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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Vielleicht bißchen Bargeld. Hört sich gut an?
    Anderson: Nicht übel. Sind die Leute den ganzen Sommer lang hier?
    Johnson: Nein, wie ich bedauerlicherweise berichten muß, großer Meister. Kommendes Wochenende übersiedelt die Familie 'raus nach Montauk, für 'ne ganze Weile. Der alte Sheldon wird jedes Wochenende 'rausfahren und erst nach dem Labour Day damit aufhören. Das bedeutet, daß es für den armen Skeets ganze drei Monate lang nichts Süßes mehr zu stoßen gibt, sofern wir uns nicht was ausdenken können - daß sie in die Stadt 'reinkommt oder ich dort 'rausfahre oder so.
    Anderson: Du findest sicher 'ne Lösung.
    Johnson: Das möcht' ich auch. Das möcht' ich wirklich. Ich muß sie sehen, meine gute Andronica, sie bläst so schön auf meiner Mundharmonika.
    Anderson: Was ist mit dem kalten Zimmer? Dieser Raum im Keller. Erinnerst du dich?
    Johnson: Ich hab's nicht vergessen, o weißer Mann, der du mit gespaltener Zunge sprichst. Rat mal, was es ist.
    Anderson: Ich hab's versucht. Ich errat's nicht.
    Johnson: Als das Haus gebaut wurde, hatten die Leute da ihr Obst und ihr Gemüse. Dann, als die Kühlschränke aufkamen, lagerte der alte Knacker, der den Schuppen gebaut hat, seine Weine da unten. Diese Mauern sind dick.
    Anderson: Und jetzt? Was machen sie jetzt mit dem Zimmer? Immer noch Wein aufheben?
    Johnson: Beileibe nicht. Sie haben so 'ne Art kleinen Kühlschrank da drin und 'n Maschinchen, das der Luft die Feuchtigkeit entzieht. Es ist kalt und trocken. Und alle, die im Haus wohnen - die Frauen, will das heißen -, die hängen dort ihre Pelzmäntel 'rein, wenn das warme Wetter kommt. Brauchen nichts dafür zu bezahlen. So haben sie ihre eigene Pelzaufbewahrungskammer gleich im Haus. Wie gefällt dir das?
    Anderson: Gefällt mir. Gefällt mir ausgezeichnet.
    Johnson: Das hab' ich mir gedacht. Duke, falls du irgendwas vorhast - und ich sag' ausdrücklich falls - und du 'nen zusätzlichen Handlanger für deinen Acker brauchst… dann weißt du ja, wer noch zu haben ist, nicht wahr?
    Anderson: Ich geb' dir, was dein; du könntest es sein.
    Johnson: Ah, Baby, jetzt singst du unser Lied!
    Anderson: Faß mal unter den Tisch; 's ist dein zweiter Lappen.
    Johnson: Ich nehm' mir dein Moos und find' es grandios. Doch warum zahlst du das Geld, das große? Ich schulde dir was für die Mieze, die ich stoße.
    Anderson: Bis später mal.

29
    Tonband SEC-25JUN68-IM-12.48PM-139H; ein abgehörtes Telephongespräch; 25. Juni 1968; 12.48 Uhr.
    Anderson: Hallo? Ich bin's.
    Ingrid: Ja. Och…
    Anderson: Hab' ich dich aufgeweckt? Tut mir leid.
    Ingrid: Wie spät ist es?
    Anderson: Ungefähr Viertel vor eins.
    Ingrid: Kommst du 'rüber?
    Anderson: Nein. Heut' nicht. Deswegen ruf ich ja an. Ist dein Telephon sauber?
    Ingrid: Och, Schatzi… warum sollten die ihre Zeit an mich vergeuden? Ich bin ein Niemand.
    Anderson: Gott, wie gern würd' ich 'rüberkommen. Aber ich kann nicht. Heut' nicht. Ich würd' nachher einschlafen. Ich hab heut' abend ein Treffen.
    Ingrid: So.
    Anderson: 's ist sehr wichtig. Sehr große Männer. Ich muß munter sein. Hellwach. Das sind die Geldleute.
    Ingrid: Du weißt, was du tust?
    Anderson: Ja.
    Ingrid: Ich wünsch' dir sehr viel Glück.
    Anderson: Bis zwei oder drei werd' ich das Treffen wohl hinter mir haben. Es ist in Brooklyn. Kann ich dann wiederkommen ?
    Ingrid: Bedaure sehr, Schatzi, nein. Heut' nacht hab' ich zu tun.
    Anderson: Zu tun?
    Ingrid: Ja.
    Anderson: Was Wichtiges?
    Ingrid: Wir wollen sagen - was Einträgliches. Er kommt aus Fort Wayne angeflogen. Das liegt in Indiana. Das ist doch immerhin was… nein? Von Fort Wayne, Indiana, nach New York zu fliegen, nur um die arme alte Ingrid Macht zu sehen.
    Anderson: Ich kam' auch aus Hongkong angeflogen.
    Ingrid: Ah! Das ist aber romantisch! Ich danke dir wirklich. Aber morgen vielleicht?
    Anderson: Ja. In Ordnung. Das ist am besten, glaub' ich.
    Ich erzähl' dir dann davon.
    Ingrid: Wie du willst. Duke …
    Anderson: Ja?
    Ingrid: Sei vorsichtig. Sei sehr, sehr vorsichtig.
    Anderson: Ich will's sein.
    Ingrid: Etwas ist in dir, was mir Kummer bereitet - eine Wildheit, etwas Fremdartiges. Du mußt denken, überlegen. Duke, versprich mir, daß du denken wirst… sehr scharf denken.
    Anderson: Ich versprech' dir, ich werd' sehr scharf denken.
    Ingrid: Das ist gut. Und vielleicht könnten wir morgen nachmittag 'rauskommen. Gemeinsam 'rauskommen, Duke, entfliehen. Zum erstenmal gemeinsam.
    Anderson: Gemeinsam? Ja. Ich hol' dich 'raus. Ich

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