23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen (German Edition)
wider, wo die USA schlechter abschneiden als vergleichbare andere Länder. Die höhere Kaufkraft der US-Bürger (im Vergleich zu den Bürgern anderer reicher Länder) ist zum großen Teil der Armut und sozialen Unsicherheit vieler Mitbürger geschuldet, insbesondere der in der Dienstleistungsindustrie Beschäftigten. Außerdem arbeiten die Amerikaner bedeutend länger als Werktätige in vergleichbaren Ländern. Pro Arbeitsstunde ist das Arbeitseinkommen geringer als in einigen Ländern Europas, und zwar auch dann, wenn man dies an der Kaufkraft misst. Man kann darüber streiten, ob dies ein Zeichen für einen höheren Lebensstandard ist.
Die Lebensstandards verschiedener Länder miteinander zu vergleichen, ist keine leichte Aufgabe. Das Pro-Kopf-Einkommen und insbesondere die Kaufkraft des Einzelnen sind wahrscheinlich noch die zuverlässigsten Indikatoren. Wenn man sich jedoch ausschließlich auf die Waren und Dienstleistungen konzentriert, die mit dem jeweiligen Einkommen erworben werden können, lässt man zu viele andere Dinge außer Betracht, die ebenfalls Elemente eines »guten Lebens« darstellen, etwa Menge und Qualität der Freizeit, Arbeitsplatzsicherheit, Kriminalitätsrate, Gesundheitssystem, Sozialleistungen und so weiter. Wenngleich verschiedene Länder und Personen bestimmt unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie diese Indikatoren gegeneinander und gegen die jeweilige Einkommenssituation abzuwägen sind, sollten solche Aspekte doch keinesfalls ignoriert werden, wenn man eine Gesellschaft schaffen will, in der die Menschen tatsächlich »gut leben« können.
Elf: Afrika ist nicht zur Unterentwicklung prädestiniert.
Was sie uns erzählen
Afrika ist zur Unterentwicklung prädestiniert. Dies liegt zunächst am dortigen Klima, in dem sich immer wieder schwere tropische Krankheiten verbreiten können. Des Weiteren stellt die Geografie einen großen Nachteil dar: Viele Länder besitzen keinen eigenen Meerzugang und sind von anderen Staaten eingekreist, deren kleine Märkte nur begrenzte Exportmöglichkeiten bieten und deren gewaltsame Konflikte über die Grenzen der Nachbarländer schwappen. Es gibt zu viele natürliche Ressourcen, was die Menschen faul, korrupt und konfliktanfällig macht. Afrikanische Nationen sind ethnisch zersplittert, sodass sie schwer zu regieren sind und gewaltsame Konflikte schneller entstehen. Die Institutionen sind eine reine Katastrophe, und Investoren werden nicht geschützt. Die ganze Kultur ist schlecht – die Menschen arbeiten nicht hart, sie sparen nichts und können auch nicht miteinander kooperieren. All diese strukturellen Handicaps erklären, warum der Kontinent im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt selbst nach der Einführung einer signifikanten Liberalisierung des Marktes in den Achtzigern kein nennenswertes Wachstum zu verbuchen hat. Für Afrika gibt es keinen anderen Weg in die Zukunft, als weiterhin ausländische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Was sie uns verschweigen
In Afrika herrschte nicht immer eine derartige Stagnation. In den Sechziger- und Siebzigerjahren, als sämtliche strukturellen Wachstumshemmnisse ebenfalls präsent und stellenweise sogar noch stärker waren, erfreute sich der Schwarze Kontinent eines recht ansehnlichen Wirtschaftswachstums. Zudem hatten auch die meisten der heutigen reichen Länder mit den gleichen strukturellen Problemen zu kämpfen, die Afrika angeblich am Wachstum hindern: ein schwieriges Klima (tropisch oder arktisch), fehlende Meerzugänge, Ressourcenreichtum, ethnische Spaltungen, unfähige Institutionen und eine »schlechte« Kultur. Diese strukturellen Bedingungen scheinen in Afrika nur deshalb die Entwicklung zu behindern, weil die Länder dort nicht über die notwendigen Technologien, Institutionen und organisatorischen Fähigkeiten verfügen, um mit solchen Problemen fertig zu werden. Der eigentliche Grund für die Stagnation in Afrika während der letzten drei Jahrzehnte ist die Politik des freien Marktes, zu deren Einführung der Kontinent damals genötigt wurde. Anders als die Geschichte oder die Geografie lässt sich die Politik jedoch ändern. Afrika ist also nicht zur Unterentwicklung prädestiniert.
Sarah Palin – und wie sie die Welt sah … oder war es Bernard und Bianca?
Sarah Palin, die republikanische Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten bei der US-Wahl im Jahr 2008, soll angeblich angenommen haben, Afrika sei kein Kontinent, sondern ein Land. Viele Menschen fragten sich, wie sie denn
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