23 Uhr, York Avenue
Handschrift der (bereits hinlänglich identifizierten) Cynthia »Snapper« Haskins abgefaßt wurde. Die zwei unliniierten Papierbögen, auf beiden Seiten beschrieben, offenbarten Fingerabdrücke von Cynthia Haskins, Thomas Haskins und John Anderson. Das Papier selbst - billiges Schreibmaschinenpapier ohne Wasserzeichen - zeigte an seinem oberen Rand feine Einrisse und Spuren eines roten Klebemittels, was darauf hinwies, daß die Blätter von einem Block abgerissen worden waren. Es handelte sich, wie eine nähere Bestimmung ergab, um das Schreibmaschinenpapier einer beliebten Marke. Es kam in Blöcken zu fünfundzwanzig Blatt auf den Markt; diese Blöcke waren in zahlreichen Papierwarenhandlungen und Kaufhäusern erhältlich.
Duke, ich habe die zwei Ordinationen ausgeknobelt, Du weißt schon wo. Alles ging glatt. Statt Bargeld habe ich beiden Knaben blinde Schecks gegeben. Ich gehe nicht wieder hin. Hat keinen Zweck.
Beides große Stinktiere. Sind gut im Geschäft, vermute ich. Der Arzt hat eine Krankenschwester und eine Empfangssekretärin. Ich sah sie beim öffnen der Post. Hauptsächlich Schecks. Kein Safe im äußeren Büro. Wahrscheinlich Nachtschließfächer bei einer Bank. Zwei Räume neben dem Büro des Arztes: Untersuchungszimmer und kleiner Lagerraum. Im Lagerraum gibt's einen Drogensafe in der Ecke. Wenn man den Korridor zu Doktorchens Privatbüro 'runtergeht, ist die Toilette auf der linken Seite. Die Bilder an den Wänden sind billige Drucke. In Doktorchens Büro stehen fünf Silberpokale - er hat sie gekriegt, weil er ein Skull gerudert hat. Was immer das auch sein mag.
Tut mir leid, daß ich hier eine Niete gezogen habe - aber mehr gab's da nicht zu sehen.
Kopfschrumpfers Ordination ist ein kleiner Raum an der Außenseite. Er hat eine Sekretärin, die auch Schwester spielt. Großes Privatbüro und Toilette rechts von dem äußeren Zimmer.
Schrumpfkopf hat drei hübsche kleine Gemälde: Picasso, Miro und noch irgendwen. Sahen wie die echten Dinger aus. Ich beschrieb sie Tommy. Er schätzt die drei auf zwanzig große Lappen, vielleicht auch mehr. Psychiaters Schreibtisch hat links unten ein Nummernschloß. Er legte gerade eine volle Tonbandspule in eine Lade, als ich 'reinkam. Als ich zu reden anfing, drückte er auf einen Knopf unter der Schreibtischplatte. Was ich sagte, wurde alles aufgenommen, da bin ich sicher. In diesem Schließfach im Schreibtisch muß es allerhand interessante Sachen geben. Laß Dir's durch den Kopf gehen.
Neben seinem Büro, ganz hinten, in der Nähe der Fenster, die den Garten überblicken, hat er ein kleines Kabinett, das als Waschraum und Kleiderablage verwendet wird. Vielleicht hat er irgendwas im Kabinett? Schwesternsekretärin ist jung, ungefähr 28. Schrumpfkopf ist ungefähr 55, spricht mit Akzent. Klein, fett, müde. Ich glaube, er leistet sich ein süchtiges kleines Hobby. Benzedrin, würde ich sagen. Das ist alles, was ich habe. Tut mir leid, daß es nicht mehr geworden ist.
Vergiß diese Tonbandaufnahmen nicht. Brandheiß und direkt vom Sofa. Weißt Du, was ich meine? Grobe Skizzen von beiden Ordinationen auf der Rückseite dieses Blattes. Wenn es noch etwas gibt, was wir für Dich tun können, laß uns das bitte wissen. Die restlichen $ $ $, Duke? Wir hatten einige Spesen und sind jetzt ganz belämmert. Danke.
Snap
28
Tonband NYSNB-1157 (Dauerschaltung). Aufgenommen am 19. Juni 1968 um 14.27 Uhr in Mama's Soul Food, Ecke Einhundertfünfundzwanzigste Straße und Hannox Avenue, New York. Die Gesprächspartner, John Anderson und Samuel Johnson, wurden durch einen bezahlten Spitzel an Ort und Stelle identifiziert. Samuel »Skeets« Johnson, 33, war ein hellhäutiger Neger mit langem schwarzem Haar, das er regelmäßig einfettete und zu einer sogenannten »Schaumrolle« kämmte, die sein Gesicht überragte. Etwa 188 Zentimeter groß; 81 Kilogramm schwer. Tiefe Rasiermessernarbe auf linker Wange. Linkes Ohr zu 75 Prozent hörbehindert. Trug kostspielige Kleidung, die stets in grellen Farbtönen gehalten war. Hatte seine Fingernägel hellrosa lackiert. Fuhr nach letzten Berichten ein stahlblaues Cadillac-Kabriolett des Baujahrs 1967, Kennzeichen 4 CB-6732A (Bundesstaat New Jersey), zugelassen auf den Namen Jane Martha Goody, Hempy Street 149, Hackensack, New Jersey. Johnsons kriminelle Vergangenheit umfaßte Festnahmen und Verhaftungen wegen Landstreicherei, kleinerer Diebereien, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Widerstands gegen die Staatsgewalt, leichter
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