23 Uhr, York Avenue
Fünfer und dank' Ihnen herzlich. Aber 's wird Ihnen nichts nützen. Ich kenn' den Mann nicht. Hab 'n nie gesehen.
Anderson: Ich weiß. Duke Anderson ist mein Name. Ich bin über der Straße bei der alten Mama. Üb immer Treu und Redlichkeit, mein Kleiner.
Bartender: Du kannst mich auch mal, Mutterherz.
25
Tonband NYSNB-48 B-1061 (Dauerschaltung) des Regierungsamts für Rauschgiftbekämpfung im Bundesstaat New York. Aufgenommen am 12. Juni 1968 um 14.11 Uhr in Mama's Soul Food, einem anderen Lokal an der Ecke Einhundertfünfundzwanzigste Straße und Hannox Avenue, New York.
Johnson: Mein Mann ist im Land, drum reich mir die Hand.
Anderson: Hallo, Skeets. Setz dich und bestell dir was.
Johnson: Bin ich mal hier, trink' ich ein Bier.
Anderson: Wie geht's dir immer?
Johnson: Mama hat mir Gras gegeben, also bin ich noch am Leben.
Anderson: Na, dann geht's dir wohl gut?
Johnson: Hin und wieder läuft's ganz nett, doch davon werde ich nicht fett.
Anderson: Spar dir den Schiet und red wie 'n normaler Mensch. Hast du 'n bißchen Zeit, für mich was zu erledigen?
Johnson: Liegt 'n Verbrechen bereit? Ja, dann hab' ich Zeit.
Anderson: Gütiger Herr im Himmel! Da gibt's ein Haus in der East Side, Skeets. Wenn du dich für die Sache interessierst, geb' ich dir die Adresse. Da gibt's so'n kleines Schokoladenmädchen, das in einer der Wohnungen arbeitet. Süßes Ding. Wohnt auch dort. Täglich kommt sie mittags 'runter, genau um zwölf, um einkaufen zu gehen.
Johnson: Hör' ich dich 'ne Mieze preisen, muß ich mich am Riemen reißen.
Anderson: Hellbraune Haut. Kommt von den Westindischen Inseln. Große Lungen. Hübsch. Ich möcht', daß du dich ganz nah an sie 'ranmachst.
Johnson: Wie nah, o Gott, wie nah?
Anderson: Hautnah. Alles. Was immer sie dir über ihre Wohnung erzählen kann. Sie heißt Andronica. Ja, ganz recht - Andronica. Sie ist Dienstmädchen in der Wohnung Vier A. Dort gibt's vielleicht 'ne Münzsammlung. Aber ich will auch wissen, was sich im restlichen Haus rührt - was immer die Kleine ausspuckt.
Johnson: Spuckt sie nicht fester, hol' ich die Schwester.
Anderson: Im Keller gibt's 'nen komischen Raum, 'n kaltes Zimmer. Es ist abgeschlossen. Versuch 'rauszukriegen, was zur Hölle das sein kann.
Johnson: Ist das Zimmer kalt, gebrauch' ich Gewalt.
Anderson: Du bist dabei?
Johnson: Hast du den Zaster, dann sag ich ja - basta.
Anderson: Ein Lappen?
Johnson: Mach draus zwei, und ich bin treu.
Anderson: Na schön - zweihundert. Aber mach ganze Arbeit für mich. Hier hast du fürs erste mal 'nen einsamen Grünen, damit du auf die Beine kommst. Ich bin heut' in einer Woche wieder da, zur gleichen Zeit. In Ordnung?
Johnson: Als Mensch biste zwar fies, doch mag ich dein' Kies.
26
Niederschrift der Bandaufnahme POM-14 JUN 68- EVERLEIGH. 14. Juni 1968; ungefähr 2.10Uhr.
Mrs. Everleigh: Hat dich der Portier 'reinkommen sehen?
Anderson: Er war nicht da.
Mrs. Everleigh: Das Schwein. Da haben wir doch angeblich vierundzwanzig Stunden Pförtnerdienst am Tag, und dieses Schwein verdrückt sich pausenlos in den Keller und trinkt Wein mit diesem versoffenen Hausmeister. Kognak?
Anderson: Ja.
Mrs. Everleigh: Ja, bitte.
Anderson: Geh und fick dich selber.
Mrs. Everleigh: Na, sind wir heut nacht aber wieder liebenswürdig gestimmt. Müde?
Anderson: Nur meine Augen.
Mrs. Everleigh: Wohl mehr, glaub' ich. Du siehst aus wie ein Mann, dem viel im Kopf 'rumschwirrt. Geldschwierigkeiten?
Anderson: Nein.
Mrs. Everleigh: Falls du etwas Geld brauchst, kann ich dir welches leihen.
Anderson: Nein… danke.
Mrs. Everleigh: Das klang schon besser. Trink aus. Ich hab' eine Kiste Remy Martin gekauft. Worüber lächelst du?
Anderson: Du stellst dir vor, daß unser Spielchen 'ne Kiste lang dauern wird?
Mrs. Everleigh: Was soll das heißen? Du möchtest Schluß machen? Dann verschwinde.
Anderson: Ich möcht' nicht Schluß machen. Ich hab' mir nur gedacht, du könntest's langsam satt kriegen, immer nur von mir versohlt zu werden. Hast du's satt?
[Pause von sieben Sekunden.]
Mrs. Everleigh: Nein. Ich hab's nicht satt. Ich denk' die ganze Zeit daran. Als ich in Paris war, hast du mir gefehlt. Es gab eine Nacht, da hätt' ich schreien können, so schrecklich hab' ich mich nach dir gesehnt. Mir geht ja so unendlich viel durch den Kopf. Geschäftliche Dinge. Einzelheiten. Druck. Ich bin immer nur so gut wie meine letzte Saison. Ich arbeite für die ärgsten Schweinehunde in der Branche - die
allerärgsten. Ich
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