Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
entspann' mich nur, wenn ich bei dir bin. Tagsüber denk' ich an dich, wenn ich im Büro bin. Ich denk' daran, was wir getan haben und was wir tun werden.
    Vermutlich sollt' ich dir diese Dinge gar nicht sagen.
    Anderson: Wieso nicht?
    Mrs. Everleigh: Als Mädchen soll man sich doch rar machen.
    Anderson: Jesus Christus, bist du 'ne blöde Nutte.
    [Pause von fünf Sekunden.]
    Mrs. Everleigh: Ja. Ja, das bin ich… in der Sache mit dir jedenfalls. Du bist im Gefängnis gewesen, nicht wahr?
    Anderson: Besserungsanstalt. Als ich 'n Junge war. Ich hab' ein Auto geklaut.
    Mrs. Everleigh: Seither hast du nicht mehr gesessen?
    Anderson: Nein. Was bringt dich auf den Gedanken?
    Mrs. Everleigh: Ich weiß nicht. Deine Augen vielleicht. Diese chinesischen Augen. Die Art, wie du redest. Oder nicht redest. Manchmal hab' ich Angst vor dir.
    Anderson: Wirklich?
    Mrs. Everleigh: Hier ist eine Flasche. Bedien dich. Hast du Hunger? Ich kann dir ein belegtes Brot machen, mit Roastbeef.
    Anderson: Ich hab' keinen Hunger. Machst du wieder mal 'ne Reise?
    Mrs. Everleigh: Warum fragst du?
    Anderson: Ich mach' nur Konversation.
    Mrs. Everleigh: Über das Wochenende nach dem vierten Juli {Amerikanischer Unabhängigkeitstag} bin ich 'raus nach Southampton eingeladen. Dann, Ende August und über das Wochenende vor dem Labour Day {Amerikanischer Arbeiterfeiertag, jeweils der erste Montag im September}, fahr' ich nach Rom. Darf ich mich zu dir aufs Sofa setzen?
    Anderson: Nein.
    Mrs. Everleigh: Das hab' ich gern - einen romantischen Mann.
    Anderson: Wenn ich romantisch war', würd'st du dich nicht mit mir abgeben.
    Mrs. Everleigh: Vermutlich nicht. Trotzdem wär's hin und wieder nett, zu wissen, daß du was Menschliches an dir hast.
    Anderson: Das hab' ich auch. Setz dich auf den Boden.
    Mrs. Everleigh: Hier?
    Anderson: Näher. Vor mich.
    Mrs. Everleigh: Hier, Liebling?
    Anderson: Ja. Zieh mir meine Schuhe und Socken aus.
    [Pause von vierzehn Sekunden.]
    Mrs. Everleigh: Ich hab' deine Füße noch nie gesehen. Wie weiß sie sind. Deine Zehen sehen aus wie weiße Würmer.
    Anderson: Zieh das Ding da aus.
    Mrs. Everleigh: Was hast du mit mir vor?
    Anderson: Ich werd' dich die Schweinehunde vergessen lassen, für die du arbeitest, das Geschäft, die lästigen Einzelheiten, den Druck. Und genau das willst du doch… oder?
    Mrs. Everleigh: Das ist ein Teil davon.
    Anderson: Und der andere Teil?
    Mrs. Everleigh: Ich möcht' vergessen, wer ich bin und was ich bin. Ich möcht' dich vergessen und all das, was ich aus meinem Leben gemacht hab'.
    Anderson: Du möchtest also 'rauskommen?
    Mrs. Everleigh: 'rauskommen? Ja. Ich möcht' 'rauskommen. Hol mich 'raus, Duke.
    Anderson: Du hast 'ne gute Farbe von der Sonne. Zieh den Bademantel aus. Leg dich auf den Teppich.
    Mrs. Everleigh: So?
    Anderson: Ja. Gott, bist d'n Riesenweib. Große Titten und großer Arsch.
    Mrs. Everleigh: Duke … sei nett zu mir… bitte.
    Anderson: Nett zu dir? Ist das alles, was du willst?
    Mrs. Everleigh: Nicht… du weißt schon… nicht körperlich. Du kannst alles mit mir tun, was du willst. Alles. Aber sei als Mensch nett zu mir… als menschliches Wesen.
    Anderson: Ich hab' keine Ahnung, wovon zum Teufel du da redest. Mach die Beine breit.
    Mrs. Everleigh: O mein Gott, ich glaub', mir wird schlecht.
    Anderson: Na denn mal los. Kotz dich von oben bis unten an.
    Mrs. Everleigh: Du hast nichts Menschliches an dir. Du bist kein Mensch.
    Anderson: Na schön. Bin ich also keiner. Aber ich bin der einzige Mann auf der Welt, der dich 'rausholen kann. Mach dich breiter.
    Mrs. Everleigh: So wie jetzt? Ist es so richtig, Duke?
    Anderson: Ja.
    [Pause von einer Minute acht Sekunden.]
    Mrs. Everleigh: Du tust mir weh, du tust mir weh.
    Anderson: Na klar.
    Mrs. Everleigh: Weiße Würmer.
    Anderson: Ganz recht. Kommst du 'raus?
    Mrs. Everleigh: Ja… ja…
    Anderson: Du hast 'nen Körper wie Apfelmus.
    Mrs. Everleigh: Bitte, Duke …
    Anderson: Du bist 'ne Lehmkuhle.
    Mrs. Everleigh: Bitte, Duke …
    Anderson: »Bitte, Duke. Bitte, Duke.« Blöde Nutte. Mach deinen Mund auf.
    Mrs. Everleigh: Bitte, ich…
    Anderson: Na also. Ist das nicht nett? Jetzt bin ich als Mensch nett zu dir. Als menschliches Wesen aus Fleisch und Blut. Zufrieden?
    Mrs. Everleigh: Uh … uh …

27
    Es folgt die Xerox-Ablichtung einer handgeschriebenen Mitteilung, die von Dr. Seymour P. Ernst, dem Präsidenten der »Stiftung für Neuzeitliche Graphologie«, Erskine Avenue 14426, Chikago, Illinois, eindeutig als in der

Weitere Kostenlose Bücher