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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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gekleidet. Wir sprachen sehr wenig. Der eigentliche Fahrer, der Mann namens Ed, schien einigermaßen intelligent und aufgeweckt. Der andere, Billy genannt, war groß und muskulös, aber von kindlicher Wesensart. Ich glaube, er war geistig zurückgeblieben.
    Wir fuhren auf kürzestem Weg zu dem Haus in der York Avenue 1370 und hielten schließlich vor dessen Straßenfront. Wie wir vereinbart hatten, stieg ich aus, ging in die Halle und legte dem Portier meine Legitimationen vor. Er prüfte meine Ausweiskarte, warf einen Blick zur Bordkante hinaus, wo der Lastwagen parkte, und trug mir auf, in die Einfahrt zu fahren, die an der Seite des Gebäudes entlangläuft. Hat einer der Herren vielleicht eine Zigarette für mich? Vielen herzlichen Dank.
    [Pause von vier Sekunden.]
    Also… mein Gesicht erschien in der Halle auf dem Bildschirm des geschlossenen Fernsehsystems, und der Portier drückte den Knopf, der die Verriegelung der Dienstbotentür öffnet, und gestattete mir den Eintritt in den Keller. Wie bitte? Nein, dies sollte nur eine Besichtigung sein. Es lag keine Absicht vor, etwas zu stehlen oder zu zerstören. Anderson wünschte lediglich eine vollständige Erfassung des Kellers plus Polaroidaufnahmen allfälliger interessanter Gegebenheiten. Sie verstehen? Wäre ich der Ansicht gewesen, man verlange von mir etwas Gesetzwidriges, hätte ich diesen Auftrag niemals angenommen.
    Also. Ich bin jetzt im Keller. Zuerst ging ich an den Telephonverteilerkasten. Nichts Außergewöhnliches. Ich machte mir Notizen über Hauptanschlüsse und Nebenstellen. Ich photographierte den Eintritt der Hauptfernleitung in den Keller und machte auch einige Sofortbilder jener Stelle, wo dieselbe unterbrochen werden sollte, um das ganze Haus zu isolieren. Anderson hatte mich darum ersucht, verstehen Sie. Ich stellte auch zwei voneinander unabhängige Kabelsysteme fest, die mir durch ihre Anordnung den Schluß nahelegten, es handle sich dabei um Alarmanlagen - die eine, möglicherweise durch Ultraschall- oder Radiowellen ausgelöst, mit dem nächsten Polizeirevier verbunden, während die andere zu einem privaten Bewachungsdienst führte und nach meinen Vermutungen durch das öffnen von Türen oder Fenstern in Gang gesetzt wurde. Überraschenderweise trugen beide Systeme kleine Kärtchen mit den Nummern der Wohnungen, und so konnte ich festhalten, daß die Alarmleitung zum Polizeirevier aus Appartement Fünf B kam, die Leitung zu dem privaten Bewachungsdienst aus Appartement Vier B. Ich vermerkte dies und machte Photos davon. Wie Anderson gewünscht hatte.
    In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür, und ein Mann kam in den Keller. Wie ich erfuhr, war es Ivan Block, der Hausbesorger des Gebäudes. Er fragte mich nach meinem Tun, und ich erklärte ihm, die Telephonbaugesellschaft habe die Absicht, einen neuen Kabelstrang durch die Straße zu legen, und ich müsse die Baulichkeiten untersuchen, um den Bedarf an neuem technischem Zubehör zu ermitteln. Dieselbe Erklärung hatte ich auch dem Portier gegeben. Noch ein Glas Wasser, bitte. Ich danke Ihnen.
    [Pause von sechs Sekunden.]
    Block zeigte sich mit meiner Erklärung zufrieden. Als ich ihm beim Sprechen zuhörte, wurde mir gegenwärtig, daß es sich bei ihm um einen Ungarn oder möglicherweise um einen Tschechoslowaken handelte. Da ich keiner dieser beiden Sprachen mächtig bin, sprach ich ihn auf deutsch an, worauf er in sehr schlechtem, mit schwerem Akzent behaftetem Deutsch antwortete. Es bereitete ihm jedoch Vergnügen, diese Sprache zu sprechen. Ich glaube, er war etwas angeheitert. Er bestand darauf, ich möge auf ein Glas Wein in seine Wohnung kommen. Erfreut über die Gelegenheit, eine weitere Erkundung vorzunehmen, folgte ich ihm.
    Die kleine Wohnung des Hausbesorgers war schmutzig und bedrückend. Ich trank jedoch ein Glas Wein mit ihm, während ich mich umblickte. Der einzige Wertgegenstand, den ich sah, war ein antikes Triptychon auf seiner Kredenz, wohl mindestens dreihundert Jahre alt und wunderschön geschnitzt. Sein Wert, so schätze ich, mochte an die zweitausend Dollar betragen. Ich kam aber nicht darauf zu sprechen.
    Block schenkte sich ein neues Glas ein. Ich sagte ihm, ich müsse meine Dienststelle anrufen, und ging. Sodann erkundete ich den Hauptteil des Kellers. Das einzige Ding von Interesse, das ich vorfand, war ziemlich sonderbar …
    Es erwies sich als eine Art Verschlag… oder eher als kleines Zimmer, mit dem man eine Ecke des Kellers verbaut hatte. Es war

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