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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Stillstand.]

9
    Band POM-14 MAY-EVERLEIGH, Abschnitt II; etwa 11.45 Uhr.
    Mrs. Everleigh: Ich muß ins Büro. Ich war zu lang fort. Gott, ich fühl' mich so ausgeschwemmt.
    Anderson: Trink noch einen Schnaps, dann geht's dir besser.
    Mrs. Everleigh: Vermutlich ja. Glaubst du, wir sollten gemeinsam aus dem Haus gehen?
    Anderson: Warum nicht? Er weiß doch, daß ich hier oben bin, oder?
    Mrs. Everleigh: Ja. Vorhin hat er 'raufgerufen. Herr im Himmel, hoffentlich bindet er's den anderen Eigentümern nicht gleich an die Nase.
    Anderson: Gib ihm ein Trinkgeld. Er wird nicht reden.
    Mrs. Everleigh: Wieviel soll ich ihm geben?
    Anderson: Sag ihm, er soll dir 'n Taxi besorgen, und dann schiebst du ihm zwei Piepen rüber

    Mrs. Everleigh: Zwei Dollar? Ist das genug?
    Anderson: Reichlich.
    Mrs. Everleigh: Wohin fährst du, wenn du weggehst?
    Anderson: Schöner Tag heute - vielleicht geh ich zu Fuß 'rüber zur Neunten und fahr mit einem Stadtbus zur Arbeit.
    Mrs. Everleigh: Ich werd' dich jetzt eine Weile nicht sehen können. Zwei Wochen oder so.
    Anderson: Wieso das?
    Mrs. Everleigh: Ich muß wieder mal eine Einkaufsreise nach Paris machen. Wenn du mir deine Adresse gibst, schick' ich dir eine schweinische französische Ansichtskarte.
    Anderson: Ich will lieber warten, bis du wieder da bist. Du gehst oft auf solche Reisen?
    Mrs. Everleigh: Fast jeden Monat. Entweder nach Europa oder irgendwo anders hin, wo wir Werbephotos schießen. Jeden Monat bin ich mindestens eine Woche lang fort.
    Anderson: Hübsch. Ich würd' gern reisen.
    Mrs. Everleigh: Ach, das bedeutet doch nur Arbeit an einem anderen Ort. Werd' ich dir fehlen?
    Anderson: Klar.
    Mrs. Everleigh: O mein Gott… Nun denn… sind wir's?
    Anderson: Ja. Ab geht die Post.
    Mrs. Everleigh: Ach, übrigens… Hier ist was, was ich für dich gekauft hab'. Ein goldenes Feuerzeug von Dunhill. Hoffentlich gefällt's dir.
    Anderson: Danke.
    Mrs. Everleigh: O mein Gott…

10
    Annähernd drei Wochen nach John Andersons vorzeitiger Entlassung aus dem Zuchthaus Sing-Sing begann die New Yorker Polizei damit, seine neugemieteten möblierten Zimmer in der West Harrar Street 314, Brooklyn, New York, in unregelmäßigen Abständen elektronisch überwachen zu lassen. Das verwendete Gerät wurde nicht näher bezeichnet. Das folgende Band mit dem Code NYPD-JDA-146-09 trägt kein Datum. Die Sprechenden wurden durch phonoskopische Vergleiche und aus dem unmittelbaren Zusammenhang identifiziert.
    Anderson: Ed Brodsky?
    Billy: Der is nich' da.
    Anderson: Bist du das, Billy?
    Billy: Wer spricht?
    Anderson: Ich bin der Knabe, mit dem du damals zum Boxkampf Peters-McCoy gegangen bist, in den alten Garten {Madison Square Garden}.
    Billy: Na so was, das is riesig! Duke, wie …
    Anderson: Halt die Klappe und hör mir mal zu. Hast du 'nen Bleistift?
    Billy: Wart 'n Sekündchen … ja… hat ihn schon, Duke, ich hab' 'nen Bleistift.
    Anderson: Wie lang brauchst du bis zum nächsten Münztelephon?
    Billy: Fünf Minuten vielleicht.
    Anderson: Ruf mich unter dieser Nummer an, Billy.
    Schreib sie dir jetzt auf.
    Billy: Is' gut, fang an, ich bin soweit.
    Anderson: Vier-sechs-drei-neun, drei-sechs-eins-null. Hast du's?
    Billy: Jajaa. Klar.
    Anderson: Lies mal vor.
    Billy: Vier-sechs-drei-neun, drei-sechs-null-eins.
    Anderson: Eins-null. Die beiden letzten Ziffern sind eins-null.
    Billy: Eins-null. Ja, jetzt hab' ich's. Vier-sechs-drei- neun, drei-sechs-eins-null. Wie isses dir 'n gegangen, Duke? Ich kann dir sagen, ich war…
    Anderson: Häng schnell ein und geh anrufen, Billy. Ich warte hier.
    Billy: Oh… jawohl. Also, Duke, dann häng' ich jetzt ein.
    [Pause von drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden.]
    Billy: Duke?
    Anderson: Wie geht's dir, Billy?
    Billy: Na, das tut vielleicht gut, von dir zu hören. Wir haben gehört, daß du 'raus bist. Ed sagte eben neulich…
    Anderson: Wo ist Ed?
    Billy: Sie haben ihn eingenäht, Duke.
    Anderson: Eingenäht? Weswegen, zum Teufel? Billy: Er war 'n … er war ein … Duke, wie heißt denn das Wort - du weißt schon - wenn du 'n Haufen Strafzettel kriegst und sie alle wegschmeißt?
    Anderson: Ein Gesetzesverächter? Billy: Jawohl! Genau! Ed war 'n Gesetzesverächter. Der Richter sagte, Ed wär' der größte Gesetzesverächter von ganz Brooklyn. Na, wie findst 'n das? Also hat er dreißig Tage ausgefaßt.
    Anderson: Wie schön. Wann kommt er wieder an die frische Luft?
    Billy: Was ham wir heut'?
    Anderson: Freitag, Billy. Der siebzehnte Mai.
    Billy: Ja. Wollen mal

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