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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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unverkennbar ziemlich alt, und ich kam zu dem Schluß, es müsse schon seinerzeit in den Keller eingebaut worden sein, als das Haus errichtet wurde. Die Kellermauern bildeten zwei Wände des verschlagähnlichen Raumes; die beiden rechtwinkelig in den Keller vorstoßenden Wände waren aus eingepaßten hölzernen Bohlen gezimmert. In einer der Holzwände befand sich eine plan und eben eingesetzte Tür, deren Verschluß aus Riegelspange und Fanghaken bestand, beides aus Messing, ungemein schwer und altmodisch. Die großen Türangeln waren ebenfalls aus Messing. Die Tür war durch ein großes Vorhängeschloß gesichert. Eine nähere Betrachtung enthüllte, daß die Tür auch durch eine ziemlich primitive Alarmanlage geschützt wurde, die zweifellos erst Jahre nach der Errichtung dieses Raumes hinzugefügt worden war. Es war ein einfacher Federkontakt, der möglicherweise eine Klingel ertönen oder eine Lampe aufleuchten ließ, sobald die Tür geöffnet wurde. Ich verfolgte den Draht und gelangte zu der Ansicht, daß er in den Bereich der Halle hinaufführte, wo die Aufmerksamkeit des Portiers erregt werden konnte.
    Ich machte umfassende Polaroidaufnahmen von dieser verschlagähnlichen Angelegenheit und hielt schriftlich fest, auf welche Weise die Alarmanlage leicht überbrückt werden könnte. Nachträglich kam mir der Gedanke, meine Hand an eine Seitenwand dieses ungewöhnlichen Zimmers zu legen, und ich fand die Berührung ziemlich kalt. Es erinnerte mich an eine der großen, begehbaren Kühlkammern, wie man sie hierzulande möglicherweise in Metzgereien antrifft. Ich warf einen abschließenden Blick um mich und stellte fest, daß ich alles hatte, was Anderson, mein Auftraggeber, wünschte. Sodann verließ ich den Keller und stieg in den Lastwagen. Die beiden Männer, Ed und Billy, hatten ziemlich geduldig gewartet. Wir rollten aus der Einfahrt. Der Portier stand auf dem Bürgersteig, und ich lächelte und winkte, als wir langsam davonfuhren. Sie setzten mich an der Ecke Neunundsiebzigste Straße und Lexington Avenue ab; dann entfernten sie sich mit dem Wagen. Was die beiden anschließend taten, entzieht sich meiner Kenntnis. Das gesamte Unternehmen hatte eine Stunde und sechsundzwanzig Minuten gedauert. John Anderson rief mich am fünften Juni an. Ich schlug ihm vor, tags darauf in mein Geschäft zu kommen. Dies tat er auch, und ich überreichte ihm die Photos, die ich aufgenommen hatte, die Schaltskizzen und einen lückenlosen Bericht über das Gesehene; letzterer entsprach haargenau der Darstellung, die ich Ihnen, meine verehrten Herren, soeben gegeben habe. Ich danke Ihnen höflich für Ihr freundliches Entgegenkommen.

24
    Binky's Bar & Grill, Ecke Einhundertfünfundzwanzigste Straße und Hannox Avenue, New York; 12. Juni 1968; 13.46Uhr. Damals wurde diese Gaststätte durch die Alkohol-Kontrollkommission des Staates New York elektronisch überwacht, da die Besitzer im Verdacht standen, die Abhaltung von Hasardspielen in ihrem Lokal wissentlich zu dulden. Es folgt das Band SLA-94 K-KYM. Andersons Anwesenheit wurde durch phonoskopische Vergleiche und durch die Aussage eines Augenzeugen erhärtet.
    Anderson: Kognak.
    Bartender: Der Schuppen hier ist nur für Schwarze.
    Anderson: Na, und was haste jetzt groß vor - mich 'rausschmeißen?
    Bartender: Sie sind'n harter Knochen, was?
    Anderson: So hart, wie ich sein muß. Krieg' ich jetzt den Kognak?
    Bartender: Sind wohl aus'm Süden, Sie?
    Anderson: Nicht tief. Kentucky.
    Bartender: Lexington?
    Anderson: Gresham.
    Bartender: Ich komm' aus Lex. Mit 'nem Cordon Bleu einverstanden?
    Anderson: Kommt prächtig hin.
    [Pause von elf Sekunden.]
    Bartender: Schuß Soda gefällig?
    Anderson: Wasser in 'nem Extraglas.
    [Pause von acht Sekunden.]
    Anderson: Da gibt's 'nen Knaben, den ich treffen möcht'. Hellbraun. Sam Johnson. Läuft unter dem Namen Skeets.
    Bartender: Nie von gehört.
    Anderson: Ich weiß. Er hat 'ne Rasiermessernarbe auf der linken Wange.
    Bartender: Nie gesehen, so 'nen Mann.
    Anderson: Ich weiß. Ich bin Duke Anderson. Falls so 'nMann 'reinkommen sollte - ich trink' mein Glas jetzt leer und geh' über die Straße 'rüber und lass' mir'n bißchen Schweinshaxe und paar Niggerkrautwickel vorsetzen. Ich bin mindestens 'ne Stunde lang dort.
    Bartender: Wird Ihnen nichts nützen. Nie gesehen, so einen Mann. Nie 'von gehört.
    Anderson: Er könnte ja mal 'reinkommen… unerwartet oder so. Hier ist 'ne Flosse für dich, falls er auftaucht.
    Bartender: Ich nehm' Ihren

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