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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Höhenbeleuchtung von diesem allerbesten Punkt aus zu genießen. Sie geschah unter einem allgemeinen Feuerwerk, an dem sich jedermann nach Kräften beteiligte. Der Kurde liebt es ebenso wie der Perser, bei derartigen Veranlassungen, Pulver und Bärlapp nicht zu schonen. Wir blieben vollständig unbeachtet, denn man nahm an, daß der Ustad noch nicht heimgekommen sei. Darum konnte das, was wir sahen, ohne Störung auf uns wirken.
    Es wurde Licht allüberall, wohin wir schauten. Die Nacht erhellte sich. Was oben brannte, brannte auch im See. Und all die Menschen, die das Tal erfüllten, erschienen uns wie Wesen einer Welt, die sich im Licht von oben nach aufwärts reflektiert. Und wir zwei Einsamen, die wir hier oben blieben, obgleich man unten auf uns wartete? Nur nicht ins Lob der Tiefe niedersteigen; dann findet sich ihr Tadel nicht herauf! Wir sahen zwar zu, aber was wir dabei miteinander sprachen, das war nicht bestimmt, wie Feuerwerk zu verknallen oder wie totes Holz zu Asche zu verbrennen. Und als die Feuer nach und nach erloschen und Licht um Licht im Tal verglimmen wollte, da stand der Ustad auf, gab mir die Hand und sprach:
    „Nun gehen auch wir zur Ruhe. Zur Ruhe! Glaubst du das? Schließ dreifach dich in deinem Zimmer ein, und lege leiblich dich zum Schlafen nieder! Ich komme doch zu dir, wie ich heut morgen kam, und hole dich zum Flug um unsere Grenzen. Auch dort hält mancher Posten für uns Wacht, um uns Bericht und Auskunft zu erstatten. Und kehren wir von unserem Flug heim, so lassen wir vor Menschen uns nicht sehen, ganz so, wie wir es jetzt am Abend taten. Denn was für diese Welt der Abend ist, das ist für jene andere der Morgen. Schlaf wohl, doch – – – komm mit.“ –
    Als ich am andern Morgen auf mein Vordach trat, sah ich, daß der gestrige Tag die vorherige Zahl der Menschen verdoppelt hatte. Draußen an Ahriman Mirzas Zelt waren die Pferde zu sehen, welche von ihm, den Schatten und den Massaban zum Rennen gestellt wurden. In den Ruinen standen diejenigen des Scheik ul Islam und der Takikurden. Unten am See, rechts, konnte man die Renner der Dinarun besichtigen, und links, unweit der Tribüne, waren die unserigen untergebracht. An diesen Orten wimmelte es von wirklichen und eingebildeten Kennern, welche es für höchst nötig fanden, ihre Urteile hören zu lassen. Mit Ibn el Idrak und dem Scheik der Dinarun hatte der Ustad gleich heut früh das heimliche Abkommen getroffen, daß sie alle ihnen abgenommenen Pferde zurückbekommen würden. Sie konnten also ruhig den Anschein beibehalten, daß die eigentlichen Matadore des Rennens, wie die Sahm, Assil, das ‚beste Pferd von Luristan‘ etc. etc. sich nicht bei diesen heut schon ausgestellten Pferden befanden. Weil der Feind seine Trümpfe nicht sehen ließ, taten auch wir es nicht.
    Es gab mir Spaß, daß ich Hadschi Halef mit Hanneh schon unten auf seinem Platz sitzen sah. Der Gute hatte es nicht aushalten können. Und womit war er bekleidet? Natürlich mit dem Ehrengewand vom Schah-in-Schah! Auch hatte er alle seine Waffen bei sich. Ich sah später sogar die bekannte Nilpferdpeitsche in seiner Hand. Sie kam dem ‚Henker‘ dann zu statten!
    Nach dem Frühstück ging ich zu meinen Pferden und dann zum Ustad, bei dem ich den Hauptmann der Leibgarde fand. Sie sprachen über den, den ich soeben erwähnt habe, nämlich über Ghulam el Multasim, den Henker. Diesem dreisten Patron war alles bisher gegen uns Unternommene noch nicht genug gewesen. Er hatte zunächst drüben bei den Taki öffentlich und in der schandbarsten Weise gegen den Ustad gesprochen und dieses gestern sogar bei uns hier fortgesetzt. Er war mit seinem Anhange bald hier, bald da im Tal aufgetaucht und hatte immer ganz genau dieselbe einstudierte Rede gehalten, in welcher der Ustad als ein Mensch bezeichnet wurde, vor welchem man andere nur warnen müsse. Dieser Ustad gebärde sich als ein treuer Anhänger des Schah-in-Schah, sei es aber nicht. Auch gebe er sich den Anschein, daß ihm nur das Wohl der Dschamikun am Herzen liege, sei aber in Wahrheit nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Vor solchen Leuten habe man sich mehr zu hüten, als selbst vor den allerschlimmsten Massaban, und so möge man sich nicht darüber wundern, daß er, nämlich der Henker, es für seine Pflicht erachte, diesen höchst gefährlichen Verführer des Volkes endlich einmal zu entlarven. Er fordere hiermit sämtliche Dschamikun auf, ihren Ustad fortzujagen, der sich zwar rühme, Menschen

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