr. Der Ustad legte seine Zurückhaltung ab und erzählte ihm alles, alles. Wie

Weitere Kostenlose Bücher