2300 - Vorboten des Chaos
sprengen."
Luke, Fogel und Queenz bezogen in aller Hektik ihre Räume.
Schlafzimmer und Bäder waren getrennt. Eine kleine Küche, ein Aufenthaltsraum und eine Nische mit drei Terminals standen für Gemeinschaftsnutzung bereit. Alles war für siganesische Bedürfnisse eingerichtet, wenngleich sichtbar neu und provisorisch. Nahrung, Wechselkleidung, ein komplettes Sicherheitspaket aus TLD-Beständen, das Schutzanzüge und einen Medoschrank enthielt. Luke warf einen Blick auf die Anzüge, die neben den Terminals in Spinden hingen: drei Einsatz-Monturen des Liga-Dienstes, militärisch ausgeführt und verplombt.
Er hielt den Kopf unter den Wasserstrahl der Nasszelle, nur für eine Sekunde, und trocknete zuerst das kurze blauschwarze Haar, dann den Backenbart. Zuletzt trat er ans Fenster und blickte über Terrania. Aus einem Kilometer Höhe reichte die Sicht bis zum berühmten Goshun-See; das Wasser lag wie ein dunkles Vakuum mitten in der glimmernden Stadt.
„In direkter Nachbarschaft zum Imperator", hörte er von nebenan Ashlon Fogel rufen, „direkt am Versammlungssaal, das ist schon eine Ehre, Demetrius!"
Etwas leiser, weil aus dem hintersten Raum, tönte Dani Queenz: „Dieser Diktator unterdrückt die halbe Galaxis.
Ich wüsste nicht, wo da die Ehre liegt!"
Sie trafen sich am Eingang, und Queenz hatte das Kunststück fertig gebracht, in fünfzehn Minuten zu duschen, sich zu trocknen und frische Kleidung anzulegen. Ihr dunkelgrüner Teint wirkte frisch und anziehend, ihr schmales Gesicht zeigte die Klasse eines Fotomodells. Luke wagte kaum, sie anzusehen, weil er Fogels Blicke fühlte.
Mondra Diamond – diesmal ohne Norman – führte sie zur Konferenz; die Siganesen folgten mit Hilfe ihrer Flugaggregate. Crest-Saal und Lethos-Saal wirkten gewaltig, groß genug, um zwanzig siganesische Turnhallen darin zu stapeln.
Ihre Loge war die kleinste im Saal, vergleichbar höchstens mit der begrünten Laube der Swoons, drei Reihen weiter oben. Die Konstruktion aus Glas lag in der ersten Reihe, zwischen der Loge der Archetz-Delegierten, einer Kanzel, in der Luke drei echsenhafte Dron erkannte, und dem Abteil der Gesandten von Lepso.
Ein totenbleicher Baálol-Priester richtete eben das Wort an die Versammlung, vom angestrahlten Rednerpult, doch Luke hörte nicht auf seine Worte.
„Eine Aufzeichnung des Konferenzverlaufs ist vorbereitet", raunte Mondra Diamond zum Schluss. „Eure Terminals halten entsprechend die Daten vor. Das Presseamt hat eine kommentierte Zusammenfassung erstellt."
Demetrius Luke trat unter die Haube aus Glas. In der Sekunde, als er im vordersten Sessel Platz nahm, fuhren die Terminals aus dem Standby hoch.
Fogel und Dani Queenz benutzten nicht die eigenen Sitze, sondern lauschten über Lukes Schultern gebeugt: Rhodans Eingangsrede, Sonnenzapfung und Personen-Ferncontainer; der Traum vom galaktischen Transmitter-Netz. Die ominöse Linie Eins.
Luke hörte Fogel aufgeregt Atem holen. Als er sich zur Seite drehte, wirkte der Minister für Technologische Entwicklung wie weggetreten. Keine Sekunde reute Luke, Terras Ruf gefolgt zu sein, und diese Meinung teilten ausnahmsweise alle drei: Rhodans Vorschlag war vermessen, strotzte vor Hybris – aber er war großartig. Eine Vision für die Völker der Galaxis.
Luke lehnte sich im den Sessel zurück. Er war sicher, dass die Konferenz die halbe Nacht dauern würde. Schließlich begann er Notizen auf ein Stück Folie zu schreiben, in sauberen, lesbaren Lettern.
„Du willst eine Rede halten?", fragte Dani Queenz. Vor Rhodan und Curtiz und Bostich? Doch sie sprach es nicht aus.
„Dafür sind wir hier." Demetrius Luke beugte sich zum Nebensessel.
„Ash, ich brauche deine erste Bewertung als Fachmann. Beeil dich bitte, ich bin in einer halben Stunde dran."
9.
„Nach wie vor stand als Gespenst die Entstehung der Negasphäre am galaktischen Himmel. Ob es in Hangay tatsächlich zur Genese kommen sollte, ob dies erst in tausend Jahren oder wann auch immer der Fall war und ob die Milchstraße dann in die Ereignisse hineingezogen wurde, wusste im Februar 1344 NGZ niemand in der Milchstraße sicher.
Aber wenn es geschah – dann sollten sie gewappnet sein. Unter dem Kodenamen ›Fall Mandelbrot‹ ließ Rhodan Pläne für den Ernstfall schmieden.
Die Milchstraße durfte nicht den Fehler begehen wie im Fall des Hyperimpedanz-Schocks und im Vorfeld die Augen schließen. Wenn die Milchstraße in einen Strudel gezogen wurde, mussten sie gerüstet
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